Lebensmittelkontaktmaterialien

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Lebensmittelkontaktmaterialien oder Lebensmittelkontaktstoffe[1][2] sind Materialien, die für den Kontakt mit Lebensmitteln bestimmt sind. Dazu gehören insbesondere Materialien in Gegenständen zur Handhabung von Lebensmitteln (z. B. Teller, Gläser, Besteck), in Lebensmittelverpackungen, oder in Maschinen zur Prozessierung von Lebensmitteln in Fabriken und im Hausgebrauch (z. B. Kaffeemaschinen).

Piktogramm für Lebensmittelkontaktmaterialien (links) auf einem Lebensmittelbehälter aus Kunststoff

Typische Lebensmittelkontaktmaterialien sind u. a. Kunststoffe, Gummi, Papier, Beschichtungen, Metall usw. In vielen Fällen werden Materialkombination (Verbundstoffe) verwendet. Beispielsweise kann ein Karton für Säfte (von innen nach außen) eine Kunststoffschicht, Aluminium, Papier, einen Aufdruck und eine Deckbeschichtung enthalten.

Lebensmittelkontaktmaterialien müssen im Allgemeinen inert sein, dürfen also nicht mit dem Lebensmittel reagieren. Aktive Lebensmittelkontaktmaterialien sind dazu bestimmt den Zustand von Lebensmitteln aktiv zu erhalten oder zu verbessern und können beispielsweise die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern, sie dürfen einen beginnenden Verderb jedoch nicht kaschieren. Intelligente Lebensmittelkontaktmaterialien können den Zustand von Lebensmitteln überwachen und beispielsweise anzeigen, ob die Kühlkette unterbrochen wurde. Die angezeigten Informationen dürfen dabei für den Verbraucher nicht irreführend sein.

Beim Kontakt mit Lebensmitteln können Substanzen aus dem Kontaktstoff in das Lebensmittel gelangen. Aktive oder intelligente Kontaktstoffe können den Zustand eines Lebensmittels verändern. Aus diesem Grund werden in vielen Ländern Vorschriften zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit erlassen. In der EU werden Lebensmittelkontaktmaterialien durch die Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 reguliert.[3][4][5][6]

Das Glas-Gabel-Symbol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Glas-Gabel-Symbol zur Kennzeichnung von Lebensmittelkontaktmaterialien

Das international gebräuchliche Glas-Gabel-Symbol kennzeichnet Produkte, die für den Kontakt mit Lebensmitteln bestimmt sind. Das Symbol weist darauf hin, dass die im Produkt verwendeten Materialien als sicher für den Kontakt mit Lebensmitteln gelten. Dazu gehören insbesondere Lebensmittel- und Wasserbehälter, Verpackungsmaterialien, Besteck und Geschirr[7]. Das Symbol hat besondere Relevanz bei Produkten, deren Lebensmittelsicherheit nicht offensichtlich oder unklar ist, beispielsweise bei Behältern, die zur Aufbewahrung von Lebensmitteln verwendet werden sollen. Insbesondere in unklaren Fällen ist eine Kennzeichnung in Europa verpflichtend. Das Symbol wird in Nordamerika, Europa und Teilen Asiens verwendet.[3][8][9][10]

Bei Kunststoffbehältern ist zusätzlich zu den vorgeschriebenen dreieckigen Recycling-Codes (nämlich ♳, ♴, ♷, ♸) die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit erforderlich, da die Recycling-Symbole die Eigenschaft der Lebensmittelsicherheit oder deren Fehlen nicht beinhalten.

Auch wenn die gesetzlichen Anforderungen länderspezifische Unterschiede aufweisen, gewährleistet das Glas-Gabel-Symbol im Allgemeinen Folgendes:

  • Die Behälteroberfläche ist frei von giftigen Verunreinigungen, die durch den Herstellungsprozess bedingt sein könnten.
  • Das Behältermaterial darf durch oder während seiner Nutzung (z. B. durch Degeneration oder Migration) nicht zu einer Kontaminationsquelle werden.

Zentrale Größe zur Regulierung der Lebensmittelsicherheit ist die Festlegung von Migrationsgrenzwerten. Die EU-Verordnung sieht insbesondere vor, dass für bestimmte Materialklassen spezifische Migrationsgrenzwerte festgelegt werden.

Das Glas-Gabel-Symbol garantiert nur bei bestimmungsgemäßem Gebrauch Lebensmittelsicherheit. Je nach Material können zulässige Parameter des Lebensmittels beschränkt sein. Dazu gehören vornehmlich Temperatur, pH-Wert oder Fettgehalt des Lebensmittels. Außerhalb dieser zulässigen Parameter können die zulässigen Migrationsgrenzwerte nicht garantiert werden. Ein typisches Beispiel hierfür sind Lebensmittelbehälter aus Polystyrol-Schaumstoff. Polystyrol kann bei Kontakt mit heißen oder fetthaltigen Lebensmitteln schmelzen, wodurch spezifische Grenzwerte überschritten werden: In den Vereinigten Staaten dürfen Lebensmittelkontaktmaterialien nicht mehr als 1 Gewichtsprozent Styrol-Monomere enthalten (0,5 % bei fetthaltigen Lebensmitteln).[11]

Rechtsprechung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Europäische Union[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rahmenverordnung (EG) Nr. 1935/2004[12] gilt für alle Materialien mit Lebensmittelkontakt. Artikel 3 enthält allgemeine Sicherheitsanforderungen wie keine Gefährdung der menschlichen Gesundheit, keine unannehmbare Veränderung der Zusammensetzung und keine Beeinträchtigung der organoleptischen Eigenschaften. In Artikel 4 werden besondere Anforderungen an aktive und intelligente Materialien festgelegt: Verändern diese Materialien das Lebensmittel, darf der Verbraucher dadurch nicht irregeführt werden und Stoffe, die durch Wechselwirkung mit aktiven oder intelligenten Materialien entstehen unterliegen der Lebensmittelzusatzstoff-Verordnung. Artikel 5 legt Maßnahmen für Gruppen von Materialien fest, die in separaten Verordnungen oder Richtlinien im Detail reguliert werden können, insbesondere deren Migrationsgrenzwerte. Die Mitgliedstaaten können nationale Bestimmungen beibehalten oder erlassen (Artikel 6).

Vereinigte Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) unterscheidet zwischen drei verschiedenen Arten von Lebensmittelzusatzstoffen:

  1. Direkte Lebensmittelzusatzstoffe: Bestandteile, die dem Lebensmittel direkt zugesetzt werden.
  2. Sekundäre direkte Lebensmittelzusatzstoffe: Bestandteile, die dem Lebensmittel aufgrund einer Lebensmittelbehandlung zugesetzt werden, z. B. durch die Behandlung von Lebensmitteln mit ionischen Harzen oder durch Lösungsmittelextraktion.
  3. Indirekte Lebensmittelzusatzstoffe: Stoffe, die als Teil von Verpackungs- oder Verarbeitungsanlagen mit Lebensmitteln in Berührung kommen können, aber nicht dazu bestimmt sind, dem Lebensmittel direkt zugesetzt zu werden: Lebensmittelkontaktmaterialien.

Diese Lebensmittelkontaktmaterialien sind im Code of Federal Legislation (CFR, 21 CFR 174 – 21 CFR 190) beschrieben: Hierin werden zulässige Inhaltsstoffe von Lebensmittelkontaktmaterialien definiert, mit Verwendungseinschränkungen bezüglich der Materialart und Begrenzungen der Konzentration im Endprodukt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.fda.gov/food/food-ingredients-packaging/packaging-food-contact-substances-fcs
  2. https://www.mpo-mag.com/contents/view_online-exclusives/2019-08-13/understanding-food-grade-vs-biocompatibility-for-medical-device-materials/
  3. a b Europa. Food Contact Materials – appels. Ec.europa.eu, 29. Mai 2009, abgerufen am 17. Januar 2019.
  4. Europa. Food safety. Ec.europa.eu, 28. Februar 2018, abgerufen am 17. Januar 2019.
  5. Business Link. "Food labelling and packaging in international trade". Businesslink.gov.uk, abgerufen am 17. Januar 2019.
  6. Dolceta Online Consumer Education. "Food Contact Material." Dolceta.eu, 13. September 2018, abgerufen am 17. Januar 2019 (maltesisch).
  7. Food standards agency. "Food contact materials: Your Questions Answered". Archiviert vom Original am 10. Dezember 2011; abgerufen am 17. Januar 2019.
  8. Europa. Food safety. Ec.europa.eu, 28. Februar 2018, abgerufen am 17. Januar 2019.
  9. Business Link. "Food labelling and packaging in international trade". Businesslink.gov.uk, abgerufen am 17. Januar 2019.
  10. Dolceta Online Consumer Education. "Food Contact Material." Dolceta.eu, 13. September 2018, abgerufen am 17. Januar 2019 (maltesisch).
  11. Sec. 177.1640 Polystyrene and rubber-modified polystyrene. In: Code of Federal Regulations, Title 21—Food and Drugs, Subchapter B—Food for Human Consumption. U.S. Food and Drug Administration, abgerufen am 4. April 2014.
  12. Regulation (EC) No. 1935/2004 of the European Parliament and of the Council of 27 October 2004 on materials and articles intended to come into contact with food and repealing Directives 80/590/EEC and 89/109/EEC, Official Journal of the European Union L338, 4–17 (2004)