Mondaine

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. März 2013 um 06:06 Uhr durch KLBot2 (Diskussion | Beiträge) (Bot: 4 Interwiki-Link(s) nach Wikidata (d:Q670962) migriert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mondaine Watch Ltd.

Mondaine-Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1967
Sitz Zürich, Schweiz
Leitung André Bernheim
Branche Uhrenhersteller
Website http://www.mondaine.com/
Der Schweizer Bahnhofsuhr von Ing. Hans Hilfiker nachempfundenes Modell Mondaine 30332

Die Mondaine Watch Ltd. ist ein unabhängiger Schweizer Uhrenhersteller mit Sitz in Zürich und Werk in Biberist. Das Familienunternehmen war in der Schweiz durch eine enge Partnerschaft über Jahrzehnten mit der Migros verbunden. 2010 kündigte Migros den Zusammenarbeitsvertrag nach gegenseitigen Vorwürfen, benutzte aber bis zum Gerichtsentscheid 2013 weiterhin den Namen M-Watch für Armbanduhren aus anderer Quelle.

Geschichte

Ursprünge

Erwin Bernheim, ein 1925 geborener Sohn eines Zürcher Schneiders, versprach seinem Vater auf dem Totenbett, dessen Beruf zu ergreifen. Während des Zweiten Weltkrieges traf der junge Bernheim mit vielen Kriegsflüchtlingen zusammen. Als diese nach dem Krieg nach Hause zurückkehrten, war der Bedarf nach qualitativ hochstehenden Markenuhren hoch. Bernheim belieferte einige seiner Freunde aus Kriegstagen zuerst mit kleinen Stückmengen an Schweizer Uhren, entdeckte das Geschäft seines Lebens und wechselte aus der Schneiderstube in den Uhrenhandel.

Aufbau

LCD-Uhr der 1970er Jahre

Animiert durch den „Volkswagen“ beim Automobil, wollte Bernheim eine „Volksuhr“ entwickeln. Er begann selber kostengünstige Metall- und Plastikuhren für den Export zu produzieren. Zusammen mit Partnerfirmen leistet die junge Firma Mondaine Pionierarbeit für die ersten Digitaluhren mit den roten LEDs und der noch heute aktuellen LCD-Anzeige. So wurde Mitte der 1970er-Jahre in Zusammenarbeit mit Brown, Boveri & Cie für die kundenspezifische LCD-Anzeige und einem Chiphersteller eine Digital-Quarzuhr entwickelt (siehe Bild). Sie erlaubte erstmals eine digitale Gangkorrektur durch den Benutzer, indem der elektronische Frequenzteiler durch Knopfdruck verändert werden konnte. Damit öffneten sich auch die Türen der Schweizer Uhrenfachgeschäfte für Mondaine. Als Mondaine jedoch unter der Marke „Mirexal“ eine Kollektion für die Migros lancierte, verschwand Mondaine über Nacht aus den Auslagen des Fachhandels. Migros galt zu jener Zeit immer noch als der Schreck und als Tod des Einzelhandels.

M-Watch

Zwar hatten bereits im Mai 1980 die zwei jungen Ingenieure Elmar Mock und Jacques Müller des Grenchner Uhrwerkfabrikanten ETA die Pläne zur Ur-Swatch skizziert, um die serbelnde Schweizer Uhrenindustrie gegen die fernöstliche Konkurrenz zu stärken. Da die Swatch jedoch erst am 1. März 1983 in Zürich lanciert wurde, wurde sie von Mondaine unwissentlich ein zweites Mal erfunden. Migros-Genossenschafts-Bund-Präsident Pierre Arnold suchte den Aufschwung der Uhrenindustrie ebenfalls mit einer günstigen Kollektion herbeizuführen - über den von ihm geführten Einzelhandelsriesen. Ronnie Bernheim, Sohn des Firmengründers, nahm im Januar 1983 den Auftrag an, auch wenn die Bedingungen der Migros fast unmöglich zu erfüllen waren: Die ersten 500 Modelle mussten innert 28 Tagen vorliegen, zu Abgabe an die Pressevertreter an der Bilanzmedienkonferenz. Ausserdem gab es Vorgaben betreffend der Qualität und dem Preis.

Am 24. Februar 1983, eine Woche vor der Swatch, wurde die M-Watch der überraschten Öffentlichkeit und Konkurrenz vorgestellt. Das "M" im Namen konnte sowohl für Mondaine als auch für Migros stehen. Die M-Watch war mit 38 Schweizer Franken elf Franken günstiger als das Konkurrenzprodukt von ETA/SMH und tickte leiser. Trotz des ersten Erfolges zitterten die Verantwortlichen von Mondaine um den kommerziellen Erfolg. Zwar hatte die Migros als Schweizer Exklusiv-Verkäufer mutig 20.000 Uhren fest bestellt. Um die Kosten zu decken, musste Mondaine mindestens das Fünffache absetzen. Bis Ende Jahr waren jedoch 180.000 Uhren über die kleinen Uhrenständer zwischen Früchten und Kolonialwaren des Schweizer Einzelhändlers abgesetzt worden. Dass sich Mondaine, abgesehen von den 20.000 Uhren, ohne jegliche Absicherung so weit aus dem Fenster lehnte, war ebenso mutig wie die Lancierung der Swatch zur selben Zeit: Es ging um alles oder nichts. Schlussendlich wurden über den Vertriebkanal Migros bis 2010 über 7 Millionen Mondaine-Armbanduhren verkauft.

Der juristische Streit über den Markennamen M-Watch wurde vom Zürcher Handelsgericht anfangs März 2013 zugunsten von Mondaine entschieden. Migros darf diesen Markennamen zukünftig in der Schweiz für Uhren aus anderen Quellen nicht mehr benutzen[1].

Mondaine heute

Anstelle von Migros arbeitet Mondaine nun mit der Schweizer Warenhausgruppe Manor zusammen. Gegen 70 Modelle werden über diesen neuen Vertriebkanal unter der Marke M-Watch in der Schweiz angeboten.

Neben der M-Watch, welche auch in Asien, Amerika und dem nichtschweizerischen Europa vertrieben wird, produziert Mondaine die offizielle Schweizer Bahnhofsuhr fürs Handgelenk, Werbeuhren und Uhren für Marken ohne eigene Produktionsstätten. Für billige Werbeuhren besitzt das Zürcher Unternehmen auch eine Tochterfirma in Hong Kong, welche aus verständlichen Gründen zwar billige, aber keine Schweizer Uhren produziert.

Siehe auch

Einzelhinweis

  1. Jetzt können wir Vollgas geben, az Solothurner Zeitung, Jg. 107, Nr. 062, 5. März 2013, S. 21