Meister des Aachener Marienlebens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Juni 2020 um 22:02 Uhr durch Triptychon (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Meister des Aachener Marienlebens (gelegentlich auch Meister der Aachener Schranktüren oder Meister der Aachener Tafeln genannt) wird ein vermutlich im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts in Aachen und eventuell in Köln tätiger Maler der Kölner Malerschule bezeichnet. Da sein Name nicht überliefert ist, wurde dieser so genannte Notname gewählt, der sich auf sein tradiertes Werk bezieht. Er gehört neben dem Meister des Aachener Altars und dem Kölner Meister des Marienlebens zu der Gruppe von Malern, die an der Wende zum 16. Jahrhundert hauptsächlich in Köln tätig und noch ganz einem barock spätgotischen Form- und Stilempfinden verpflichtet waren.

Namengebendes Werk

Teil des Aachener Marienlebens
Marienleben, linker Flügel

Aachener Marienleben, Köln um 1485, Öl auf Eichenholz, Höhe 105, Breite 62,5 Zentimeter je Flügel. Es befindet sich heute in der Aachener Domschatzkammer.

Die Tafeln gehören zum großen Apsisaltar des gotischen Chores im Aachener Münster und dienten als Flügel vor der ottonischen Pala d’oro, die damals die Mitte eines Altarretabels bildete. In geschlossenem Zustand zeigen die Außenseiten der Flügel in der Mitte die Gottesmutter mit dem Kind und Karl den Großen, der dem Jesuskind kniend das Modell des Aachener Münsters überreicht. Links und rechts stehen der hl. Leopardus und der hl. Bischof Blasius.

Auf den Innenseiten der Flügel sind paarweise übereinander acht Szenen aus dem Marienleben dargestellt und zwar typologisch aufeinander bezogen. In der oberen Reihe von links nach rechts: Die Geburt Mariens, Mariä Heimsuchung, die Verkündigung und Joachim und Anna an der Goldenen Pforte. Unten: Der Schmerzensmann begegnet seiner Mutter, die Aufnahme Mariens in den Himmel, die Darstellung Jesu im Tempel und der Tempelgang Mariens.

Die dargestellten Personen sind als Zeitgenossen des Malers zu erkennen. Die Szenen zeugen von pittoreskem Detailreichtum und leuchten in ungebrochenen Farbtönen. Die Landschaft und Architektur mutet heimisch und zeitgenössisch an. Details wie der liegende türkische Halbmond auf einem Kuppelbau oder die Darstellung eines Elefanten zeigen jedoch den Versuch des Künstlers, mit Hilfe orientalischer Merkmale den eigentlichen Schauplatz des Geschehens, das heilige Land, anzugeben.[1]

Die Tafel zeigt, dass sich der Aachener Maler in der Gestaltung der Figuren oder des Betpults deutlich nach dem Vorbild des in Köln tätigen Meisters des Marienlebens orientiert hat, seine Physiognomien und Körperlichkeit mehr linear sind und bei den Räumen eine eigene sowohl sachlichere aber zugleich auch lebhaftere Darstellungsweise bevorzugte.

Weitere bekannte Werke

„Kreuzigung“ (um 1465)
  • Kreuzigung, um 1465, Öl auf Leinwand, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud Köln[2]
  • Der Heilige Petrus mit dem Kölner Erzbischof Hermann IV. als Stifter, um 1480, Teilstück eines Diptychons oder Triptychons, Öl auf Eichenholz, Rheinisches Landesmuseum Bonn[3]
  • Der heilige Bischof Blasius, um 1485, Öl auf Eichenholz, Domschatzkammer Aachen
  • Kaiser Karl der Große mit dem Modell des Aachener Münsters, Köln um 1485, Öl auf Eichenholz, Domschatzkammer Aachen[4]
  • Anbetung der heiligen Drei Könige, um 1510[5]
  • Maria mit Kind und Engeln[6]
  • Hans von Melern[6]

Literatur

  • Herta Lepie: Die Domschatzkammer zu Aachen. Fotos: Ann Münchow. 5. Auflage. Domkapitel, Aachen 1986, S. [?].
  • Ernst Günther Grimme: Der Dom zu Aachen. Architektur und Ausstattung. Fotos: Ann Münchow. Einhard-Verlag, Aachen 1994, ISBN 3-920284-87-9, S. [?].
  • Herta Lepie, Georg Minkenberg: Die Schatzkammer des Aachener Domes. Brimberg, Aachen 1995, ISBN 3-923773-16-1, S. 70–72.
  • Sven Lüken: Die Verkündigung an Maria im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Historische und kunsthistorische Untersuchungen (= Rekonstruktion der Künste. Bd. 2). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-47901-8, S. 136 ff. (Digitalisat)
  • Günther Meissner (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten. Bd. ???, Saur, München & Leipzig 2007, S. 125.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herta Lepie und Georg Minkenberg: Der Domschatz zu Aachen. 2. Auflage. Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-2320-9, S. 81.
  2. Bild Kreuzigung (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oceansbridge.com
  3. Tafelbild Der Heilige Petrus mit dem Kölner Erzbischof Hermann IV. als Stifter@1@2Vorlage:Toter Link/www.landesmuseum-bonn.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Kaiser Karl der Große mit dem Modell des Aachener Münsters (Memento vom 9. September 2014 im Internet Archive)
  5. Anbetung der heiligen Drei Könige, Beschreibung auf den Seiten des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins
  6. a b aufgelistet in der Alten Pinakothek, München