Michel-BMW Racing

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Michel BMW, Rennversion der R45, mit knapp 60 PS

Michel-BMW Racing war ein Motorsport-Rennstall, der von Anfang der 1970er bis etwa Ende der 1990er Jahre im internationalen Motorradsport aktiv war. Der Rennstall wurde von den Brüdern Willi (1938–1995) und Günter Michel (* 1952) gegründet und konnte in seiner aktiven Zeit zahlreiche Siege und auch Weltrekorde[1][2] einfahren. Heute ist Michel-BMW Racing vor allem für klassische BMW-Rennsportmotorräder mit 2-Ventil-Technik bekannt. Sie zeichnen sich aus durch extreme Leichtbauweise, ihre sehr schlanke und klassische Fahrzeugsilhouette[3] und ein Fahrzeugdesign[4] in den Farben Rot und Gelb.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Erfahrungen im Motorradrennsport sammelten Willi und Günter Michel Anfang der 1970er Jahre auf BSA-Motorrädern, wechselten aber bald auf Motorräder der Marke BMW. Michel-BMW Racing wurde in den 1970er Jahren von der Fachpresse mehrfach mit dem Titel „Schnellste BMW der Welt“[5] ausgezeichnet. Im Jahr 1980 lieferte der Michel-Rennstall die Boxermotoren für das siegreiche BMW-Werksteam, das im selben Jahr auf BMW R80 G/S Europameister (Rolf Witthöft) und Deutscher Meister (Werner Schütz) wurde. Diese Siege im Geländesport legten den Grundstein für den großen Erfolg der BMW-G/S-Baureihe, die der gesamten Motorradsparte von BMW Anfang der 1980er Jahre wichtige Impulse gab. Da bei BMW der Motorradbau durch die damals starke japanische Konkurrenz unter Druck geraten war, gab es Ende der 1970er Jahre Gerüchte, dass sich die Münchner von der Motorradproduktion trennen wollten. Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Rennsportaktivitäten und der Ausrüstung der G/S-Werksmaschinen mit „Michel-BMW-Ultrakurzhub-Boxermotoren“ gilt der Michel-BMW-Rennstall bei vielen Fans der Marke BMW als einer der Retter des BMW-Motorradbaus in dieser Zeit. Trotz zahlreicher Erfolge im Motorsport trennten sich die beiden Brüder Mitte der 1980er Jahre und gingen getrennte Wege auf der Rennstrecke, während sie im Bereich der technischen Entwicklung weiterhin zusammenarbeiteten.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Willi und Günter Michel setzten im Motorsport auf konsequente Leichtbauweise und entwickelten aus den Boxermotoren der BMW-Baureihe R45/R65 (248) einen Ultra-Kurzhub-Motor, der sich im Motorsport rasch den Ruf erwarb, sehr hohe Drehzahlen zu ermöglichen und zugleich zuverlässig und standfest zu sein. Diese Ultra-Kurzhub-Boxer hatten 700 bis 930 cm³ Hubraum und waren im Renneinsatz mit zahlreichen Bauteilen aus Titan ausgestattet, wie zum Beispiel Pleuel, Stößelstangen und Zuganker. Schon früh suchten die beiden Brüder den Austausch mit Porsche-Ingenieuren, um die Probleme des Boxermotors zu lösen, die sich bei hohen Drehzahlen durch Überdruck im Kurbelgehäuse ergeben. Auch die Nachteile des BMW-Ventiltriebs bei hohen Drehzahlen lösten die beiden Brüder in Zusammenarbeit mit Technikern aus Zuffenhausen.

Design[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon in den Anfangsjahren legten die beiden Brüder, neben der technischen Perfektion, auch großen Wert auf die äußere Erscheinung ihrer Motorräder und entwickelten ein eigenständiges und zugleich klassisches Fahrzeugdesign in den Farben Rot und Gelb. Die Michel-Rennmaschinen zeichnen sich in der Regel durch eine sehr schlanke Fahrzeugsilhouette aus und verfügen über eine hochwertige Lackierung und bauliche Details wie Magnesiumfelgen, von Hand gefeilte Fußrastenanlagen, Gabelbrücken oder ein mechanisches Anti-Dive.[6] In der gegenwärtigen Retrowelle sind Michel-Rennmaschinen häufig das Vorbild für sportliche BMW-Motorräder.

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute ist der Michel-BMW-Rennstall nur noch im Bereich des Classic-Rennsports aktiv und baut hierzu klassische BMW 2-Ventil-Rennmaschinen auf und rüstet Renn-Gespanne[7] mit Michel-BMW 2-Ventil-Boxermotoren aus, die je nach Anforderung und Hubraum über 100 PS (73,5 kW) Motorleistung abgeben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Wiechel-Kramüller: Mythos Michel BMW. 1. Auflage. WIEKRA Edition, Suhlendorf 2017, ISBN 978-3-940189-18-9.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. BMW Rekordfahrten in Nardo. In: Classic-Motorrad.de. 28. Januar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
  2. Christian Wiechel-Kramüller: Mythos Michel BMW. WIEKRA Edition, Suhlendorf 2017, ISBN 978-3-940189-18-9, S. 92–100.
  3. Salatprynz: Baby-Beemer: Michel BMW R 100 RR 0. 3. Juni 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2021; abgerufen am 2. September 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gasgriffsalat.com
  4. Hans-Peter Leicht: Formsache. In: Motorrad. Nr. 3. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 4. Februar 1981, S. 20–22.
  5. Ilse Reuter: Kraftwerk. In: Motorrad. Nr. 23. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 15. November 1977, S. 48–50.
  6. Ilse Reuter: Feinmechanik. In: Motorrad. Nr. 9. Vereinigte Motor-Verlage, Stuttgart 3. Mai 1978, S. 34–36.
  7. Wilfried Schmahl, Nicolas Strebslow: Eilige Drucksache. In: Motorrad Classic. Nr. 4/2021. Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, ISSN 0937-9495, S. 100–103.