Meerjungfrau

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Die kleine Meerjungfrau im Hafen von Kopenhagen

Eine Meerjungfrau, auch Seejungfrau oder Fischweib, ist ein weibliches Fabelwesen, das im Meer oder anderen Gewässern leben soll.

Wesen

Charakteristisches Merkmal der Meerjungfrau ist ihre Erlösungsbedüftigkeit. Meist handelt es sich um ein seelenloses oder verdammtes Wesen, das nur durch die Liebe eines menschlichen Gemahls von ihrem Schicksal befreit werden kann.

Abzugrenzen ist die Meerjungfrau insofern insbesondere von

Bei zahlreichen Wasserwesen ist eine eindeutige Zuordnung zu einer der Kategorien nicht möglich (z.B. "Die schöne Lau" von Eduard Mörike). Zudem werden gerade in neuerer Zeit die genannten Begriffe häufig verwechselt und wie Synonyme verwendet.

Wie alle weiblichen Wasserwesen ist die Nixe eine Form des tiefenpsychologischen Mutterarchetyps, einer Ausprägung der sog. Anima (vgl. Carl Gustav Jung). Anders als insbesondere bei den schützenden Wasserfrauen und den bedrohlichen Nixen kommt bei der Meerjungfrau aber eher der Aspekt des schutz- und erlösungsbedürftigen Weibchens zum Ausdruck.

Gestalt

Ihre äußere Gestalt teilen die Meerjungfrauen mit den bereits genannten anderen weiblichen Wasserwesen. Ihre schönen jungen Körper sind nur in der oberen Hälfte menschlich, die untere Hälfte (meist ab der Hüfte) wird als mit Schuppen bedeckter Fischschwanz beschrieben. Auf den meisten Abbildungen ist die Schwanzflosse aber keine senkrechte Fischflosse, sondern eine waagerechte Fluke wie bei den Meeressäugern. Ihre Haut kann blass oder grünlich sein, die Haare können grün schimmern oder ganz und gar grün sein.

Die Beschreibung geht auf die Eindrücke von Seefahrern zurück, die schöne junge Frauen gesehen haben wollen, die sich bei gutem Wetter auf Klippen sonnen. Vermutlich sind viele dieser Sichtungen damit zu erklären, dass Seekühe oder andere Tiere von den Seeleuten für Meerjungfrauen gehalten wurden.

Bekannte Meerjungfrauen

Datei:1921MermaidLegs.jpg
Meerjungfrau beobachtet einen Schwimmer (Zeichnung von 1911)

Älteste Vertreterin des Typus ist Undine, ein weiblich-jungfräulicher Wassergeist, der erst nach Vermählung mit einem Menschmann eine Seele bekommt. Sie taucht erstmals in Schriftes des frühen 14. Jahrhunderts auf.

Abgewandelt wird das Motiv bei Melusine, einer dem schwäbischen Raum entstammenden Volkssage. Die Seejungfrau wandelt an sechs Wochentagen als Menschenfrau umher und erlangt nur an Samstagen ihre ursprüngliche Gestalt. Die Neugierde ihres menschlichen Gatten verhindert ihre Erlösung.

Die bekannteste Meerjungfrau stammt aus der Feder des dänischen Märchendichters Hans Christian Andersen: Die kleine Meerjungfrau. Auch ihre Erlösung scheitert, da sie trotz schwerer Opfer nicht die Liebe des Prinzen gewinnen kann. Verewigt wurde die Figur im Wahrzeichen Kopenhagens. Eine ähnliche Statue (Havis Amanda) befindet sich in Helsinki. Sehr bekannt sind auch die tschechischen Märchenverfilmungen, sowie insbesondere Walt Disneys Umsetzung in dem Film Arielle, die Meerjungfrau.

Darüberhinaus tauchen Seejungfrauen insbesondere in den Märchen/Sagen Die Wasserjungfer und Die Grüne Jungfer (beide Harz) sowie Die schöne Brunnenfrau (Lothringen) auf. Besondere Bedeutung kommt insofern der Sage vom Stauffenberger (Schwarzwald) zu, die u.a. Paracelsus in seinem liber de nymphis aus dem 16. Jahrhundert und Achim von Arnim in Des Knaben Wunderhorn von 1808 aufgreifen.

Bildlich dargestellt wurden Meerjungfrauen als Galionsfiguren am Bug von Schiffen. Häufig anzutreffen sind sie auch als Motiv in der Kunst des Jugendstils.

Literatur

  • Barbara Stamer (Hsg.): Märchen von Nixen und Wasserfrauen, Frankfurt 1987, ISBN 3596228735


Wiktionary: Meerjungfrau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen