Makkabi Deutschland

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Eingang zum Clubhaus Tus-Makkabi in Berlin-Westend
Makkabi Deutschland
Gegründet 1898 / 23. Mai 1965
Gründungsort Berlin / Düsseldorf
Website http://www.makkabi.de

Makkabi Deutschland ist der jüdische Turn- und Sportverband in Deutschland.

Geschichte

Makkabi Deutschland wurde 1903 von deutsch-jüdischen Sportvereinen als Dachverband gegründet. Er war Gründungsmitglied der Makkabi Weltunion, die 1921 als Weltsportverband jüdischer Sportler gegründet wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden Makkabi Deutschland und seine Mitgliedsvereine aus dem deutschen Sport ausgeschlossen und konnten nur noch untereinander wetteifern.

Am 9. November 1938, der Reichspogromnacht, wurde das Büro des Präsidenten des deutschen Makkabi-Verbandes Hans Friedenthal zerstört.[1] Der jüdischen Bevölkerung wurde jeglicher Sport verboten, Makkabi Deutschland wurde aufgelöst.[2]

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg formierten sich in den sogenannten Displaced Persons Camps wieder jüdische Sportgruppen, die sogar ein eigenes Liga-System aufbauten. Außerhalb dieser Lager entstanden in Köln (SC Maccabi) und Berlin (Hakoah) wieder jüdische Sportvereine, die 1950 sogar eine Delegation zur 3. Makkabiade entsandten. Kurz darauf lösten sich diese beiden Vereine allerdings auf bzw. gingen in allgemeinen Sportvereinen auf. [3] Max Loewy, der bereits in der Zwischenkriegszeit ein wichtiger Funktionär im jüdischen Sport gewesen war, etablierte 1961 SC Maccabi Düsseldorf. Er war auch die treibende Kraft hinter der Neu-Gründung von Makkabi Deutschland als nationalem Dachverband am 23. Mai 1965 in Düsseldorf. Zu diesem bedeutenden Ereignis waren auch Willi Daume (Präsident des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland), Heinz Galinski, der langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlins, und andere bedeutende Funktionäre gekommen. [4] Werner Nachmann ließ sich zum Präsidenten von Makkabi Deutschland wählen und erhielt u.a. Unterstützung von seinem Stellvertreter Walter Feuchtwanger. Makkabi wurde in den Deutschen Sportbund als Mitglied mit besonderer Aufgabenstellung (wie z.B. auch die katholische DJK oder andere orts- und fachverbandsübergreifende Dachverbände) aufgenommen. 1969 nahm erstmals seit 1932 wieder eine deutsche Mannschaft mit den nationalen Farben an der Makkabiade, den Weltfestspielen jüdischer Sportler in Israel, teil.

Größter Ortsverein ist Makkabi Frankfurt. Mit annähernd 1000 Mitgliedern und elf Abteilungen macht er gut ein Drittel der Gesamtmitglieder Makkabi Deutschlands aus. Die Basketball-Senioren spielen derzeit in der Regionalliga Südwest. Die wohl bekanntesten Klubs von Makkabi Deutschland sind der TuS Makkabi Berlin, dessen Schachspieler zahlreiche Meisterschaften auf deutscher Ebene gewonnen haben und dessen Fußballmannschaft in der Berlin-Liga spielt, sowie Makkabi Düsseldorf, die in der 1. Regionalliga (3. Liga) im Basketball vertreten waren.

Struktur

Heute bestehen in ganz Deutschland – außer im Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Thüringen – 37 lokale Makkabi-Vereine. Die Vereine zählen ca. 4000 Mitglieder in diversen Sportarten. Makkabi Frankfurt ist der größte Ortsverein mit knapp 1000 Mitgliedern. Der Berliner Makkabi-Verein hat ca. 500 Mitglieder, der TSV Maccabi München etwa 750. Viele der Vereinigungen beteiligen sich am Wettkampfbetrieb der jeweiligen Fachverbände ihrer Sportarten.[5]

Internationale Erfolge

Bei den europäischen Makkabi-Spielen 2003 in Antwerpen belegte die deutsche Mannschaft im Medaillenspiegel mit sechs Gold-, sieben Silber- und acht Bronzemedaillen Platz drei in der Medaillenwertung. Bei den vorangegangenen Spielen in Stirling (Schottland) hatte das deutsche Team mit zwölf Gold-, drei Silber- und sieben Bronzemedaillen sogar den ersten Platz in der Nationenwertung belegt.

Die XVII. Makkabiade fand vom 10. Juli bis zum 21. Juli 2005 statt. Makkabi Deutschland errang zwei Gold-, fünf Silber- und zwei Bronzemedaillen. Austragungsort war wie immer Israel.

Bei den 12. Europäischen Makkabi-Spielen, welche 2007 in Rom stattfanden, belegte Deutschland im Medaillenspiegel Platz 6 mit fünf Gold-, sechs Silber - und 18 Bronzemedaillen.

Literatur

  • Franz-Josef Brüggemeier: Juden im deutschen Fußball. In: Informationen zur politischen Bildung Nr. 290, I/2006, 23-26 (online lesbar unter: www.bpb.de).
  • Dietrich Schulze-Marmeling (Hg): Davidstern und Lederball. Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball. Göttingen 2003.
  • Nils Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ). ISSN 0479-611X, Nr. 19/2006, 8. Mai 2006, S. 33-38, hier S. 37 Die Ausgrenzung der jüdischen Sportler (auch online lesbar [1]) vgl. vom selben Autor ausführlich das Buch gleichen Titels, siehe Deutscher Fußball-Bund, Literatur.
  • Arnd Krüger: „Wenn die Olympiade vorbei, schlagen wir die Juden zu Brei“. Das Verhältnis der Juden zu den Olympischen Spielen von 1936. In: Menora 5. Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1994. Piper, München, 331 - 348.
  • Robin Streppelhoff: Gelungener Brückenschlag : Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen. St. Augustin : Academia 2012 (Reihe: Studien zur Sportgeschichte, Band 10)
  • Robin Streppelhoff (2015). „Makkabi Chai“ – der jüdische Sport in Deutschland nach 1945, in: DOSB-Presse am 26. Mai 2015, S. 14-15. online unter: German Roadraces
  • Henry Wahlig: Sport im Abseits. Die Geschichte der jüdischen Sportbewegung im nationalsozialistischen Deutschland, Hildesheim 2015.

Ausstellungen

  • Kick it like Kissinger. Ein Fußbalphabet. Der Beitrag des Jüdischen Museums Frankfurt und des Jüdischen Museums Franken zur WM 2006 Bis 3. Sept. 2006 in Frankfurt am Main (Museum Judengasse) und in Fürth (Jüdisches Museum Franken) [2]
  • Kicker, Kämpfer und Legenden. Juden im deutschen Fußball Bis 15. Dezember 2006, Berlin: Centrum Judaicum (Oranienburger Str. 28-30)

Im Film zur Ausstellung wurde der FC Makkabi Berlin mehrere Monate begleitet. Makkabi-Story im Netz unter [3]

  • Schneller, höher, weiter...Zur Geschichte der Sportbewegung Makkabi 1898 - 1938 Kabinett-Ausst. im Learning Center des Libeskind-Baus, Lindenstr. 9-14, Berlin [4]

Einzelnachweis

  1. Ungeheure Farce. In: Der Spiegel Nr. 46/1978.
  2. Arnd Krüger (1999). "Once the Olympics are through, well beat up the Jew." German Jewish Sport 1898-1938 and the Anti-Semitic Discourse, in: Journal of Sport History, 1999 Vol. 26 No. 2 p. 353-375. www.library.la84.org/SportsLibrary/JSH/JSH1999/JSH2602/jsh2602g.pdf
  3. Robin Streppelhoff: Gelungener Brückenschlag : Sport in den deutsch-israelischen Beziehungen. St. Augustin : Academia 2012 (Reihe: Studien zur Sportgeschichte, Band 10), S. 60-85.
  4. Robin Streppelhoff (2015). „Makkabi Chai“ – der jüdische Sport in Deutschland nach 1945, in: DOSB-Presse am 26. Mai 2015, S. 14-15.
  5. Makkabi Deutschland e.V:. Abgerufen am 5. März 2015.

Weblinks