Landschaftsbild

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Die Fülle von Landschaftselementen fügt sich zu einem Landschaftsbild zusammen.

Unter Landschaftsbild oder Landschaftscharakter wird in Landschaftsplanung, Geografie, Stadtplanung und Naturschutz das gesamte vom Menschen wahrnehmbare Erscheinungsbild einer Landschaft verstanden. Es wird, genau wie das Ortsbild im weitgehend bebauten Gebiet, sowohl durch Natur als auch durch Kultur geprägt.

Dabei umfasst der Begriff Erscheinungsbild in der Regel nur die visuell wahrnehmbaren Aspekte von Natur und Landschaft, erst in der neueren Fachdiskussion werden darin auch nichtvisuelle Eindrücke wie Gerüche und Geräusche eingeschlossen. Die einzelnen Elemente des Landschaftsbilds können weitgehend natürlichen Ursprungs sein – wie die Topografie insgesamt, die Geländeformationen oder die Gewässer – aber auch durch menschlichen Tätigkeit beeinflusst, wie Hecken oder Anpflanzungen, oder komplett anthropogen, wie Windmühlen oder Scheunen.

Landschaftswahrnehmung

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Die Wahrnehmung von Natur und Landschaft ist immer auf ein wahrnehmendes Subjekt, bezogen. Insofern bei der Landschaftswahrnehmung eines Menschen, dessen individuellen Vorstellungen, Erinnerungen, Emotionen etc. eine Rolle spielen, wird das Landschaftsbild von jedem individuell wahrgenommen und gewertet und ist das jeweils wahrgenommene Landschaftsbild einmalig – unabhängig von den objektiv vorhandenen Elementen der Landschaft. Wird jedoch über Landschaftsbilder gesprochen, gehen sie in das gesellschaftlich objektive Medium der Sprache ein, die von den Individuen, die z. B. eine Landschaft wahrnehmen und über deren Bild sprechen, geteilt wird. Die Sprache ist auf Bilder und Vorstellungen bezogen, die in der Kultur etabliert sind und verstanden werden können – z. B. typische Vorstellungen oder Klischees, die sich bei der Nennung bestimmter Landschaften unwillkürlich einstellen. Mit der Kommunikation über Landschaft setzen kulturell geprägte Deutungsmuster ein, sodass intersubjektive, nachvollziehbare Aussagen über die Qualität eines Landschaftsbildes möglich sind.[1] Dazu muss der Erfüllungsgrad eines landschaftlichen Idealbildes bestimmt werden.[2] Ansätze, die versuchen, die Bewertung des Landschaftsbildes zu objektivieren, indem sie das Vorkommen objektiv beschreibbarer Landschaftselemente bewerten,[3] werden dagegen den Besonderheiten, die das Schutzgut Landschaftsbild gegenüber Schutzgütern wie Klima und Boden besitzt, nicht gerecht. Insbesondere lässt sich so nicht ermitteln, inwieweit die Eigenart einer Landschaft (vgl. §1 BNatSchG) und die für diese typische Vielfalt (nicht bloße Vielzahl) von Landschaftsbestandteilen noch erhalten ist.[4]

Mit dem in der interdisziplinären Landschaftsforschung verwendeten Begriff der Landschaftsleistungen wird ebenfalls versucht, die gesellschaftliche und individuelle Wahrnehmung einer Landschaft, speziell in Bezug auf ihren sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen, zu beschreiben.[5] Als Landschaftsleistungen werden sowohl die ästhetischen und identifikatorischen Eigenschaften einer Landschaft als auch die gesundheitlichen und ökonomischen Funktionen bezeichnet.[6] Die Benennung von Landschaftsleistungen soll als Grundlage für partizipative Verfahren zur Gestaltung von Landschaften dienen. Im Rahmen eines solchen Verfahrens werden die vorhandenen Eigenschaften einer Landschaft im Dialog zwischen Akteuren aus Politik, Öffentlichkeit und Forschung ausgehandelt und die gewünschten Eigenschaften anschließend gezielt gefördert.[6]

Das Landschaftsbild als Schutzgut

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Technische Infrastruktur als landschaftsprägendes Element des Weltkulturerbes Semmeringbahn in Österreich (Kalte Rinne)
Kühlturm in Dresden (Versuch einer „Tarnung“ um den Kühlturm mit Farbgestaltung ins Landschaftsbild zu integrieren)
Städtebaulicher Entwurf um ein komplettes Kraftwerk ins Landschaftsbild zu „integrieren“

Der Schutz, besser die Bewahrung des Landschaftsbilds war Ausgangspunkt für die deutsche Naturschutzbewegung. Die von Ernst Rudorff wahrgenommenen Veränderungen in seiner Heimat führten zur Prägung des Begriffs Heimatschutz und 1904 zur Gründung des Deutschen Bundes Heimatschutz als erstem deutschen Naturschutzverband, der die Bewahrung des Landschaftsbilds als Kernaufgabe betrachtete. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts blieb der Schutz des Landschaftsbilds Kern der Naturschutzbestrebungen, erst nach und nach traten weitere Schutzziele wie die Erhaltung und Vernetzung von Lebensräumen oder der Schutz einzelner Umweltmedien dazu. Heute wird der Schutz des Landschaftsbilds als gleichwertiges Ziel neben anderen Schutzzielen betrachtet. Durch seine geringe Operationalisierbarkeit genießt er häufig nur geringe Aufmerksamkeit, wird aber in Fachdiskussion, beispielsweise beim Bau von Windenergieanlagen, zunehmend wieder untersucht, wobei die landschaftsästhetische Bewertung von Windenergieanlagen kontrovers ist.[7] Unter dem Schlagwort Landschaftsverschandelung werden tatsächliche oder vermeintliche negative Veränderungen des Landschaftsbildes beschrieben.

In Deutschland wird das Landschaftsbild sowohl in § 1 Abs. 5 BauGB wie auch in § 1 BNatSchG und den jeweiligen Landesgesetzen als eines der Güter beschrieben, an deren Schutz besonderes öffentliches Interesse besteht (so genanntes Schutzgut). Dabei wird im BNatSchG nicht der Begriff Landschaftsbild gebraucht, sondern dieser mit Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft umschrieben.

Naturschutzrechtliche Instrumente zum Schutz des Landschaftsbilds sind

Kritisch dabei ist, wie schon oben beschrieben, die schlechte Objektivierbarkeit der individuellen Wahrnehmung des Landschaftsbilds. Um diese Probleme zu umgehen, wurden und werden zahlreiche Kriterienkataloge zur Vereinheitlichung der Bewertung erarbeitet.

Beeinträchtigung oder Bereicherung des Landschaftsbildes? Goldner Steinrück (Vogelsberg) mit Windkraftanlagen.
  • Isabel Augenstein: Die Ästhetik der Landschaft. Ein Bewertungsverfahren für die planerische Umweltvorsorge (= Berliner Beiträge zur Ökologie. Bd. 3). Weißensee-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-934479-90-1 (Zugleich: Rostock, Univ., Diss., 2002: Zur Berücksichtigung des landschaftsästhetischen Potentials in der planerischen Umweltvorsorge: Entwicklung eines GIS-gestützten Verfahrens am Beispiel des Regierungsbezirkes Dessau.).
  • Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (Lfu) (Hrsg.): Planungshilfen für die Landschaftsplanung. Landschaftsbild im Landschaftsplan (= Merkblätter zur Landschaftspflege und zum Naturschutz. Bd. 3, 3, ZDB-ID 998851-8). Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, München 1998.
  • Bernd Demuth: Das Schutzgut Landschaftsbild in der Landschaftsplanung. Methodenüberprüfung anhand ausgewählter Beispiele der Landschaftsrahmenplanung. Mensch- & Buch-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89820-083-3 (Zugleich: Berlin, Techn. Univ., Diss., 1999: Berücksichtigung des Schutzgutes Landschaftsbild in der Landschaftsplanung.).
  • Ulrich Eisel: Landschaftliche Vielfalt mit und ohne Sinn. Über den Nutzen einer Methode in der Landschaftsplanung und im Naturschutz. In: Ulrich Eisel, Stefan Körner (Hrsg.): Landschaft in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Band 1: Die Verwissenschaftlichung kultureller Qualität (= Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung. Bd. 163). Universität Kassel, Kassel 2006, ISBN 3-89117-161-7, S. 92–119.
  • Beate Jessel: Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft. Die Bewertung des Landschaftsbildes im Spagat zwischen rationaler Analyse und ganzheitlicher Betrachtung. In: Ulrich Eisel, Stefan Körner (Hrsg.): Landschaft in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Band 1: Die Verwissenschaftlichung kultureller Qualität (= Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung. Bd. 163). Universität Kassel, Kassel 2006, ISBN 3-89117-161-7, S. 128–144.
  • Hans Kiemstedt: Zur Bewertung natürlicher Landschaftselemente für die Planung von Erholungsgebieten. Hannover 1967 (Hannover, Techn. Hochsch., Diss., 1967).
  • Christian L. Krause, Klaus Adam, Brigitte Schäfer: Landschaftsbildanalyse. Methodische Grundlagen zur Ermittlung der Qualität des Landschaftsbildes (= Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz. Bd. 25). Bundesforschungsanstalt für Naturschutz und Landschaftsökologie, Bonn-Bad Godesberg 1983, ISBN 3-7843-2025-2.
  • Werner Nohl: Konzeptionelle und methodische Hinweise auf landschaftsästhetische Bewertungskriterien für die Eingriffsbestimmung und die Festlegung des Ausgleichs. In: Bundesforschungsanstalt für Naturschutz Und Landschaftsökologie (Hrsg.): Landschaftsbild – Eingriff – Ausgleich. Handhabung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung für den Bereich Landschaftsbild. Landwirtschaftsverlag, Münster-Hiltrup 1991, ISBN 3-7843-2511-4, S. 59–73.
  • Werner Nohl: Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch mastartige Eingriffe. Materialien für die naturschutzfachliche Bewertung und Kompensationsermittlung. Werkstatt für Landschafts- und Freiraumplanung, Kirchheim 1993, online (PDF; 288 kB).
  • Werner Nohl: Landschaftserfahrung und individuelle ästhetische Aneignung. In: Ulrich Eisel, Stefan Körner (Hrsg.): Landschaft in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Band 1: Die Verwissenschaftlichung kultureller Qualität (= Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung. Bd. 163). Universität Kassel, Kassel 2006, ISBN 3-89117-161-7, S. 120–127.
  • Werner Nohl, Klaus-D. Neumann: Landschaftsbildbewertung im Alpenpark Berchtesgaden. Umweltpsychologische Untersuchungen zur Landschaftsästhetik (= MAB-Mitteilungen 23, ISSN 0723-4112). Deutsches Nationalkomitee für das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“, Bonn 1986.
  • Sören Schöbel: Windenergie und Landschaftsästhetik: Zur landschaftsgerechten Anordnung von Windfarmen Jovis-Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86859-150-7
  • Jürgen Wenzel: Über die geregelte Handhabung von Bildern. Landschaftsbilder sind nicht von Natur aus da, sondern entstehen erst in unseren Köpfen. Formale Elemente ohne Beachtung des Bildinhalts zu optimieren ist daher unzulässig. In: Garten + Landschaft. Jg. 91, Nr. 3, 1991, ISSN 0016-4720, S. 19–24.

Einzelnachweise

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  1. Wenzel, J. (1991): »Über die geregelte Handhabung von Bildern. Landschaftsbilder sind nicht von Natur aus da, sondern entstehen erst in unseren Köpfen. Formale Elemente ohne Beachtung des Bildinhalts zu optimieren ist daher unzulässig«. Garten + Landschaft 91 (3): 19–24; Dinnebier, A. (1995): »Landschaft sehen. "Landschaft" – ein Symbol vertrauter Naturbilder, die bewahrt werden sollen. Doch die Bilder sind zum Klischee erstarrt. Taugt die "schöne Landschaft" noch als Leitbild? Sechs Thesen«. Garten + Landschaft 44 (9): 18–22; Kirchhoff, T. & Trepl, L. (2009): Landschaft, Wildnis, Ökosystem: zur kulturell bedingten Vieldeutigkeit ästhetischer, moralischer und theoretischer Naturauffassungen. Einleitender Überblick. In: Kirchhoff, T. & Trepl, L. (Hg.), Vieldeutige Natur. Landschaft, Wildnis und Ökosystem als kulturgeschichtliche Phänomene. Bielefeld, Transcript: 13–66.
  2. Siehe z. B. Bernd Demuth: Das Schutzgut Landschaftsbild in der Landschaftsplanung. Methodenüberprüfung anhand ausgewählter Beispiele der Landschaftsrahmenplanung. Mensch & Buch Verlag, Berlin 2000.
  3. Der Prototyp solcher Verfahren ist das von Hans Kiemstedt: Zur Bewertung natürlicher Landschaftselemente für die Planung von Erholungsgebieten. 1967.
  4. Vgl. Eisel, Ulrich (2006): Landschaftliche Vielfalt mit und ohne Sinn. Über den Nutzen einer Methode in der Landschaftsplanung und im Naturschutz, in: Eisel, Ulrich / Körner, Stefan (Hg.): Landschaft in einer Kultur der Nachhaltigkeit. Band I: Die Verwissenschaftlichung kultureller Qualität. Kassel: Universität Kassel, 92–119.
  5. Keller, Roger, Clivaz, Mélanie, Backhaus, Norman, Reynard, Emmanuel, Lehmann, Peter: Leistungen von Landschaften fassbar machen. Zenodo, 10. Februar 2022, doi:10.5281/zenodo.6036113 (zenodo.org [abgerufen am 11. August 2022]).
  6. a b Roger Keller, Norman Backhaus: Landschaft zwischen Wertschätzung und Wertschöpfung. Wie sich zentrale Landschaftsleistungen stärker in Politik und Praxis verankern lassen. Bundesamt für Umwelt (BAFU), 2017, abgerufen am 11. August 2022.
  7. Siehe zu dieser Diskussion z. B. Ratzbor, Günter (2011): Windenergieanlagen und Landschaftsbild. Zur Auswirkung von Windrädern auf das Landschaftsbild. Thesenpapier des DNR Download (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dnr.de; Schöbel, Sören (2012): Windenergie und Landschaftsästhetik: Zur landschaftsgerechten Anordnung von Windfarmen Jovis-Verlag, Berlin 2012; Kirchhoff, Thomas (2014): Energiewende und Landschaftsästhetik. Versachlichung ästhetischer Bewertungen von Energieanlagen durch Bezugnahme auf drei intersubjektive Landschaftsideale, in: Naturschutz und Landschaftsplanung 46 (1), 10-16 Download.
Wiktionary: Landschaftsbild – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen