Meister des Georg-Kodex

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Thronende Madonna (um 1320), Louvre, Paris

Als Meister des Georg-Kodex oder Meister des Kodex des hl. Georg (italienisch Maestro del Codice di San Giorgio, französisch Maître du Codex de Saint Georges) wird ein Maler des Mittelalters bezeichnet, dem mehrere ab 1310 und vor allem zwischen 1339 und 1344 geschaffene Miniaturen und Tafelbildern zugeschrieben werden.

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seine Notnamen nach einem Manuskript, das er um 1320 ausgemalt hat. Es handelt sich um den Kodex Vita Sancti Georgii martyris, ein Text zur Legende des Heiligen Georg. Diese Legendenerzählung wurde von dem italienischen Kardinal Jacopo Caetani degli Stefaneschi (* 1270; † 1343 in Avignon) verfasst, als dieser ab 1320 am päpstlichen Hof in Avignon in Frankreich tätig war. Das Werk befindet sich heute in der Bibliothek des Vatikans in Rom.

Leben und Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Meister des Kodex des hl. Georg soll eventuell als Mitarbeiter oder im Umkreis des aus Siena in Italien stammenden und dann in Frankreich in Avignon tätigen Malers Simone Martini gearbeitet haben. Eine der Miniaturen zum Leben des Heiligen Georg soll eventuell ein heute verlorenes Fresko von Martini als Vorlage haben.[1] Stilistisch steht der Meister in der Nähe der Malerei im Siena seiner Zeit. Das Werk des Meisters und seine angenommene Tätigkeit im Umfeld der Schule von Avignon wurde in der Kunstgeschichte die Grundlage der These, dass die Malerei der Internationalen Gotik mit der Begegnung von italienischer und französischer Malerei in Avignon begann.[2] Dieser Vorschlag ist jedoch nicht unumstritten.[3]

Nach anderer Meinung wird heute aber auch eine Verbindung des Meister des Kodex des hl. Georg mit den Nachfolgern des aus Florenz stammenden Giottos möglich gehalten, vor allem da Giotto um 1330 ebenfalls von Stefaneschi einen Auftrag erhielt und ein Altarbild für den Kardinal malte. Diese Verbindung wird als Anzeichen gesehen, dass der Meister eventuell gar nicht in Avignon tätig war, sondern nur in Italien.

Die Auseinandersetzung mit dem Werk des Meisters bleibt in der Kunstgeschichte ein wichtiger Beitrag zum Verständnis des Beginns der Malerei der Internationalen Gotik.[4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchmalerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Werkkatalog des Meisters des Georg-Kodex sind unter anderem folgende Buchmalereien zu verzeichnen[5]

Tafelbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Werkkatalog des Meister des Georg-Kodex sind unter anderem folgende Gemälde zu verzeichnen[6]

  • Thronende Madonna mit Kind unter Engeln mit Heiligen. Musée du Louvre Paris
  • Der Gekreuzigte Christus mit Stifter des Bildes (Kardinal Guilhem Peire Godin). Musée des Augustins, Toulouse
  • Kreuzigung. Metropolitan Museum of Art, The Cloisters, New York
  • Grablegung. Metropolitan Museum of Art, The Cloisters, New York
  • Noli me tangere. Museo Nazionale del Bargello, Florenz Inv. 2017 C
  • Krönung Mariens. Museo Nazionale del Bargello, Florenz. Inv. 2018 C
  • Verkündigung. Palazzo Pubblico, Siena

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Giacomo De Nicola: L'Affresco di Simone Martini ad Avignone. In: L’Arte. 9, 1906, S. 336–344.
  • Adolfo Venturi: Storia dell’arte italiana Band 5: La pittura del trecento. Mailand 1907, S. ?.
  • Adolfo Venturi: Una tavoletta inedita del „Maestro del codice di San Giorgio“. In: L’Arte 33, 1930, S. 375–378.
  • Margaret B. Freeman: The Avignon Panels : a preliminary view. In: The Metropolitan Museum of Art Bulletin 20, 1961/62, S. 303–308.
  • John Howett: Two panels by the master of the St. George Codex in The Cloisters. In: Metropolitan Museum Journal 11, 1976, S. 85–102.
  • Meister des Kodex des hl. Georg. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 37: Meister mit Notnamen und Monogrammisten. E. A. Seemann, Leipzig 1950, S. 182–183 (biblos.pk.edu.pl).
  • Maria Grazia Ciardi Duprè Dal Poggetto: Il Maestro del Codice di San Giorgio e il cardinale Jacopo Stefaneschi. Florenz 1981.
  • Miklós Boskovits: A critical and historical corpus of Florentine painting 3/9. The fourteenth century - The painters of the miniaturist tendency. Florenz 1984, S. ?
  • J.-P. Cuzin (Hrsg.): Larousse Dictionnaire de la Peinture. 1999, S. ?.
  • Milvia Bollati (Hrsg.): Dizionario biografico dei miniatori italiani. Mailand 2004, S. ?.
  • Michel Laclotte, Esther Moench: Peinture italienne: Musée du Petit Palais Avignon. Avignon 2005, S. ?.
  • Alessandro Tomei: Giotto e il Trecento. (Ausstellungskatalog Rom Complesso del Vittoriano 2009). Mailand 2009, S. ?.
  • Martin Gosebruch: Giotto und die Buchmalerei der Dantezeit. In: Christina De Benedictis (Hrsg.): Scritti di storia dell’arte in onore di Roberto Salvini. Florenz 1984, S. 183–189.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Giacomo De Nicola: L’Affresco di Simone Martini ad Avignone. In: L'Arte 9, 1906, S. 336–344.
  2. Zur Literatur dazu siehe John Howett: Two panels by the master of the St. George Codex in The Cloisters. In: Metropolitan Museum Journal, 11, 1976, S. 85.
  3. Z. B. Erwin Panowsky: History of Early Netherlandish Paintings. Cambridge MA, Band 1, S. 24.
  4. John Howett: Two panels by the master of the St. George Codex in The Cloisters. In: Metropolitan Museum Journal. 11, 1976, S. 85.
  5. J.-P. Cuzin (Hrsg.): Larousse Dictionnaire de la Peinture. Paris 1999.
  6. Maestro del Codice di san Giorgio. In: Università di Bologna, Fondazione Federico Zeri, On-Line Katalog 2003–2011, aufgerufen August 2011; Larousse Dictionnaire de la Peinture. Paris 1999.