Mars (Schiff, 1881)

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Die Mars war ein Artillerieschulschiff, das von 1881 bis 1908 in der deutschen Kaiserlichen Marine diente.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artillerieschulschiff Mars 1894

Die Marine besaß seit 1872 das von der Marine des Norddeutschen Bundes übernommene Artillerieschulschiff Renown, ein 1870 von der britischen Royal Navy gekauftes hölzernes Linienschiff, das nach entsprechender Umrüstung zur Ausbildung von Geschützbedienungen und Seeoffizierskandidaten diente. Die 1857 gebaute Renown hatte keine eigene Maschinenanlage, musste daher von einem Tender oder Schlepper in Position gebracht werden und war auch ansonsten so veraltet, dass die Marine einen modernen Ersatz brauchte. Zu diesem Zweck wurde die Mars beschafft.

Bau und Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufriss des Artillerieschullschiffes Mars
Aufriss der Mars mit Geschützen und ihren Kalibern

Das Schiff lief am 15. November 1877 auf der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven mit der Baunummer 5 vom Stapel. Es war 80 m lang und 15 m breit und hatte 5,8 m Tiefgang. Die Wasserverdrängung betrug 3320 t. Der Antrieb bestand aus einer Expansions-Dampfmaschine mit 2000 PS, die eine Höchstgeschwindigkeit von 11 Knoten ermöglichte. Die Bewaffnung des Schiffes wechselte im Laufe der Jahre, entsprechend der Entwicklung im Schiffsartilleriewesen und den Anforderungen der Marine. Anfangs handelte es sich um zwei 15-cm-, zwei 17-cm-, ein 21-cm- und ein 24-cm-Geschütz, die alle von der Renown übernommen worden waren. Die Besatzung zählte etwa 348 Mann.

Schicksal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mars kam im März 1881 in Wilhelmshaven zur Marinestation der Nordsee und übernahm die Bewaffnung und Ausrüstung der Renown, die daraufhin am 31. März 1881 außer Dienst gestellt wurde. Am 1. April wurde die Mars unter dem Befehl von Kapitän zur See Graf Haake in Dienst gestellt. Nur wenige Wochen später, am 26. April, ereignete sich während einer Schießübung eine schwere Explosion an Bord, bei der zehn Tote und eine Anzahl Verletzte zu beklagen waren. Daran erinnert noch heute ein auf dem ehemaligen Garnisonsfriedhof errichtetes Denkmal.[1]

Ansonsten war der Einsatz des Schiffes, seiner Aufgabe entsprechend, wenig abwechslungsreich. Ausnahmen vom Routinedienst waren selten. So wurden im Herbst 1890 erfolgversprechende Versuche mit einem Fesselballon unternommen, um zu testen, inwieweit sich diese Methode zur Seebeobachtung eignen könnte. Im Jahre 1894 führte das Schiff Fernschießübungen in Südnorwegen durch. 1895 nahm es an der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Kanals teil. Bei der Jubiläumsregatta Dover-Helgoland im Juni 1897 diente die Mars als Zielschiff; Kaiser Wilhelm II. lag mit seiner Jacht Hohenzollern zwecks genauer Beobachtung des Zieleinlaufs dicht neben ihr.[2] Am 10. September 1904 lud Wilhelm II., zur Feier des 100. Geburtstags des Admirals Karl Rudolf Bromme, des ersten Befehlshabers der deutschen Reichsflotte, alle höheren deutschen Marineoffiziere zu einem Festmahl auf der vor Brunsbüttelkoog liegenden Mars.[3]

Als die Artillerieausbildung der Marine zunehmend auf zeitweise zu diesem Zweck zum Artillerieschulschiff-Geschwader abkommandierten Kampfschiffen stattfand, wurde die Mars vor allem als Exerzier- und Wohnschiff verwendet.[4] Schon 1906 wurde das Linienschiff Schwaben zur Inspektion der Schiffsartillerie abkommandiert und löste dort die Mars ab.[5]

Kommandanten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1890 Kapitän zur See Franz Strauch[6]
1898/99 Kapitän zur See Rudolf von Eickstedt

Ende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1908 diente die Mars dann nur noch als Wohnhulk für die Marinestation der Ostsee. 1914 wurde sie von der Liste der Kriegsschiffe gestrichen. Der Rumpf wurde 1921 verkauft und in Lübeck abgebrochen.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schiff erhielt drei Spitznamen. Mit dem Flottenstab an Bord, was regelmäßig während der Herbstmanöver der Hochseeflotte der Fall war, wurde es „Gummipanzer“ genannt, als Artillerieschulschiff nannte man es „Kanonenzirkus“, und innerhalb einer Flottenformation erhielt es den Spitznamen „Simulaker“.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler: Wilhelmshaven (ehemaliger Garnisonsfriedhof); der 1966 aufgegebene Friedhof befindet sich an der Wilhelmshavener Gökerstraße.
  2. Klaus Kramer (Hrsg.): Vom Gondelcorso zum ocean race: als Kaiser Wilhelm II. den Yachtsport nach Deutschland brachte ; eine Dokumentation zur deutschen Yachtgeschichte 1815–1915 (= Schriftenreihe zur Yacht- und Schifffahrtsgeschichte. Band 2). Klaus Kramer Verlag, Schramberg 2002, ISBN 3-9805874-4-4, S. 148 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. http://www.chroniknet.de/daly_de.0.html?year=1904&month=9
  4. Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens. Band 35. C. Gerold’s Sohn, Wien 1907, OCLC 33905968, S. 429–430 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Hans-H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, 10 Bände, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg, ISBN 3-8364-9743-3, Band 7. S. 139ff.
  6. Ober-Kommando der Marine: Rang- und Quartierliste der Kaiserlich Deutschen Marine für das Jahr 1891. Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn
  7. H. Merleker: Auch Schiffe haben Spitznamen, in Die Seekiste Nr. 2 1951, S. 82/83