Marianna Marchesa Florenzi

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Bild Marchesa Florenzis aus der Schönheitengalerie Ludwigs I.

Marianna Marquesa Florenzi (* 1802; † 15. April 1870 in Florenz), auch Marianna Bacinetti Florenzi Waddington, war eine italienische Adelige, Übersetzerin philosophischer Schriften und Freundin Ludwigs I. von Bayern.

Die Tochter des Grafen Giuseppe Bacinetti aus Ravenna heiratete als 17-Jährige in Perugia Ettore Florenzi, Marchese di Rasina. Seit dem Karneval des Jahres 1821 war sie über fünfundvierzig Jahre lang auch eine enge Freundin von Ludwig I., König von Bayern, der sie über dreißig Mal besuchte, und zwar in der Villa La Colombella bei Perugia oder im Castello di Ascagnano südlich von Umbertide am Tiber. Von ihr haben sich 3.000 Briefe an Ludwig I. (bei 1.500 Antwortbriefen) erhalten; die Korrespondenz befindet sich teilweise in der Casa Silvestri, dem Sitz der Soprintendenza Archivistica dell'Umbria in Perugia. Ludwig I. suchte immer wieder ihren Rat, auch in Staatsgeschäften. Mariannas Sohn Ludovico galt offiziell als Sohn ihres Gatten Ettore, könnte aber auch vom Wittelsbacher abstammen; außerdem hatte das Ehepaar Florenzi noch die Tochter Carlotta. Inzwischen ist die Familie ausgestorben, die Villa La Colombella ist Sitz eines Studienzentrums für Wasserwesen an der Università per Stranieri di Perugia, und das Castello Ascagnano befindet sich in Privatbesitz. Nach dem Tod Ettore Florenzis 1832 heiratete Marianna im Jahr 1833 den englischen Philosophieprofessor Charles Waddington.

Literarisch gebildet und interessierte Leserin philosophischer Werke, stellte sie das weibliche Ideal der damaligen Zeit einer gebildeten Frau und geistreichen Gastgeberin bei kulturellen Zusammenkünften dar. Sie studierte als eine der ersten Frauen bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Naturwissenschaften an der Universität Perugia. Sie übersetzte Leibniz' Monadologie in das Italienische und förderte auch die Verbreitung von Kant, Spinoza und Schelling in Italien. Politisch unterstützte sie Italiens Nationalbewegung. Sie publizierte u.a. 1850 "Alcune riflessioni sopra il socialismo e il comunismo" und landete damit wie mit anderen ihrer Werke auf dem kirchlichen Index Librorum Prohibitorum. Im Jahre 1859 soll sie Anhänger der italienischen Einheitsbewegung aus Perugia in Ascagnano versteckt haben.

Marianna Florenzi wurde 1824 von Heinrich Maria von Hess und 1828 von Joseph Karl Stieler porträtiert. Die beiden Gemälde befinden sich heute in Schloß Nymphenburg und in der Neuen Pinakothek in München.

Literatur

  • Jean Delisle (Hrsg.): Portraits de traductrices. Ottawa, Les Presses de l’Université d’Ottawa, coll. “Regards sur la traduction” / Arras, Artois Presses Université, coll. “Traductologie”, 2002. VIII + 408 Seiten, (franz.)
  • Natale Graziani - Maria Luisa Adversi Selvi: Amante reale. La marchesa Florenzi e il re di Baviera (Roman), Mailand 2009