Mutterschaftspaket

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. November 2017 um 00:34 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Leerzeichen vor Prozentzeichen eingefügt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein finnisches Paar packt sein Mutterschaftspaket aus

Das Mutterschaftspaket (finnisch: Äitiyspakkaus) besteht aus einem Paket mit einer Babyausstattung für das erste Lebensjahr, das die finnische Sozialversicherungsanstalt Kela allen werdenden Eltern oder Adoptiveltern zur Verfügung stellt, wenn diese einen Arzt aufgesucht hatten.

Das Paket enthält Kinderkleidung und andere nützliche Gegenstände, das Paket selbst lässt sich mittels einer kleinen Matratze in ein Kinderbett umwandeln. Die genaue Zusammensetzung des Paketinhalts wird etwa jährlich geändert. Statt dem Paket kann man sich auch einen Betrag von 140 Euro in bar auszahlen lassen (2017),[1] was aber nur von etwa 5 % der Finnen genutzt wird,[2] da der Paketinhalt steuerfrei und dadurch deutlich mehr wert ist. Viele Paare schätzen auch die Tatsache, dass sie keine Zeit für den Kauf der Sachen aufwenden müssen.

Eingeführt wurde das Äitiyspakkaus 1938, zunächst nur für einkommensschwache Eltern. Dieses erste Paket enthielt eine Decke, Bettlaken, Windeln und Stoff, aus dem die Eltern Kleidung für das Baby machen konnten. Seit 1949 bekommen alle werdenden Mütter das Paket, vorausgesetzt, sie haben vor dem vierten Schwangerschaftsmonat einen Arzt oder eine Geburtsklinik aufgesucht, und die Schwangerschaft hat mindestens 154 Tage gedauert.[2] Adoptiveltern haben Anrecht auf das Paket oder die Geldzahlung, wenn das adoptierte Kind weniger als 18 Jahre alt ist. Zunächst war auch eine Babyflasche beigefügt, diese wurde aber in späteren Jahren weggelassen, um das Stillen zu fördern. Seit einigen Jahren liegen auch Kondome bei.

Das Äitiyspakkaus wird vom finnischen Gesundheitsdienst nur verschenkt, nicht aber verkauft. 2012 bekamen die schwedische Kronprinzessin Victoria und ihr Mann Prinz Daniel eine Äitiyspakkaus, 2013 ebenso William, Duke of Cambridge, und seine Frau Catherine, das voraussichtlich zukünftige Thronfolgerpaar des Vereinigten Königreichs.[3] Findige finnische Unternehmer bieten inzwischen ähnliche Babyausstattungen zum Kauf an, verlangen allerdings 400 bis 600 Euro. Dafür werde der Inhalt des Pakets aber an Klima und Kultur des jeweiligen Landes angepasst.[2]

Dadurch, dass das Paket nur dann erhältlich ist, wenn die Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen wird, ist die Qualität der Schwangerschaftsvorsorge gestiegen, und die Kindersterblichkeit konnte von 65 je 1000 Geburten in den 1930er Jahren auf heute etwa 3,4 reduziert werden, was eine der niedrigsten Zahlen weltweit ist.[4]

Während das Äitiyspakkaus in den 1930er Jahren hauptsächlich deshalb geschätzt wurde, weil sich viele arme Finninnen den Inhalt sonst nicht hätten leisten können, wird heutzutage insbesondere von arbeitenden Müttern auch die Zeitersparnis geschätzt, viele Dinge nicht kaufen zu müssen. Das Äitiyspakkaus gilt als Teil der finnischen Kultur. Panu Pulma, ein Professor für Finnisch und Nordische Geschichte in Helsinki, bezeichnet es als Symbol der Gleichheit und der Bedeutung von Kindern und dafür, dass Kinder für Regierung und Steuerzahler Priorität hätten.[4]

Die Zusammensetzung des Äitiyspakkaus wird jährlich in Reaktion auf Rückmeldungen geändert. Dabei werden die älteren Pakete verschickt, bis sie aufgebraucht sind, erst dann wird die neue Zusammenstellung versandt. Die 2017er Version enthält folgende Gegenstände:[1]

  • die Box selbst, die als Babybett verwendbar ist
  • Schneeanzug/Schlafsack
  • isolierte Stiefel und Fäustlinge
  • Schlafsack/Bettlaken
  • leichter Overall mit Kapuze
  • Overall aus Wollmischstoff
  • Wollmütze
  • Sturmhaube
  • kleine Mütze
  • Jumpsuit
  • Strampelanzug
  • acht unterschiedliche Babyanzüge
  • sechs verschiedene Babyhosen
  • Strumpfhosen
  • drei Paar Socken
  • Bettzeug
  • Nachthemd/Schlafsack
  • Windel und Baumwolleinlage
  • Handtuch
  • Nagelschere
  • Lätzchen
  • Fieberthermometer, Badethermometer
  • sechs Kondome
  • Stilleinlagen
  • Haarbürste
  • Zahnbürste
  • Talkumpulver, Creme
  • Bilderbuch
  • Kuscheltier/Laken

Im Vergleich zu den Vorjahren wurde wenig geändert außer dem Design der Gegenstände. Kela achtet allerdings seit einigen Jahren auch auf die Umweltfreundlichkeit der Gegenstände. So wurden Einwegprodukte weitgehend durch Mehrwegprodukte ersetzt. Der Auswahlprozess wird europaweit ausgeschrieben und dauert etwa eineinhalb Jahre. Der Gesamtwert der Produkte soll 140 Euro (ohne Steuern) nicht überschreiten. Ausgewählt werden die Produkte, die bei hoher Qualität den niedrigsten Preis haben.[5]

Einzelnachweise

  1. a b Maternity package, kela.fi, abgerufen 23. Oktober 2017
  2. a b c Kind in der Kiste, Süddeutsche Zeitung 15. August 2015, abgerufen 23. Oktober 2017
  3. Royal baby: William and Catherine get Finnish baby box, BBC News 2. Juli 2013, abgerufen 23. Oktober 2017
  4. a b A simple cardboard box helped Finland reduce infant mortality, UPI 4. Juni 2013, abgerufen 23. Oktober 2017
  5. Procurement process for the maternity package, kela.fi, abgerufen 23. Oktober 2017