Michael Lederer (Autor)

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Michael Lederer (* 9. Juli 1956 in Princeton, New Jersey) ist ein amerikanischer Autor verschiedener Romane und Kurzgeschichten sowie ein Dichter und Verfasser von Theaterstücken, der in Berlin lebt.[1] Die Welt ernannte ihn zum „wahren Archäologen unter den großen amerikanischen Schriftstellern.“[2] Er ist ebenfalls der Gründer und künstlerische Leiter des Dubrovnik-Shakespeare-Festivals in Dubrovnik, Kroatien.

Michael Lederer

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheits- und Jugendjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Lederer wurde in Princeton, New Jersey, geboren, wo sein Vater, Ivo Lederer, zeitgenössische russische und osteuropäische diplomatische Geschichte an der Universität Princeton[3] unterrichtete. Sein Vater stammte aus der Gegend, die zum heutigen Kroatien gehört. 1957 siedelte seine Familie nach New Haven in Connecticut aus. 1965 fand erneut ein Umzug der gesamten Familie nach Palo Alto in Kalifornien statt. Lederer besuchte die Palo-Alto-Schule und legte 1974 sein Abitur an der Henry M. Gunn-Highschool ab. Von 1975 bis 1977 lebte Lederer in einem Tipi-Zelt in einer Hippie-Kommune mit dem Namen „Das Land in den Santa Cruz-Bergen“ in Kalifornien. Die Gemeinschaft wurde von Joan Baez als Institut zur Erforschung von Nicht-Gewalt gegründet. Ein ausführliches Interview mit Lederer über seine Zeit im „Land“ ist auf der Website von The Land zu finden.[4][5] Von 1977 bis 1981 studierte Lederer an der Universität Binghamton in New York und erreichte einen Abschluss als Magister in Theaterwissenschaften. 1982–1984 arbeitete Lederer als Schauspieler und spielte zahlreiche Hauptrollen bei TheatreWorks in Palo Alto, Californien.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1984 und 1985 verfasste Lederer seinen ersten Roman Nichts ist mehr für die Ewigkeit in La Herradura, einem südspanischen Fischerdorf, in das es ihn damals verschlagen hatte. Die Geschichte schildert das Schicksal einer Familie, die zu entscheiden hat, ob sie bereit ist, ihren kleinen Bauernhof an einen Immobilienmakler zu verkaufen. Nothing lasts forever anymore wurde 1999 in Cadaqués von einem kleinen Verlag namens Parsifal Ediciones unter dem Titel Ya nada dura eternamente veröffentlicht.[6] 2001 rezensierte der katalanische Schriftsteller David Marti das Buch in der französischen Literaturzeitschrift Remanences[7] die Geschichte wie folgt: „Bisher ist es noch niemandem so gut wie Michael Lederer geglückt, die Ruhe unseres Lebens und unsere Träume an der Küste des zugleich zerbrechlichen und mächtigen Mittelmeers heraufzubeschwören.“ Im März 2013 wurde Nothing lasts forever anymore in einer überarbeiteten Ausgabe in englischer und deutscher Sprache durch den Verlag PalmArt Press in Berlin herausgegeben[8] und anlässlich der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Der deutsche Titel lautet Nichts ist mehr für die Ewigkeit. 1986–1993 arbeitete Lederer erneut als Schauspieler in San Francisco. In dieser Zeit arbeitete er außerdem als Chef-Katalogisierer bei William P. Wreden, einer der bekanntesten amerikanischen Firmen für seltenen Bücher und Manuskripte. 1993 zog Lederer nach New York, wo er als stellvertretender Direktor in der Stuart Levy Kunstgalerie arbeitete. 1998 war Lederer Mitbegründer des Safe-Haven-Museums in Oswego (New York). Das Museum rekonstruiert die Reise der einzigen Gruppe jüdischer Flüchtlinge aus Europa, die während des Zweiten Weltkriegs Aufnahme in die USA gefunden hatte. Zu den 982 Flüchtlingen zählte neben seiner Tante und seinen Großeltern auch Lederers Vater, der in Zagreb (Jugoslawien) geboren wurde. Unmittelbar nach ihrer Ankunft mit dem Schiff im Hafen von New York wurden die Flüchtlinge in ein Flüchtlingslager gebracht, das sich damals am heutigen Standort des Museums befand. Die Geschichte der 982 Flüchtlinge wird in dem 2001 gedrehten Film Haven mit Natasha Richardson und Hal Holbrook in den Hauptrollen gezeigt. Von 1997 bis 1999 gründete Lederer die Sir-George-Downing-Manuskriptsammlung aus dem 17. Jahrhundert an der Harvard-Universität.[9] Lederer ist ein Mitglied der Künstlerhof-Gruppe Berlin. Er ist Mitglied auf Lebenszeit beim National Arts Club in New York City und Mitglied des Theaterclubs Players Club, ebenfalls in New York City.

Dubrovnik-Shakespeare-Festival[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2009 gründete Lederer das Dubrovnik-Shakespeare-Festival in Dubrovnik (Kroatien),[10][11] auf dem u. a. Stücke von Shakespeare, Arthur Conan Doyle, Marin Drzic und Daniel Foley gespielt werden. In der Absicht, Dubrovnik daheim und im Ausland zu fördern, war die erste Wandervorstellung, die das DSF organisierte, Lederers eigenes Stück Mundo Overloadus.[12][13] Mundo Overloadus wurde 2010 ebenfalls im Performance Space 122 in East Village (New York) aufgeführt. In Beating the Global Odds fasst Paul A. Laudicina Lederers Stück mit folgendem Zitat zusammen: „Stell dir vor, du würdest am Ende das gesamte Wissen der menschlichen Zivilisation aus dem Effeff kennen und kämst zu dem Schluss, dass es dir eigentlich nichts als Migräne bereitet. Michael Lederer, ein amerikanischer Schriftsteller, der in Berlin und in Dubrovnik (Kroatien) lebt, bezeichnet dies als Mundo Overloadus, so lautet der Titel des in New York uraufgeführten Stückes.“[14] Der kroatische Präsident (und Komponist) Ivo Josipović[15], die Direktorin Irina Brook[16] und der Künstler Genia Chef[17] zählten mit zu den Personen, die sich dafür eingesetzt haben, das Dubrovnik-Shakespeare-Festival aus der Taufe zu heben. Das Festival wird von der Stadt Dubrovnik, der Regierung von Kroatien und Privatsponsoren aus dem Bereich Tourismus unterstützt.[18] Das DSF gestaltet auch in Kooperation mit dem Marin-Drzik-Museum Dubrovnik ein eigenes Museumsprogramm.[19]

Das große Spiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das große Spiel,[20] eine Sammlung von Lederers Kurzgeschichten und Sonetten, wurde 2012 in Berlin von PalmArt Press in Englisch und in Deutsch veröffentlicht. Das Buch wurde bei der Buchmesse in Leipzig vorgestellt. Die Berliner Morgenpost bezeichnete Das große Spiel als … „wunderbar ironisch …. eine hervorragende Chronik über Verlust, in der uns Charaktere gezeigt werden, die durch das Raster unserer zunehmend vernetzten Welt gefallen sind.“[21] Die Welt schrieb: „In diesen Erzählungen spielen kleine Dramen und große Komödien – ganz nach dem Shakespeare’schen Motto aus „König Lear“, dass sich „das Schlimmste“ am Ende immer „in Gelächter“ kehre. Hierbei handelt es sich um faszinierende Ausgrabungen, Michael Lederer ist ein wahrer Archäologe unter den großen amerikanischen Schriftstellern.“[22] Der amerikanische Dramatiker John Guare schrieb über Das große Spiel, dass „Michael Lederer mit der Intensität einer alten Seele schreibt, die am Lagerfeuer sitzt und sich eine leidenschaftliche Geschichte nach der anderen zusammenspinnt, um die Winternacht aufzuheizen. Ein wahrer Genuss!“ Der russische Romanautor Vladimir Sorokin kommentierte, dass es … „in den Geschichten von Michael Lederer so wäre, als habe der Autor mit Absicht und in aller Gründlichkeit ein zartes Gebäude errichtet, um es dann vor den Augen des Betrachters wieder mit einer einzigen groben Bewegung zu zerstören. Die dabei zurückbleibenden Ruinen sind faszinierend.“[23]

Cadaques[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2014 veröffentlichte PalmArtPress Lederers ersten längeren Roman, Cadaques als englische und deutsche Version.[24] Der Roman wurde von der amerikanischen Botschaft in Berlin als Teil ihrer Literaturserie 2014 ausgewählt.[25] Cadaques erzählt die Geschichte des amerikanischen Schriftstellers Cal, der sich einen Sommer lang in dem spanischen Fischerdorf Cadaques dem Alkoholexzess hingibt, gemeinsam mit Künstlern und Schriftstellern aus aller Welt, die dem verblassten Glanz der großen Surrealisten nachtrauern. Cal beginnt eine stürmische Beziehung mit der schönen Layla, die ihn schließlich jedoch wegen seiner Sucht verlässt. Erst durch diesen Tiefpunkt gelingt es Cal letztendlich in Berlin den Kampf gegen den Dämon Alkohol aufzunehmen. Michael Kreisel, vom Magazin InKultura, schreibt in der Buchbesprechung:[26] „Michael Lederer erzählt mit literarischer Wucht die Geschichte eines Sommers, die, obwohl himmelhoch jauchzend begonnen, doch mit einem tiefen, sehr tiefen Absturz endet. Cadaqués ist ein Roman über eine Generation von selbst ernannten und mäßig bis kaum erfolgreichen Künstlern, die sich zwar im Mythos Cadaqués kommod eingerichtet haben und sich als legitime Nachfolger der ehemaligen in diesem Ort lebenden Kunstgrößen verstehen, ihre Zeit jedoch damit verbringen, mögliches Potential und künstlerische Kreativität zu verschwenden und anstelle dessen weitestgehend in einer Sphäre des Konjunktiv leben.“

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1982 heiratete Lederer seine erste Ehefrau Judy, der gemeinsame Sohn Nicholas wurde 1988 geboren. Lederer lebt seit 1998 in Berlin. Er und seine polnischstämmige Ehefrau Katarina wohnen außerdem in Dubrovnik (Kroatien) und Cadaqués (Spanien).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Interview mit Michael Lederer in Moskar Magazin.
  • Irina Vlasic: Malo Je Mjesta Na Svijetu. In: Moskar Magazine. 25. März 2011, S. 12–15.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ralph Huebner: Who is Who in der Bundesrepublik Deutschland. Huebners Who is Who, Switzerland 2007, S. 3020.
  2. Christoph Klimke: Verluste wie faszinierende Ausgrabungen. In: Die Welt. 5. Mai 2012, abgerufen am 6. November 2022.
  3. Holcomb B. Noble: Ivo John Lederer, a Scholar of Eastern Europe is Dead at 68. In: The New York Times. 25. Juni 1998, abgerufen am 6. November 2022.
  4. David Harris: The Short Happy Life of a Child of 'The Land'. In: New York Times Magazine. 11. Juni 1978, S. 30–33.
  5. Court Tefft: Michael Lederer. Abgerufen am 7. Juni 2014.
  6. Michael Lederer: Ya Nada Dura Eternamente. Parsifal Ediciones, Barcelona 1999, ISBN 84-87265-99-5.
  7. David Marti: Michael Lederer: or the extrapolation between the old and the modern myth. In: Remanences. Band V, Mai 2001, S. 199–200.
  8. Nothing Lasts Forever Anymore bei PalmArt Press
  9. Great Britain. Exchequer. Great Britain Exchequer payment memoranda, 1665–1666 (MS Eng 1678): Guide. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juli 2014; abgerufen am 7. Juni 2014.
  10. MTI: Dubrovniki Shakespeare-fesztivál az előszezonban. Turizmus.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Februar 2013; abgerufen am 19. März 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.turizmus.com
  11. Marijana Aksic Vitkovic: Dogodine stize Shakespeare. In: List Dubrovacki. 5. Mai 2011, S. 52–53 (dulist.hr).
  12. BWW News Desk: MUNDO OVERLOADUS Opens at PS 122, 9/7. www.broadwayworld.com, abgerufen am 9. Juli 2010.
  13. Adam Hetrick: Mundo Overloadus Will Make World Premiere at PS 122. www.playbill.com, abgerufen am 9. Januar 2010.
  14. Paul A. Laudicina: Beating the Global Odds. John Wiley & Sons, Inc., Hoboken, New Jersey 2012, ISBN 978-1-118-34711-9, S. 16.
  15. Mark Thomas: President Josipović meets Dubrovnik Shakespeare Festival. In: The Dubrovnik Times. 11. Juli 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2014; abgerufen am 26. September 2012.
  16. Gabrijela Bijelic: DUBROVNIK SHAKESPEARE FESTIVAL – NOVA KULTURNA MANIFESTACIJA NA ULICAMA GRADA OD 23. TRAVNJA DO 7. SVIBNJA 2012. ‘Oluja’ i ‘Romeo i Julija’ na dubrovačkim trgovima. Slobodna Dalmacija, abgerufen am 9. März 2011.
  17. Mark Thomas: GUEST OF THE WEEK – MICHAEL LEDERER "To help bring the world to Dubrovnik, and Dubrovnik to the world". In: The Dubrovnik Times. 2. Juli 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Oktober 2013; abgerufen am 26. September 2012.
  18. Dubrovnikfestival – Sponsoren
  19. Mark Thomas: THE WORLD OF WILLIAM SHAKESPEARE Marin Držić hosts Shakespeare in his home. In: The Dubrovnik Times. 15. Juli 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2014; abgerufen am 26. September 2012.
  20. Michael Lederer: The Great Game. PalmArt Press, Berlin 2012, ISBN 978-3-941524-12-5.
  21. Erzählungen auf einer Zugfahrt von Berlin nach Warschau. In: Berliner Morgenpost. 4. Mai 2012, abgerufen am 6. November 2022.
  22. Christoph Klimke: Verluste wie faszinierende Ausgrabungen. In: Die Welt. 5. Mai 2012, abgerufen am 6. November 2022.
  23. The Great Game bei PalmArt Press
  24. Cadaques bei PalmArt Press
  25. The US Embassy Literature Series. Webseite des English Theatre Berlin. Abgerufen am 3. Juni 2014.
  26. InKultura: Buchbesprechung Michael Lederer, Cadaques