Kloster Wienhausen

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Außenansicht der Klosterkirche: vorn der gotische Teil mit dem Nonnenchor, hinten die romanische Pfarrkirche

Das Kloster Wienhausen ist ein ehemals zisterziensisches, heute evangelisches Frauenkloster aus dem 13. Jahrhundert. Es liegt im niedersächsischen Wienhausen und wird von der Klosterkammer Hannover verwaltet.

Beschreibung

Das historische Klosterensemble ist weitgehend erhalten. Östlich der Kirche liegen Wassermühle und Wirtschaftsgebäude. Nach Norden im rechten Winkel an die Kirche angebaut sind die Konventsgebäude: das mittelalterliche im Westen, dessen Giebel mit dem Westgiebel der Kirche dem Besucher zuerst ins Auge fällt, und der nachreformatorische Fachwerkbau im Osten; dazwischen der doppelgeschossige Kreuzgang im Stil der Backsteingotik. Die Kirche besteht aus der alten romanischen Archidiakonatskirche (deren Turm bei der Klostergründung gemäß Zisterzienserregel abgerissen wurde) und der westlich daran angebauten hohen gotischen Klosterkirche mit dem Nonnenchor im Obergeschoss und dem Pilgersaal im Erdgeschoss. Die beiden Gebäudeteile sind heute durch eine Holzwand abgeteilt und werden getrennt genutzt.

Der im 14. Jahrhundert fertiggestellte Nonnenchor zählt zu den bemerkenswertesten erhaltenen gotischen Sakralräumen. Decke und Wände sind flächendeckend mit biblischen Bildern und Ornamenten ausgemalt. Dargestellt sind unter anderem die Schöpfungsgeschichte, das Leben und Sterben Jesu Christi und seine Auferstehung und Herrschaft im himmlischen Jerusalem. 1952 wurden die Eichenbohlen unter dem Gestühl der Nonnen entfernt, um elektrische Leitungen zu legen. Bei diesen Arbeiten wurden seltene und wertvolle Alltagsgegenstände gefunden, darunter Nietbrillen aus dem 14. und 15. Jahrhundert sowie Kultgegenstände, die sowohl christlichem als auch heidnischem Glauben zugeschrieben werden können.

Kloster Wienhausen ist bekannt für seine Sammlung wertvoller gotischer Bildteppiche aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die jedes Jahr ab dem Freitag nach Pfingsten in einer Sonderausstellung zu sehen sind. Die Teppiche zeigen sowohl christliche als auch weltliche Themen; dargestellt sind zum Beispiel die Tristansage, verschiedene Heiligengeschichten (Thomas, Anna und Elisabeth) sowie der Spiegel des menschlichen Heils. Die im Kloster lebenden Konventualinnen pflegen die zahlreichen Kunstschätze und bieten Führungen an. Seit 2000 können die Teppiche sowie die Fundstücke aus dem Nonnenchor während der Hauptsaison mit mehrsprachigen Audioführungen (deutsch, englisch, französisch und spanisch) betrachtet werden. Führungen durch das Kloster werden auf Anfrage auch in Englisch, Französisch, Spanisch sowie Plattdeutsch angeboten.

Geschichte

Das Kloster wurde um 1230 von Agnes von Landsberg etwa 15 Kilometer von Celle entfernt in Wienhausen an der Aller gegründet. Nach der Wienhäuser Chronik gab es schon vorher einige Kilometer entfernt ein Kloster, das dann wegen seiner Lage in einem Sumpfgebiet nach Wienhausen verlegt wurde. Sicher belegt werden kann das allerdings nicht.

1233 wurde die Klostergründung in Wienhausen von Bischof Konrad II. offiziell bestätigt und ihm die seit Mitte des 11. Jahrhundert dort gelegene Archidiakonatskirche mit allem Grundbesitz und den Zehnten in mehreren Dörfern übertragen. Die Nonnen im Kloster lebten nach den Regeln der Zisterzienser.

Ab 1528 führte Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg die Reformation in seinem Herzogtum ein. Das Kloster wurde − gegen den Widerstand der Klosterfrauen − in einen evangelisch-lutherischen Frauenkonvent verwandelt. 1531 brach der Herzog durch Abriss der Propstei und aller Kapellen (mit Ausnahme der Allerheiligenkapelle) und durch Einzug des Propsteiguts die Gegenwehr der katholischen Nonnen. Die zerstörten Gebäude wurden 19 Jahre später im Fachwerkstil wiederaufgebaut. 1555 wurde die Lüneburger Klosterordnung erlassen. 1587 wurde offiziell die erste evangelische Äbtissin eingesetzt.[1]

Es wird berichtet, dass noch viele Jahre lang katholische Gottesdienste heimlich abgehalten wurden.

Bilder

Siehe auch

Literatur

  • Horst Appuhn, Hans Grubenbecher (Ill.): Kloster Wienhausen, Wienhausen, Kloster Wienhausen 1986, ISBN 3-9801316-0-2.
  • Horst Appuhn: Kloster Wienhausen mit 80 Tafeln nach Aufnahmen von Hans Grubenbecher, Ellermann Verlag, Hamburg 1955, (Reihe: Norddeutsche Werkmonographien).
  • Ernst Andreas Friedrich: Das Kloster Wienhausen, S. 145-147, in: Wenn Steine reden könnten. Band IV, Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5

Weblinks

Wikisource: Kloster Wienhausen – Quellen und Volltexte
Commons: Kloster Wienhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homepage des Klosters

Koordinaten: 52° 34′ 50,7″ N, 10° 11′ 6,1″ O