Muffblock

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Tonnenmuffblock (ca. 1980)

Ein Muffblock, auch Muffstock,[1] ist eine vom Hutformenbauer oder Drechsler für das Kürschnerhandwerk und entsprechende Industrien hergestellte Holzform, mit deren Hilfe Muffe aus Pelz produziert werden. Pelzmuffe haben meistens eine gerundete Form, die sich durch Zuschneiden und Nähen allein nicht perfekt herstellen lässt. Durch Anfeuchten des Leders zügig gemacht spannt der Kürschner oder Modist das vorgefertigte Fellteil über den Block und lässt es darauf trocknen.

Der Muff, lange ein wesentliches Bekleidungsaccessoire, wurde seit Ende der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr von der Mode vernachlässigt. Im Jahr 1956 hieß es in einem Fachbuch: „Schon das Zusammensetzen der aus mehreren Teilen auf Nut und Feder gearbeiteten Holzblöcke bedarf der Übung. Leider muss festgestellt werden, daß der Nachwuchs weithin diese zur Grundausbildung gehörende Arbeit nicht beherrscht und bei Gesellen- und Meisterprüfungen ein Fiasko erlebt.“[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Muffe gibt es in verschiedenen Größen, klein über größer, vor allem historisch bis zur Kissengröße, flach, rechteckig und quadratisch, rund und tonnenförmig.[3] Nur für Muffe mit starken Rundungen werden zur perfekteren Ausführung Muffblocks verwendet.

Ein Tonnenmuffblock besteht aus sieben oder neun Teilen, die auseinandernehmbar sind. Nut und Feder sind konisch geformt, so dass die Teile mit Feder nur von einer Seite in die Rinne eingeschoben werden kann. Die einzelnen Teile sind nummeriert. Das als letztes, entsprechend der daran befindlichen Nummern einzufügende Segment ist das Mittelteil.[4] Je nach Hersteller sind die Abschlüsse an den Handlöchern anders ausgeformt. Heute ist in der Regel keine extra Fortführung des Blocks in ein Handloch mehr vorhanden. Ältere, in manchen Firmen noch vorhandene und gegebenenfalls auch in Gebrauch befindliche Blöcke haben jedoch entsprechende Verlängerungen, entweder zylinderförmig oder aufkragend. Hier wird das gespannte Fell nicht festgezweckt, sondern mit einem Bindfaden zusammengezogen und festgehalten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tonnenmuff aus zobelgefärbten, grotzierten Fehrückenfellen („Zobel“feh). Gearbeitet ca. 1920

Der Muff gilt als eine Erfindung der Neuzeit. Laut Alexander Tuma dürfte er kaum vor dem 4. bis 5. Jahrhundert in Gebrauch gewesen sein. Im Mittellatein des 9. Jahrhunderts gab es eine muffala.[3] Der französische Kulturhistoriker Octave Uzanne verfasste eine Geschichte des Muffs. Er fand die frühesten Spuren jedoch erst im Venedig des 14. Jahrhunderts, und zwar in der Form von überweiten, pelzbesetzten Ärmeln von Frauen und Männern, die Mode in Deutschland folgte ähnlich. Auf Abbildungen des 16. Jahrhunderts ist der eigentliche Muff bei vornehmen Damen zu sehen, ein Jahrhundert später auch auf deutschen Gemälden. Im Barock hatte er eine beachtliche Größe, getragen von Damen und Herren. Nach einer Pause in der Männermode kam er im Rokoko noch einmal zurück. Die Grundformen haben sich seit dieser Zeit nicht mehr verändert.[5]

Für die frühen, taschenartig flachen Muffe wurden keine Blöcke benötigt, leichte Rundungen der Ränder ließen sich durch Abnäher erzeugen. Auch die röhrenförmigen „Mannsmuffen“ des Mittelalters ließen sich ohne Block, womöglich sogar ohne Schnittmuster, zuschneiden.[3]

Die Wiener Kürschner nehmen für sich in Anspruch, die ersten gewesen zu sein, die perfekt geformte Muffe auf Holzblöcken herstellten: „Die Erfindung, Muffe auf Stöcken zu machen (Wiener Stockmuff, 1883) ist ein Verdienst des heimischen Gewerbes und heute können wir mit Stolz sagen, daß die Wiener Kürschnerkunst vor aller Welt in Ehren bestehen kann und was Geschmack anbelangt, an erster Stelle steht“.[6]

Die Pelzzutatenhandlung Hausding & Bergmann aus Pirna in Sachsen bot in einem nicht datierten Katalog (ca. zwischen 1930 und 1940) als „einige der gangbarsten Muffblock-Größen und Formen“ an:

„Die vorstehend angegebenen Größen sind heutige Normalgrößen. Wir liefern selbstverständlich auch kleinere Formen (Tonnen schon von 48 cm Umfang an und Taschen schon von 16 cm Umfang an. Muffblöcke jeder anderen Form und Größe auch nach Abbildung oder Skizze liefern wir ebenfalls schnellstens.)“[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Muffblöcke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Muffe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde, Band VII. Alexander Tuma, Wien 1949, S. 96, Stichwort „Blocken“.
  2. Autorenkollektiv: Der Kürschner. Fach- und Lehrbuch für das Kürschnerhandwerk. 2. überarbeitete Auflage. Berufsbildungs-Ausschuss des Zentralverbands des Kürschnerhandwerks (Hrsg.), Verlag J. P. Bachem, Köln 1956, S. 72. Zuletzt abgerufen am 16. November 2022.
  3. a b c Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde, Band XX. Alexander Tuma, Wien 1950, S. 13–14, Stichwort „Muff“.
  4. Alexander Tuma jun.: Die Praxis des Kürschners. Julius Springer, Wien 1928, S. 122–124. (→ Inhaltsverzeichnis).
  5. Ohne Autorenangabe: Historisches vom Muff. In: Tageszeitung Der Rauchwarenmarkt Nr. 81, 4. April 1922, S. 27.
  6. Johann Illy: Das älteste Gewerbe (Die Entwicklung der Kürschnerkunst). In: Jahrbuch der Kürschner, Rauchwarenfärber, Kappenmacher und Zurichter Österreichs, 1927. Verlag der Genossenschaft der Kürschner, Rauchwarenfärber, Kappenmacher und Zurichter in Wien, S. 20.
  7. Sonderprospekt Hausding & Bergmann, Zutaten und Bedarfsartikel der Pelzwaren-, Hut- und Mützenbranche. Zeitgleich mit den Katalogen Nr. 43 und 44.