Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. September 2010 um 15:59 Uhr durch 141.91.136.40 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Museum für Kunst und Gewerbe

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg gilt als eines der führenden Museen für angewandte Kunst in Europa und ist eines der großen Museen in Hamburg.

Geschichte

Das Museum für Kunst und Gewerbe wurde 1874 gegründet. Im Wesentlichen ist die Gründung dem Juristen und Kunstkritiker Justus Brinckmann zu verdanken. Vorbilder waren das South Kensington Museum (gegr. 1852, heute Victoria and Albert Museum, London), das Österreichische Museum für Kunst und Industrie (gegr.1863, heute Museum für angewandte Kunst Wien) und das Deutsche Gewerbemuseum (gegr. 1867, heute Kunstgewerbemuseum Berlin). Brinckmann wollte den „Geschmack bilden und das künstlerische Niveau des Handwerks steigern”. Er wurde der erste Direktor des Hauses, das 1877 am Steintorplatz als Staatliches Technikum und Museum für Kunst und Gewerbe“ eröffnet wurde. Das Gebäude wurde 1873–1875 nach den Plänen von Carl Johann Christian Zimmermann erbaut.

Nach dem Tod Brinckmanns 1915 wurde Max Sauerlandt 1919 neuer Direktor. Unter seiner Leitung wurde ein namhafter Bestand an Werken des Expressionismus aufgebaut. Im April 1933 wurde Sauerlandt auf Grund der Nürnberger Gesetze wegen seines Eintretens für die „Entartete Kunst“ als Museumsleiter entlassen. Durch die Aktion Entartete Kunst der Nationalsozialisten gingen dem Museum zahlreiche zeitgenössische Werke verloren. 1943 wurde das Gebäude von Bomben teilweise zerstört. Der Wiederaufbau war 1959 beendet. Es verfügt über etwa 700.000 Objekte und gehört zu den großen europäischen Museen für Kunst, Kunsthandwerk und Design. Das Museum liegt in der Hamburger Innenstadt direkt am Hauptbahnhof.

Sammlungen

Erdgeschoss

  • Historische Tasteninstrumente: In der Ausstellung von Cembali, Spinetten, Virginalen und Clavichorden sowie von Hammerflügeln und Tafelklavieren werden die Größenverhältnisse der Instrumente, die Anordnung der Klaviatur und die Klangtechnik (Zupfen, Schlagen) deutlich. An einigen Montagabenden werden Konzerte auf historischen Instrumenten gegeben.
  • Barock: Diese Sammlung umfasst Darstellungen und Figuren aus dem Barock, die nur aus Barockkirchen und -palästen stammen können.
  • Europäische Sammlung Byzanz bis Historismus
  • Fayence und Porzellan: Im erhöhten Zwischengeschoss befindet sich eine umfangreiche Fayence- und Porzellansammlung der meisten großen Manufakturen des 17. und 18. Jahrhunderts, die nach Herstellungsorten gruppiert sind.

1. Etage

  • Ostasien
  • Japanisches Teehaus
  • Islam: Das Prunkstück der Sammlung sind 71 Fliesenfragmente mit Ornamenten im magischen blau aus der usbekischen Stadt Buchara. Sie stammen vom Mausoleum des Buyan Kuli Chans (1348-1368), das beim schweren Erdbeben von 1894 stark beschädigt wurde. Die herunter gefallenen Fliesen wurden zur Finanzierung der Instandsetzung des Grabmals zur Hälfte an das Victoria and Albert Museum in London und an das Museum für Kunst und Gewerbe verkauft. Weiter fällt auf eine Standartenbekrönung, die geometrische Muster und eventuell Schriftzeichen in filigraner Arbeit aus Kupfer und Messing zeigt und aus dem Iran um 1700 stammt. Weiter gibt es Gefäße, Teppiche und Bücher.
  • Antike: Die Errungenschaften der Antike werden durch Vasen, Rüstungen und Statuen dokumentiert.
  • Art Nouveau/Jugendstil/Sezession: Im Westflügel sind aus der Jugendstilzeit viele Möbel und Exponate zu dem Gesamtkunstwerk "Pariser Zimmer" kombiniert worden, die auf der Weltausstellung 1900 in Paris erworben wurden. [1] Zu den Wohnzimmereinrichtungen gehören zwei überlebensgroße weiße Skulpturen von 1907, die Mädchendarstellungen in Fayence von Richard Luksch und der Schwanenteppich (1897) von Otto Eckmann.
  • Moderne 1914-1945: Bestandteil der Ausstellung im Nordflügel sind Werke expressionistischer Künstler, u. a. Tierplastiken von Richard Haizmann, die Frauen-Skulptur aus Ahornholz von Ernst Heckel (Stehende mit aufgestütztem Kinn von 1912), Werke von Karl Schmidt-Rottluff und Ewald Mataré sowie Gebrauchsgegenstände im Bauhausstil.
  • Mode

2. Etage

  • Grafik und Plakate
  • Design
  • Buchkunst
  • Fotografie

Osterteppich aus dem Kloster Lüne

Zur Finanzierung dringender Reparaturarbeiten verkaufte das Kloster Lüne nach der Währungsreform von 1948 seinen Osterteppich, der aus den Jahren 1504/1505 stammt. Diese Handarbeiten werden sowohl im Kloster Lüne wie auch im Museum für Kunst und Gewerbe nur einmal pro Jahr an wenigen Tagen zwischen Ostern und Pfingsten gezeigt. [2]

Einzelnachweise

  1. Matthias Gretzschel: Als der Senat noch shoppen ging. Das Pariser Zimmer in Hamburg. In: Hamburger Abendblatt vom 31. Oktober 2009, S. 18
  2. Anne Bahrs: Kostbare Textilien erhalten. In: Preußische Allgemeine Zeitung vom 15. Mai 2010, S. 21

Literatur

  • Prestel-Museumsführer Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Prestel-Verlag, München 2000, ISBN 3-7913-2206-0
  • David Klemm: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1945. Wilhelm Hornbostel (Hg.). Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe, 2004, ISBN 3-923859-60-0
  • Museum für Kunst und Gewerbe (Hrsg.): Historische Tasteninstrumente, Hamburg, 2. Auflage, ca. 2007. (Faltblatt mit Abbildungen).
  • Museum für Kunst und Gewerbe (Hrsg.): Information. Hamburg, ca. 2007. (Faltblatt mit Lageplänen der Abteilungen).

Weblinks

Commons: Museum für Kunst und Gewerbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Navigationsleiste Museen in Hamburg

Koordinaten: 53° 33′ 4″ N, 10° 0′ 34″ O