Ludwig Aegidi

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Ludwig Karl James Aegidi - Pseudonym Ludwig Helfenstein - (* 10. April 1825 in Tilsit; † 20. November 1901 in Berlin) war ein deutscher Jurist, Hochschullehrer, Publizist und Politiker.

Leben

Aegidi, Sohn eines Arztes, besuchte die Gymnasien in Düsseldorf und Königsberg. Danach studierte er Rechtswissenschaften in Königsberg, Heidelberg und Berlin, war ein engagierter Burschenschafter, gründete die nicht lange bestehenden Burschenschaften Hochhemia Königsberg (1842), Walhalla Heidelberg (1843/44) sowie Albingia Heidelberg (1844/45) und gehörte danach der Alten Burschenschaft Germania Berlin an. Später wurde er Ehrenmitglied der Hannovera Göttingen und der Bubenruthia Erlangen)[1][2]. 1848 war er Führer der Berliner studentischen Jugend, deren schwarz-rot-goldenen Fahne er bei dem Umzug von König Friedrich Wilhelm IV. durch Berlin am 21. März 1848 voran trug. Auf dem zweiten Wartburgfest zu Pfingsten 1848 gehörte er zu den so genannten „Rechten“. Mit Georg Gottfried Gervinus arbeitete er an der Deutschen Zeitung. Im selben Jahr trat er in den preußischen Staatsdienst ein, den er jedoch wenig später wieder verließ. Er war u.a. Sekretär von Innenminister Alfred und Rudolf von Auerswald und von August Hermann von Dönhoff. 1851 promovierte Aegidi und wurde sodann Schriftleiter der Konstitutionszeitung. 1853 habilitierte er sich in Göttingen ("Der Fürstenrat nach dem Luneviller Frieden")[3] und las dort als Privatdozent Staats- und Völkerrecht, bis ihm 1857 aus politischen Gründen die venia legendi im Königreich Hannover entzogen wurde. Danach ging er als außerordentlicher Professor der Rechte nach Erlangen, wo er zwei Jahre blieb. Seit 1859 wieder im Dienst der preußischen Regierung trat er mit antiösterreichischen Denkschriften und Broschüren hervor und warb für den Deutschen Nationalverein. Von 1859 bis 1868 war er Professor der Geschichte am Akademisches Gymnasium in Hamburg.[4] Zwischen 1868 und 1871 war er Professor in Bonn; Friedrich Paulsen, "der geistige Vater des modernen Gymnasiums", berichtet in seinen Lebenserinnerungen[5]darüber. Am Krieg 1870/71 gegen Frankreich nahm Aegidi im Sanitätsdienst teil.

Von 1867 bis 1868 saß er für die Freikonservative Partei im Norddeutschen Reichstag[6]. Am 30. September 1868 erlosch sein Mandat wegen einer Beförderung. Am 26. Juni 1869 wurde er im Wahlkreis Düsseldorf 7 (Moers - Rees) erneut in den Reichstag gewählt, dem er bis 1870 angehörte.[7] Von 1873 bis 1893 war er Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus und war, geholt von Bismarck, zwischen 1871 und 1877 Vortragender Rat im Auswärtigen Amt, wo er das Amt des Pressesprechers bekleidete.

Nach seiner politischen Karriere 1893 lehrte Aegidi als Honorarprofessor Staats-, Völker- und Kirchenrecht an der Universität in Berlin.

Werk

  • Der Fürstenrat nach dem Luneviller Frieden 1853 (Habilitationsschrift)
  • 1861 gab Aegidi das Staatsarchiv heraus, eine Sammlung zeitgeschichtlicher Akten
  • Die Krisis des Zollvereins urkundlich dargestellt, (zus.m. Alfred Klauhold), Otto Meissner, Hamburg 1862
  • Frei Schiff unter Feindes Flagge - urkundliche Darstellung der Bestrebungen zur Fortbildung des Seerechts 1866 (zus.m. A. Klauhold)
  • Zur Reform des Seekriegsrechts Aus d. amtlichen stenographischen Bericht der Reichstags-Verhandlung vom 18. April 1868, Berlin 1868
  • Die Mainlinie Ein Beitrag zur Interpretation des Prager Friedens, Univ.-Schr., Marcus, Bonn 1869
  • Zur Fragestellung über Staat und Kirche Eine Stimme aus dem Jahre 1858, Allg. dt. Verl. Anst., Berlin 1876
  • Der Rothbart Trauerspiel in 5 Aufz. von Ludwig Helfenstein [d.i. Ludwig Karl Aegidi], Bonn 1871
  • Allersselen Ein Vorspiel von Ludwig Helfenstein [d.i. Ludwig Karl Aegidi], Perthes, Gotha 1884

Einzelnachweise

  1. Horst Grimm/Leo Besser-Walzel, Die Corporationen, Frankfurt am Main, 1986
  2. Helge Dvorak: Biografisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I Politiker, Teilband 1: A-E. Heidelberg 1996, S. 7.
  3. http://www.koeblergerhard.de/Rechtsfakultaeten/Goettingen1319.htm
  4. Adolf Buehl: Aus der alten Ratsstube. Erinnerungen 1905–1918. Hamburg 1973, S. 59
  5. http://www.zeno.org/Geschichte/M/Paulsen,+Friedrich/Aus+meinem+Leben/Die+Universit%C3%A4tsjahre
  6. Specht, Fritz / Schwabe, Paul: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 95f
  7. Haunfelder, Bernd / Pollmann, Klaus Erich: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867-1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch. Düsseldorf: Droste Verlag, 1989, Foto S. 53, Kurzbiographie S. 369f (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 2)

Literatur