Kloster Neuenberg
Kloster Neuenberg | |
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Die Klosterkirche von Westen mit den restl. Konventsbauten links im Hintergrund
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Lage | Fulda-Neuenberg, Andreasberg 5 |
Liegt im Bistum | Fulda |
Koordinaten: | 50° 33′ 8,6″ N, 9° 39′ 42,5″ O |
Patrozinium | St. Andreas |
Gründungsjahr | 1023 |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
im Bauernkrieg 1525 |
Mutterkloster | Benediktinerabtei Fulda |
Das Kloster Neuenberg war eine dem Apostel Andreas geweihte Propstei des Benediktinerklosters Fulda auf dem westlich von Fulda gelegenen Hügel Neuenberg, aus dem die heutige Pfarrei St. Andreas im Fuldaer Stadtteil Neuenberg hervorgegangen ist.
Geschichte
Das Kloster wurde 1023 durch den Fuldaer Abt Richard von Amorbach († 1039) am Neuenberg vor den Mauern der Stadt Fulda gegründet. Er wurde im von ihm gegründeten Kloster am 20. Juli 1039 beigesetzt. Seine Grabstelle befindet sich bis heute unverändert in der Klosterkirche (St. Andreas). Es ist das einzige Abtsgrab in Fulda, das aus der Zeit vor 1700 stammt.[1]
Bereits im 12. Jahrhundert entstand in der Nähe des Klosters das Dorf Neuenberg. Der erste Klostervorsteher war Bardo, ein Verwandter des Kaisers Konrad II. und späterer Erzbischof von Mainz.
Mit dem Kloster Neuenberg erhielt die "sakrale Landschaft", die das Kloster Fulda zum Mittelpunkt hatte, einen Abschluss, nachdem bereits im Norden das Kloster Frauenberg, im Osten Kloster Petersberg und im Süden das Kloster Johannesberg als Filialklöster gebaut waren.
1023 wurde die fertiggestellte Klosterkirche auf dem "Neuen Berge des hl. Andreas" durch den Mainzer Erzbischof Aribo konsekriert. Das neue Kloster beherbergte in den ersten Jahren etwa 25 Mönche. In der Mitte des Längsschiffes befand sich ursprünglich ein Lettner, an dem ein Altar angebracht war. Dieser Lettner trennte den Klausurteil der Kirche, der den Mönchen vorbehalten war, von dem Kirchenraum, den die Dorfbewohner betreten durften.
Eine erste große Zerstörung erlitt das Kloster im Jahre 1441 durch eine große Feuersbrunst, die die Klostergebäude größtenteils vernichtete. Der Wiederaufbau ging nur langsam vonstatten. Schon vorher war der Reformeifer der Mönche von St. Andreas erloschen. Die gotische Johanneskapelle im ersten Turmgeschoss der St. Andreaskirche wurde im Jahr 1480 von Propst Gerlach II. errichtet. Davon sind bis heute noch die Altarnische mit Durchblick zum Chorraum der Kirche, die steinerne Mensa und außerdem das gotische Kreuzrippengewölbe mit einem dreiblättrigen Kleeblatt als Schlussstein, erhalten.
Bauernkrieg
Verheerende Zerstörungen brachte die Osterwoche 1525, als revoltierende Bauern aus Schwaben und Franken die während des Bauernkrieges bis nach Fulda vorgestoßen waren, das Kloster brandschatzten. Laut der Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen von Georg Landau aus dem Jahre 1842 "war es wohl um die 10.000 Mann stark" . Die Verwüstung des Klosters war so groß, dass die vertriebenen Mönche nicht mehr in ihr Kloster zurückkehrten. Jedoch hielt die Kirche allem stand.
Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche St. Andreas im Stil des Barock umgestaltet. Das Kirchenschiff erhielt große Fenster, und die romanische Balkendecke wurde durch ein Stuckgewölbe ersetzt.
Die Klosterkirche diente dem Dorf in der Folge auch als Pfarrkirche.
Siehe auch
Krypta
Die ottonische Krypta unter dem heutigen Altarraum, ist seit der Gründung des Klosters unverändert geblieben. Sie wird von vier Säulen mit attischen Basen und romanischen Würfelkapitellen getragen. Ebenfalls von hoher kunstgeschichtlicher Bedeutung sind Seccomalereien im ottonischen Gewölbe der Krypta, die zeitlich in das Jahr 1025 zu datieren sind. Sie sind einmalig in der mittelalterlichen Wandmalerei. Aus ihrer Entstehungszeit gibt es in Deutschland nur auf der Insel Reichenau in der St. Georgskirche vergleichbare Wandbilder.
1932 wurden die alten Wandmalereien der ottonische Krypta bei Instandsetzungsarbeiten wiederentdeckt und freigelegt. Sie zeigen eine liturgische Prozession von 22 Engeln in Richtung Altar. An der Ostwand in der Apsis befinden sich drei kleine romanische Fenster, in deren Laibungen die alttestamentlichen Gestalten Abel, Abraham und Melchisedek dargestellt. Diese gelten seit frühchristlicher Zeit als Opfervorbilder für das Kreuzesopfer Christi und die Darbringung der Eucharistie.
Die Krypta der Klosterkirche befindet sich heute noch im Originalzustand unter der Propsteikirche St. Andreas. Es gibt nur noch zwei Krypten mit einem geschlossenen Sakralraum und Wandmalereien in Deutschland, die aus ottonischer Zeit erhalten sind. Die Krypta wurde am 3. Februar 2006 nach 15-jähriger Analyse und Restaurierung von Bischof Heinz Josef Algermissen wieder geweiht.
Besuche sind nach Absprache mit dem Pfarrbüro möglich.
Liste bekannter Pröpste
- Albert von Hornsberg um 1307
- Heinrich um 1328
- Heinrich von Haselstein um 1353
- Volprecht (Volpert) um 1382, 1387
- Karl von Bibra der Jüngere um 1401
- Philipp Georg Schenk von Schweinsberg 1555-?, 1567-1568 Fürstabt, auch Propst vom Michaelsberg, in Holzkirchen und vom Johannesberg
- Johann Friedrich von Schwalbach 1593–1606zuvor Propst von Michaelsberg und überlappend Propst von Blankenau, 1606 Fürstabt und Propst vom Johannesberg
- Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg 1618-1623, danach Fürstabt und Propst vom Johannesberg, zuvor Propst in Blankenau und auf dem Michaelsberg
- Johann Michael von Hohenstein (verzichtete 1667)
- Johann Michael von Hochstetten, Dekan von Fulda, 5. Dezember 1667 bis ?, zuvor Propst in Thulba, danach Propst auf dem Petersberg
- Adalbert von Schleifras 1683–1700, zuvor Propst von Michaelsberg und teilweise überlappend von Blankenau, 1683 Dekan, später Fürstabt von Fulda
- Benedikt von Rosenbusch 1707-1724, davor Propst in Blankenau, in Thulba und auf dem Johannesberg
- Dekan Amand von Buseck 1724-1737, 1737 Fürstabt, 1752 Fürstbischof
- Leopold Specht von Bubenheim 1741-1755, zuvor Propst von Sannerz und vom Petersberg
- Karl von Fechenbach 1755-1773, davor Propst auf dem Petersberg und auf dem Johannesberg
- Lothar (Lotharius) Freiherr von Breidbach zu Bürresheim 9.3.1778 bis 1794, davor Propst in Holzkirchen und auf dem Petersberg, danach auf dem Andreasberg
- Benedikt (Benedictus) von Ostheim 19. August 1794 bis mind. 1798, davor Propst in Thulba
Kunst in St. Andreas
Die Kirche St. Andreas ist für ihre modernen sakralen Kunstgegenstände bekannt, die unter anderem aus der Hand des Goldschmiedes Michael Amberg (Würzburg) und der Benediktinerin Lioba Munz, die in Fulda gelebt hatte, stammen. Letztere war 1958 Meisterschülerin bei Elisabeth Treskow an den Kölner Werkschulen.
Zu diesen Kunstgegenständen gehören:
- Der „Bardokelch“
- Ein Evangeliar
- Eine Hostienschale
- Ein Ziborium
- Eine Custodia
- Ein Vortragekreuz
- Mehrere Ikonen von Makarius Tauc (u. a. Bonifatius und Marienikone)
- Die Hauskapelle des Pfarrers, die ebenfalls von Makarius Tauc ausgemalt wurde
- Eine Monstranz (~1700)
- Eine Reliquienkrone für die restaurierte Krypta
- Die restaurierte Krypta
Literatur
- Johannes Burkardt: Fulda, Neuenberg/Andreasberg. In: Friedhelm Jürgensmeier u. a.: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen (Germania Benedictina 7 Hessen), Eos, St. Ottilien 2004, S. 465–479. ISBN 3-8306-7199-7.
Einzelnachweise
- Kirchengebäude in Fulda
- Kirchengebäude in Europa
- Kirchengebäude im Bistum Fulda
- Baugruppe (Städtebau) in Hessen
- Baugruppe (Städtebau) in Europa
- Baugruppe (Städtebau) der Romanik
- Baugruppe (Städtebau) der Vorromanik
- Pfarrkirche des Bistums Fulda
- Ehemaliges Benediktinerkloster in Hessen
- Kloster (11. Jahrhundert)
- Andreaskirche (Patrozinium)
- Klosterkirche in Deutschland
- Kloster im Bistum Fulda
- Klosteranlage
- Ottonische Architektur