Mutiertes Citrulliniertes Vimentin

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Der Nachweis von Autoantikörpern gegen Mutiertes Citrulliniertes Vimentin (MCV) ist ein Laborparameter zur Diagnose der rheumatoiden Arthritis (RA).[1]

Bei der RA handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Der Nachweis bestimmter Autoantikörper (das sind Antikörper gegen körpereigenes Gewebe) kann den Arzt bei der Diagnostik der Erkrankung und der Therapieentscheidung unterstützen. Das gilt gerade für die Frühformen der RA, wenn (noch) keine typischen Symptome bestehen.

Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Citrullinierung von Proteinen ist ein physiologischer (d. h. natürlicherweise im Körper ablaufender) Prozess, bei dem die Aminosäure Arginin in die Aminosäure Citrullin enzymatisch umgewandelt wird. Das dadurch veränderte körpereigene Protein wird vom Immunsystem als körperfremd angesehen, wodurch es zur Bildung autoreaktiver („gegen sich selbst gerichtet“) Antikörper kommt, die das eigene Gewebe attackieren und eine Entzündungsreaktion in Gang bringen. Die Folge ist eine Autoimmunerkrankung.[2]

Citrullinierte Proteine wurden in den Gelenken von Patienten mit rheumatoider Arthritis nachgewiesen. Eines dieser Proteine ist das mutierte citrullinierte Vimentin (MCV), das mit dem 1994 beschriebenen Sa-Antigen identisch ist.[3]

Die MCV-Antikörper gelten als Biomarker für die RA. Der diagnostische und prognostische Wert des MCV-Antikörper-Nachweises ist höher als der der Rheumafaktoren.[4]

Die Citrullinierung des Vimentins ist wesentlich an der Entstehung der RA beteiligt. Zudem ist ein Zusammenhang zwischen der MCV-Antikörper-Konzentration mit der Krankheitsaktivität und dem Schweregrad der rheumatoiden Arthritis nachgewiesen.[5]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der medizinische Nutzen des MCV-Antikörper-Nachweises liegt im frühen Auftreten dieser Biomarker und damit in der Möglichkeit, auch die RA-Frühformen diagnostizieren und die Krankheit bereits vor dem Auftreten von Schmerzen und Schäden therapieren zu können.

Mit der Entwicklung eines Point-of-Care-Tests, der den Anti-MCV-Nachweis mit dem Nachweis von Rheumafaktoren kombiniert und eine Spezifität von 99,7 % erreicht[6], wurden wichtige Fortschritte gerade in der Rheumafrühdiagnostik gemacht.

MCV-Antikörper sind auch wichtige prognostische Biomarker zum Einschätzen des Verlaufs einer rheumatoiden Arthritis.[7][8] Zudem gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der MCV-Antikörper-Konzentration und dem Therapieerfolg bei RA.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. FC Arnett, SM Edworthy, DA Bloch, DJ McShane, JF Fries, NS Cooper, LA Healey, SR Kaplan, MH Liang, HS Luthra et al.: The American Rheumatism Association 1987 revised criteria for the classification of rheumatoid arthritis. In: Arthritis Rheum., 1988 Mar, 31(3), S. 315–324, PMID 3358796
  2. B György, E Tóth, E Tarcsa, A Falus, EI. Buzás: Citrullination: A posttranslational modification in health and disease. In: Int J Biochem Cell Biol., 2006, 38(10), S. 1662–1677, Epub 2006 Mar 30. Review.
  3. N Després, G Boire, FJ Lopez-Longo, HA. Ménard: The Sa system: a novel antigen-antibody system specific for rheumatoid arthritis. In: J Rheumatol, 1994, 21, S. 1027–1033, PMID 7932409
  4. Antikörper gegen mutiertes citrulliniertes Vimentin (Anti-MCV) bei rheumatoider Arthritis. (PDF; 246 kB)
  5. L Mathsson, M Mullazehi, MC Wick, O Sjoberg, VR van, L Klareskog et al.: Antibodies against citrullinated vimentin in rheumatoid arthritis: Higher sensitivity and extended prognostic value concerning future radiographic progression as compared with antibodies against cyclic citrullinated peptides. In: Arthritis Rheum, 2007, 58(1), S. 36–45, doi:10.1002/art.23188.
  6. Renger F, Bang H, Fredenhagen G, Natusch A, Backhaus M, Feist E, Egerer K, Burmester GR: Anti-MCV Antibody Test for the Diagnosis of Rheumatoid Arthritis Using a POCT-Immunoassay. In: #1630, poster presentation 2008 Annual Scientific Meeting, American College of Rheumatology. (acr.confex.com (Memento des Originals vom 27. Mai 2010 im Internet Archive) [abgerufen am 15. September 2009]).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/acr.confex.com
  7. H Bang, K Egerer, A Gauliard, K Lüthke, PE Rudolph, G Fredenhagen et al.: Mutation and citrullination modifies vimentin to a novel autoantigen for rheumatoid arthritis. In: Arthritis Rheum, 2007, 56(8), S. 2503–2511.
  8. Syversen SW, Goll GL, van der Heijde D, Landewé R, Lie BA, Odegard S, Uhlig T, Gaarder PI, Kvien TK: Prediction of radiographic progression in rheumatoid arthritis and the role of antibodies against mutated citrullinated vimentin: results from a ten-year prospective study. In: Ann Rheum Dis. doi:10.1136/ard.2009.113092 (bmj.com).
  9. PN Roland, SG Mignot, A Bruns, M Hurtado, E Palazzo, G Havem, P Dieudé, O Meyer, SC. Martin: Antibodies to mutated citrullinated vimentin for diagnosing rheumatoid arthritis in anti-CCP-negative patients and for monitoring infliximab therapy. In: Arthritis Res Ther., 2008 Dec 10,10(6), R142, doi:10.1186/ar2570, arthritis-research.com (Memento des Originals vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/arthritis-research.com