Marcus Ulpius Celerinus

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Der Sarkophag mit der Inschrift (AE 1947, 35)

Marcus Ulpius Celerinus war ein im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. lebender Dolmetscher der römischen Armee. Er ist durch zwei Inschriften belegt, die in Brigetio gefunden wurden.

Weihinschrift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch eine Weihinschrift[1] auf einem Altar ist belegt, dass Celerinus salariarius in der Legio I Adiutrix pia fidelis Antoniniana war, die ihr Hauptlager in Brigetio in der Provinz Pannonia superior hatte.[2] Er errichtete den Altar für den Iuppiter Optimus Maximus.

Die Bedeutung der Berufsbezeichnung salariarius ist umstritten. Sie leitet sich von salarium („Sold“) her, kann aber auf zwei Weisen gedeutet werden: Einerseits wird vermutet, dass der salariarius ein Armeeoffizier war, der für die Lagerhaltung und Versorgung der Armee zuständig war.[3] Andererseits wird auch die Deutung vertreten, dass der Begriff eine Person meint, die nicht regulär bei der Armee diente, sondern individuell für bestimmte Leistungen bezahlt wurde, also „auf Honorarbasis“ arbeitete.[4]

Eine Datierung lässt sich aus der Nennung des Beinamens Antoniniana für die Legion ableiten. Diese Ehrenbezeichnung verweist auf den Kaiser Caracalla, dessen offizieller Name Marcus Aurelius Severus Antoninus lautete und dessen Alleinherrschaft von 212 bis 217 n. Chr. dauerte. Entsprechend datieren unter anderem András Szabó und Dan Deac die Inschrift in seine Regierungszeit.[5] Die Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby und die Epigraphische Datenbank Heidelberg halten auch eine etwas spätere Entstehung unter den Kaisern Macrinus und Elagabal für möglich und datieren den Weihealtar in den Zeitraum 211–222.

Inschrift auf Sarkophag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch eine Inschrift[6] auf einem Sarkophag ist belegt, dass Celerinus nicht nur als salariarius, sondern auch als interprex Dacorum (Übersetzer für das Dakische) in der Legio I Adiutrix pia fidelis tätig war. Der Sarkophag scheint älter zu sein als die darauf angebrachte Inschrift.[7]

Marcus Ulpius Celerinus ließ den Sarkophag für seinen Sohn Marcus Ulpius Romanus herrichten, der im Alter von 35 Jahren gestorben war. Romanus hatte als Soldat in der Prätorianergarde und als primoscrinius (Alternativform zu primiscrinius, übersetzt „Bürochef“[8]) der Gardepräfekten gedient. Dieser Aufstieg bietet einen Anhaltspunkt für die Datierung seiner Karriere und damit auch für die Lebensdaten seines Vaters Marcus Ulpius Celerinus: Die Prätorianer wurden bis in die 190er Jahre rein aus Bewohnern Italiens rekrutiert, bis Kaiser Septimius Severus die Garde nach seiner Machtübernahme im Jahr 193 auflöste und mit Soldaten aus seiner pannonischen Heimat neu aufstellte.[9]

Celerinus bezeichnet sich in der Inschrift auf dem Sarkophag als interprex Dacorum (lateinisch interpres: Vermittler, Unterhändler, Übersetzer, Dolmetscher). Es gibt unter Historikern unterschiedliche Ansichten darüber, warum die Legio I Adiutrix im 3. Jahrhundert einen interprex Dacorum benötigte. Möglicherweise begleitete er Armeeangehörige in Friedenszeiten bei Verhandlungen mit Dakern an den Grenzen[2] oder seine Kenntnisse wurden im Zusammenhang mit einem Feldzug gegen Sarmaten und Daker benötigt.[10]

Der Legionsbeiname Antoniniana, der eine relativ genaue Datierung der Weihinschrift erlaubt, fehlt auf dem Sarkophag. Die Inschrift wird daher durch András Szabó allgemein in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts datiert; dem folgen die Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby und die Epigraphische Datenbank Heidelberg.[11] Dan Deac zieht jedoch aus der Berufsbezeichnung als interprex Dacorum Schlussfolgerungen auf die Datierung, da er annimmt, dass die Tätigkeit des Marcus Ulpius Celerinus nur in einer Zeit stattgefunden haben kann, in der die Römer friedliche Beziehungen zu den dakischen Stämmen pflegten. Da diese Phase mit der militärischen Kampagne des Kaisers Caracalla gegen die Daker im Jahr 214 geendet habe, müsse der Sarkophag des Marcus Ulpius vor diesem Jahr entstanden sein.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Marcus Ulpius Celerinus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • László Barkóczi: Ein dakischer Dolmetscher in Brigetio. In: Archaeologiai értesítő. Band 5/6, 1944/1945, S. 178–192.
  • Esther Checa Gómez, José Jacobo Storch de Gracia: Intérpretes Militares. In: Ángel Morillo Cerdán, Norbert Hanel, Esperanza Martín (Hrsg.): Limes XX. Estudios sobre la Frontera Romana. Roman Frontier Studies (= Anejos de Gladius. Band 13). Polifemo, Madrid 2009, ISBN 978-84-96813-25-0, S. 1039–1050.
  • Dan Deac: Negotiating with the Dacians. The Case of M. Ulpius Celerinus, interpres dacorum. In: Ephemeris Napocensis. Band XXIII, 2013, S. 313–321 (online).
  • Markus Handy, Erwin Pochmarski: Die Sagumtracht in der Provinz Pannonia superior. In: Ivan Radman-Livaja, Tomislav Bilić (Hrsg.): Monumenta marmore aereque perenniora. A Volume dedidated to Ante Rendić-Miočević (= Collectanea Archaeologica Musei Zagrabiensis. Band 3). Arheološki muzej u Zagrebu, Zagreb 2020, S. 278–301, hier S. 290.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Inschrift aus Brigetio (CIL 3, 10988).
  2. a b Dan Deac, Negotiating, S. 314–315, 319.
  3. Rachel Mairs: Interpretes, Negotiatores and the Roman Army. In: James Clackson u. a. (Hrsg.): Migration, Mobility and Language Contact in and around the Ancient Mediterranean. Cambridge University Press, Cambridge 2021, ISBN 978-1-108-48844-0, S. 203–229, hier S. 213 und 219.
  4. C. Méa: Le salariarius: un contractuel de l’armée romaine. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 181, 2012, S. 207–213, hier S. 212–213; zustimmend etwa Dan Deac: Negotiating with the Dacians. The Case of M. Ulpius Celerinus, interpres dacorum. In: Ephemeris Napocensis. Band XXIII, 2013, S. 313–321, hier S. 315–316.
  5. András Szabó: Interprex Dacorum – commentarioli ad RIU 590. In: Ephemeris Napocensis. Band XXIV, 2014, S. 153–156, hier S. 154; Dan Deac: Negotiating with the Dacians. The Case of M. Ulpius Celerinus, interpres dacorum. In: Ephemeris Napocensis. Band XXIII, 2013, S. 313–321, hier S. 315.
  6. Inschrift aus Brigetio (AE 1947, 35).
  7. Dinu Adamesteanu: Hungary, 1939–1945. In: American Journal of Archaeology. Band 55, Nummer 4, 1951, S. 380–382, hier S. 381.
  8. Rachel Mairs: Interpretes, Negotiatores and the Roman Army. In: James Clackson u. a. (Hrsg.): Migration, Mobility and Language Contact in and around the Ancient Mediterranean. Cambridge University Press, Cambridge 2021, ISBN 978-1-108-48844-0, S. 203–229, hier S. 213.
  9. Markus Handy, Erwin Pochmarski: Die Sagumtracht in der Provinz Pannonia superior. In: Ivan Radman-Livaja, Tomislav Bilić (Hrsg.): Monumenta marmore aereque perenniora. A Volume dedidated to Ante Rendić-Miočević. Arheološki muzej u Zagrebu, Zagreb 2020, S. 278–301, hier S. 290.
  10. András Szabó: Interprex Dacorum – commentarioli ad RIU 590. In: Ephemeris Napocensis. Band XXIV, 2014, S. 153–156 (online).
  11. András Szabó: Interprex Dacorum – commentarioli ad RIU 590. In: Ephemeris Napocensis. Band XXIV, 2014, S. 153–156, hier S. 154–155.
  12. Dan Deac: Negotiating with the Dacians. The Case of M. Ulpius Celerinus, interpres dacorum. In: Ephemeris Napocensis. Band XXIII, 2013, S. 313–321, hier S. 318–319.