Kieppemühle

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Die Kieppemühle 1824, Lithographie eines unbekannten Künstlers

Der Kieppemühle, auch Kippemühle genannt, war zunächst eine Pleißmühle[1], später eine Papiermühle und Ortsteil im Stadtteil Gronau von Bergisch Gladbach an der Strunde.[2] Die Stadt Bergisch Gladbach richtete hier ab 2017 einen Wertstoffhof mit der Bezeichnung Kippemühle ein.[3]

Der im Artikel über die Gronauer Mühle erwähnte Schleifkotten war die ursprüngliche Kieppemühle als Teil des Gronauer Hofs. Wann an diesem Gefälle erstmals eine Mühle entstand, und zwar eine Pleiß- bzw. Poliermühle, ist nicht bekannt. Als Everhard von Schlebusch 1483 Erbpächter des Gronauer Hofs wurde, war jedenfalls Thönis Quadt Pächter dieses Pleißkottens. 1524 wurden Johann Kybbe und seine Frau Grietgen Pächter. Von diesem Pächter leitete man im Volksmund den Namen Kybbemühle ab, der sich dann zu Kieppemühle entwickelte. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Kieppemühle um zwölf Fuß erweitert und in eine Pulvermühle umgebaut. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Pulvermühle wieder zur Pleißmühle geworden. Bald danach gliederte Gottfried von Steinen (III) die Kieppemühle aus dem Gronauer Hof aus und erwarb sie zu einem nicht bekannten Preis als Eigentum. Am 9. Juli 1670 beantragte er eine Konzession für eine Papiermühle anstelle des alten Pleißkottens und begann schon bald mit dem Aufbau.[2]

Im Laufe der Jahre wechselten die Eigentümer wie auch die Pächter. 1738 sind die Brüder von Steinen, der kurpfälzische Geheime Rat Johann Wilhelm Wolfgang Freiherr von Steinen, der kaiserliche Kürassieroberstwachtmeister Wirich Leopold von Steinen und Johann Friedrich Sigismund von Steinen zum Großen Bernsaw Eigentümer.[4] Immer blieb es aber bei der Papierherstellung. Der erfahrene Papiermacher Johann Wilhelm Aurelius Fues baute die inzwischen veraltete Mühle um und schaffte 1812 noch zwei Holländer an. Um diese jedoch antreiben zu können, musste ein Umbach gegraben werden, der oberhalb der Gronauer Mühle abzweigte und um diese herum zur Kieppemühle geführt wurde. Johanna Fues, verwitwete Schwiegertochter von Aurelius Fues, heiratete am 3. Juni 1824 Karl August Koch, der fortan die Geschicke des Unternehmens leiten sollte. Er war ein erfahrener Kaufmann, der das bisher kleine Unternehmen nach vorne brachte. Am 4. Januar 1828 pachtete er die Dünnmühle seines Nachbarn Johann Wilhelm Lommertzen zunächst auf zehn Jahre verbunden mit einem Vorkaufsrecht. Er konnte nun an zwei Standorten produzieren. Er erzeugte 28 Sorten Papier, die nicht nur im Rheinland und in Westfalen, sondern sogar bis nach Sankt Petersburg verkauft wurden. Im Juni 1843 begann er mit den Vorarbeiten für die Aufstellung einer ersten Papiermaschine. Trotz Einsatz einer Dampfmaschine wurde auch noch die Wasserkraft der Strunde genutzt.[2]

Namensgeber für das Unternehmen wurde 1885 Eduard Poensgen der in diesem Jahr Aurelie Fues heiratete, und im Unternehmen Teilhaber wurde. Man nannte die Firma zeitweilig Poensgen & Heyer, später auch Poensgen & Co. Heute nennt sich das aus der Papierhandlung Heyer hervorgegangene Unternehmen Römerturm.[5][6] 1922 wurde die Personengesellschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Produktion und die Zahl der Arbeiter nahmen wieder zu, doch die Weltwirtschaftskrise 1929/30 brachte schwierige Zeiten, die bis in die 1930er Jahre andauerten. Während des Zweiten Weltkriegs kam die Produktion 1944 wegen Rohstoffmangels völlig zum Erliegen. Die Fabrikanlagen wurden schwer beschädigt und teilweise zerstört. Es dauerte bis 1950, bis man mit dem Wiederaufbau des Werks beginnen konnte. Mitte 1951 lief die Papiermaschine wieder an. Doch das Unternehmen kam nie mehr richtig in Fahrt. 1958 wurde es von der Zellstofffabrik Waldhof gekauft, die es 1966 endgültig stilllegte. Alle Werksanlagen wurden niedergelegt.[2]

Aus Carl Friedrich von Wiebekings Charte des Herzogthums Berg 1789 geht hervor, dass Kieppemühle zu dieser Zeit Teil der Honschaft Gronau im Kirchspiel Gladbach war.[7]

Unter der französischen Verwaltung zwischen 1806 und 1813 wurde das Amt Porz aufgelöst und Kieppemühle wurde politisch der Mairie Gladbach im Kanton Bensberg zugeordnet. 1816 wandelten die Preußen die Mairie zur Bürgermeisterei Gladbach im Kreis Mülheim am Rhein. Mit der Rheinischen Städteordnung wurde Gladbach 1856 Stadt, die dann 1863 den Zusatz Bergisch bekam.

Der Ort ist auf der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1824, auf der Preußischen Uraufnahme von 1840 und ab der Preußischen Neuaufnahme von 1892 auf Messtischblättern regelmäßig als Kippemühle, Kieppemühle oder ohne Namen verzeichnet.

Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner Wohn-

gebäude

Kategorie Bezeichnung
1822[8] 11 Papierfabrik Kippemühl
1830[9] 27 Papierfabrik Kippemühl
1845[10] 19 3 Papierfabrik Kippemühle
1871[11] 7 1 Papierfabrik Kippemühle
1885[12] 9 1 Wohnplatz
1905[13] 11 2 Wohnplatz

Straßenbezeichnung

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Nach der ehemaligen Kieppemühle ist der Kieppemühlenweg benannt, die über diesen Weg aus Alt Refrath kommend erreicht wurde.[14]

Einzelnachweise

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  1. Pleiß von pleistern = verputzen, glätten, polieren mit Kalk (Rüstungen mussten poliert werden, um glänzend und rostabweisend zu sein), siehe Jakob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854–1961, Band 13, bearbeitet von Matthias von Lexer, Leipzig 1889, Reprint München 1991
  2. a b c d Hans Leonhard Brenner: Die Strunde und ihre Bergisch Gladbacher Mühlen, Hrsg. Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bergisch Gladbach, Bergisch Gladbach 2012, S. 126ff., ISBN 3-932326-67-9
  3. Abfallwirtschaftsbetrieb Bergisch Gladbach, Wertstoffhof Kieppemühle abgerufen am 23. April 2019
  4. Inventare nichtstaatlicher Archive 26: Die Urkunden des Archivs von Burg Rösberg, Rheinland-Verlag, Köln 1981.
  5. Firma Römerturm
  6. Produkte von Römerturm (Memento vom 30. Oktober 2012 im Internet Archive)
  7. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz; Zweiter Band: Die Karte von 1789. Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600 bis 1794; Bonn; 1898
  8. Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Erster Band. A–F. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821 (Digitalisat).
  9. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin/Stettin 1830 (Digitalisat).
  10. Königliche Regierung zu Cöln (Hrsg.): Uebersicht der Bestandtheile und Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften und einzeln liegenden benannten Grundstücke des Regierungs-Bezirks Cöln, nach Kreisen, Bürgermeistereien und Pfarreien, mit Angabe der Seelenzahl und der Wohngebäude, sowie der Confessions-, Jurisdictions-, Militair- und frühern Landes-Verhältnisse. Köln 1845 (Digitalisat).
  11. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Rheinprovinz und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band XI, 1874, ZDB-ID 1467523-7 (Digitalisat).
  12. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  13. Gemeindelexikon für die Rheinprovinz. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft XII, 1909, ZDB-ID 1046036-6.
  14. Andree Schulte: Bergisch Gladbach Stadtgeschichte in Straßennamen, Hrsg. Stadtarchiv Bergisch Gladbach und Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V., Bergisch Gladbach 1995, S. 150f., ISBN 3-9804448-0-5
  • Ferdinand Schmitz: Die Papiermühlen und Papiermacher des bergischen Strundertals, Bergisch Gladbach 1921
  • Feststellung und Ordnung für den Strunderbach, gedruckt bei Chr. Illinger, Bergisch Gladbach o. J., (es handelt sich um die Bachordnung und das Bachprotokoll von 1823 nach einer Kopie von 1854)
  • Frank Schulte: Die Mühlen an der Strunde, Bergisch Gladbach 1979, ISBN 3-932326-02-4
  • Herbert Nicke: Bergische Mühlen, Auf den Spuren der Wasserkraftnutzung im Land der tausend Mühlen zwischen Wupper und Sieg, Wiehl 1998, S. 246, ISBN 3-931251-36-5
  • Herbert Stahl (Redaktion) und andere: Gronau“, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-932326-51-6

Koordinaten: 50° 58′ 57,7″ N, 7° 7′ 6,4″ O