Kotelnikowo (Kaliningrad)

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Kotelnikowo (deutsch Wargen) ist ein erloschenes Dorf im nördlichen Ostpreußen. Es lag nordwestlich von Kaliningrad.

Geschichte

Um 1270 entstand auf einer Landzunge das Feste Haus Wargen als Amtssitz für einen Ordensbeamten. Auf dem Vorburggelände entstand Anfang des 14. Jahrhunderts die Pfarrkirche mit wehrhaftem Turm. Sie galt als die stattlichste Dorfkirche des gesamten Samlandes. In deren offensichtlich zuerst gebautem Chor vermuteten einige Forscher die ursprüngliche Burgkapelle. Er verfügte über ein achtteiliges Sterngewölbe und wertvolle Schlusssteine mit Tiermotiven. Die Burg selbst wurde im 17. Jahrhundert aufgegeben.

Im Bereich des Schlossbergs führte der Orden grundlegende Meliorationsmaßnahmen durch, indem er das Wasser kleiner Teiche in einen Bach ableitete und diesen zum Wargener Mühlenteich und zum noch größeren Wargener Kirchenteich aufgestaut, und dieser gehörte zu den 11 Teichen, mit denen man Königsberg durch den „Landgraben“ damals kontinuierlich mit Wasser versorgte. Der Teich wird abgeschlossen durch den Damm bei Preyl, über den einst die Postroute nach Pillau führte. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert züchtete man hier nachhaltig Karpfen. Die landschaftliche Lage Wargens am See zur Feriengäste an. 1894 errichtete Graf Lehndorff-Preyl († 1905) nahe dem Kirchdorf Wargen das stattliche Gutshaus Preyl im historischen Baustil. Einer seiner Enkel war der 1944 als Widerstandskämpfer hingerichtete Heinrich Graf Lehndorff.

Wargen mit seiner imposanten Dorfkirche und dem seenartigen Dorfteich entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugsziel der Königsberger. Der Abschnitt zwischen den Gutsbezirken Warglitten-Preyl und Mednicken gehört zu den landschaftliche schönsten im gesamten Samland, abgesehen von den Küstengebieten. Der südlich an der Eisenbahn nach Pillau gelegene Ort Seerappen war Endpunkt zahlreicher, in den Hauptverkehrszeiten eingesetzter Vorortzüge von und nach Königsberg.

Die Dorfkirche war die stattlichste ihrer Art im Samland. Wertvollste Kunstwerke waren die spätgotische Triumphkreuzgruppe, die zuletzt im Chorbogen angebracht war, sowie eine Figur des heiligen Michael. Bemerkenswert war zudem, dass die Mauer des Chores höher war als jene des Schiffes. Bis 1945 lag das Dorf im Osten des Kreises Fischhausen.

Zum ausgedehnten Kirchspiel gehörten bis 1945 folgende Landgemeinden Wargen, Ober- und Unter-Alkehnen, Amalienhof, Ausschlacken, Bärwalde, Backelfeld, Barrücken, Barsenicken, Brasnicken, Bugsienen, Corniten, Dammhof, Dammkrug, Dommelkeim, Emilienhof, Fuchsberg, Gallhöfen, Greibau, Katzenblick, Korkehnen, Landkeim, Laserkeim, Lehndorff, Mednicken, Groß und Klein Mischen, Mühlfeld, Parschwitz, Preyl, Prowehren, Quanditten, Rablacken, Regitten, Rogehnen, Rosignaiten, Saggehnen, Schorschehnen, Seerappen, Strittkeim, Tannenkrug, Taukitten, Trenk, Waldhausen, Warglitten, Willgaiten und Zielkeim. Bei der Einschließung Königsbergs im Januar 1945 wurde Wargen mit Preyl völlig zerstört. Nach der Besetzung durch die Sowjetunion fand eine Umbenennung der Ortslage in Kotelnikowo statt, doch wurde der Ort nicht wieder aufgebaut. Heute erinnern nur noch wenige Spuren an das einstige Dorf. Der Umriss des Kirchenfundaments und des Friedhofs ist noch erkennbar.

Die Kirche von Wargen wurde als einer der vielen Orte genannt, an dem zum Ende des Zweiten Weltkriegs das Bernsteinzimmer ausgelagert gewesen sein soll. Aus diesem Grunde wurde 1989 am Standort der zerstörten Kirche eine Grabung vorgenommen, die aber erfolglos blieb.

Literatur

  • Anatolji Bachtin, Gerhard Doliesen: Vergessene Kultur. Kirchen in Nord-Ostpreußen. Eine Dokumentation. Husum Druck- und Verlagsgesesellschaft, Husum 1998, ISBN 3-88042-849-2.
  • Paul Gusovius (Hrsg.): Der Landkreis Samland. Ein Heimatbuch für die ehemaligen Landkreise Königsberg und Fischhausen. Holzner, Würzburg 1966, (Ostdeutsche Beiträge aus dem Göttinger Arbeitskreis 38, ISSN 0474-8204), (Der Göttinger Arbeitskreis Veröffentlichung 343).
  • Christian Papendiek: Der Norden Ostpreußens. Land zwischen Zerfall und Hoffnung. Husum Druck- und Verlagsgesesellschaft, Husum 2009, ISBN 978-3-89876-232-8.

Koordinaten: 54° 45′ 41″ N, 20° 20′ 44″ O

Weblinks