Naupa Iglesia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. September 2022 um 14:00 Uhr durch JonskiC (Diskussion | Beiträge) (k). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Granit-„Schrein“ von Naupa Iglesia mit sitzartigen Ausarbeitungen[A 1] und „Steinvorsprüngen“

Naupa Iglesia (spanisch Iglesia ‚Kirche‘), auch Ñaupa Iglesia, Naupa Huaca, Ñaupa Waka, Höhle von Choquequilla, der goldene Mond oder Mondtempel,[1] ist eine archäologische Stätte in Peru wenige Kilometer von Ollantaytambo entfernt.

Der Ort ist Pilgerstätte für Esoteriker und Gegenstand von Spekulationen verschiedenster Art.[2]

Lage

Die Höhle liegt am Berghang über verfallenen landwirtschaftlichen Terrassen oberhalb des Río Huarocondo, fünf Kilometer südöstlich von Ollantaytambo und vierzehn Kilometer westlich von Urubamba in einer Höhe von 3627 Metern über dem Meeresspiegel. Erreichbar sind die Ruinen über eine zentrale Treppe, die die Terrassen hinaufführt.[3]

Beschreibung

Naupa Iglesia ist eine Höhle, deren flache Steinflächen ein umgekehrtes „V“ bilden.[3] An einer Felswand der Höhle befindet sich ein äußerst präzise gefertigtes „Scheintor“ (englisch false doorway), das wie im Fall von Aramu Muru ins Nichts führt.

Vor der Höhle steht eine abstrakte, symmetrische, stufenförmige Skulptur aus schwarzem Granit, die allerdings durch Plünderer stark beschädigt wurde.

Sie wird von einer Mauer flankiert, die aus zwei Reihen von vier Nischen eines bestimmten Typs besteht, was nach Gullberg und Malville die Bedeutung des Ortes unterstreicht.[A 2] Bei den Nischen dieser Mauer handelt es sich um Nischen im Tiwanaku-Stil.[4]

Zusätzlich gibt es unmittelbar nördlich der Höhle eine kleine Gebäudestruktur mit Nischen, Türen und Fenstern im Mauerwerk.[3]

Deutung

Einige Bezeichnungen für die Stätte legen Mondzeremonien nahe.[1] Die Skulptur aus schwarzem Granit bezeichnet Scott C. Smith als „Altar“,[5] wohingegen Steven Gullberg und J. McKim Malville sie als „Schrein“ bezeichnen.

Nach Adam Herring (Spezialist für die Kunst des präkolumbischen Amerikas) könne die Höhle von Choquequilla möglicherweise mit der Anden-Weltanschauung t’oqo identifiziert werden; die Ahnenhöhle der Ethnogenese und dynastischen Entstehung. Laut dieser Mythologie war die Höhle ein Portal der Erscheinung der mythischen Vorfahren in die menschliche Welt. Bei den Inka war die Form des quadratischen Rahmens weit verbreitet, um den t’oqo darzustellen.[6] Nach der Historikerin Carolyn Dean würden Stufensymbole symbolisch für den Eintritt in unterschiedliche kosmische Sphären und die Kommunikation mit den Ahnen-Wesen stehen.[7]

Archäoastronomie

Laut dem Archäoastronomen Steven Gullberg erleuchtet der Aufstieg der Sonnenwende die Höhle hell. Ebenso dramatisch könne das Licht eines aufgehenden Vollmondes wirken.[1]

Ähnliche Stätten

Die Skulptur aus schwarzem Granit ähnelt derjenigen Struktur in Ollantaytambo, die auch als „Baño de la Ñusta“ bekannt ist.[8][1]

Nach César Paternosto gebe es eine formale Ähnlichkeit der „Höhle von Choquequilla“ mit Tiwanaku-Architektur. Allerdings müsse diese formale Ähnlichkeit durch die herausragende konstruktive Symbolik der Inka stark infrage gestellt werden. In diesem Fall sei nach Ansicht von César Paternosto die massive trapezoide Gestalt des Monuments ausschlaggebend. Das Stufenmotiv sei in allen Kulturen des alten Amerika weit verbreitet gewesen und weit davon entfernt, exklusiv mit Tiwanaku assoziiert zu sein. Dies müsse nach Paternosto auch bei der formalen Ähnlichkeit der Mauer der sechs Monolithen mit Tiwanaku-Architektur berücksichtigt werden (siehe Mögliche ursprüngliche Errichtung durch Tiwanakaner).[9]

Ähnliche Stufenskulpturen nahe Höhleneingängen finden sich ebenso bei Qenko und Sacsayhuamán.[10]

Literatur

  • Nicolás Arredondo Dueñas: Informe de investigación arqueológica Ñaupa Iglesia-Ollantaytambo. Informe presentado al Ministerio de Cultura, Dirección de Investigación y Catastro, Subdirección de Investigación, Lima, 2009
  • A. César González-García “The Marriage of Astronomy and Culture: Theory and Method in the Study of Cultural Astronomy”: The 24th Conference of the European Society for Astronomy in Culture, Bath, UK, 12th–16th September, 2016. Journal of Skyscape Archaeology 3.1 (2017), S. 205, 5.2 Choquequilla

Anmerkungen

  1. Alfons Stübel und Max Uhle schreiben über die sitzartigen Ausarbeitungen: „Es ist merkwürdig, wie häufig die sitz-, sessel- und verwandten treppenartigen Ausarbeitungen zu Paaren, dreifach, oder vierfach eng verbunden sind.“ (Stübel und Uhle 1892, Zweiter Teil, S. 30)
  2. Die obere Reihe zeigt den Typ Nischen, die sich fast ausschließlich in Tiwanaku finden (nach Protzen und Nair 2013, Nischen des Typs 2a).

Einzelnachweise

  1. a b c d Steven R. Gullberg: Astronomy of the Inca Empire: Use and Significance of the Sun and the Night Sky. Springer Nature, 2020, S. 241.
  2. Ñaupa Iglesia merece ser revalorizado según especialistas. El Comercio, 7. Januar 2013, abgerufen am 18. September 2022 (es).
  3. a b c A. César González-García “The Marriage of Astronomy and Culture: Theory and Method in the Study of Cultural Astronomy”: The 24th Conference of the European Society for Astronomy in Culture, Bath, UK, 12th–16th September, 2016. Journal of Skyscape Archaeology 3.1 (2017), S. 205
  4. Mark Aldenderfer, Amanada Cohen, Charles Stanish: Advances in Titicaca Basin Archaeology-1. Band 54. ISD LLC, 2005. S. 241.
  5. Scott Cameron Smith: The step mountain motif in Tiwanaku iconography. Boundary End Archaeology Research Center (2012), S. 17.
  6. Adam Herring: Art and vision in the Inca Empire: Andeans and Europeans at Cajamarca. . Cambridge University Press, 2015, S. 64.
  7. Carolyn J. Dean: A culture of stone: Inka perspectives on rock. Duke University Press, 2010, S. 34
  8. Steven R. Gullberg: Astronomy of the Inca Empire: Use and Significance of the Sun and the Night Sky. Springer Nature, 2020, S. 247.
  9. César Paternosto: The stone and the thread: Andean roots of abstract art. University of Texas Press, 1996, S. 140.
  10. Carolyn J. Dean: A culture of stone: Inka perspectives on rock. Duke University Press, 2010, S. 34

Koordinaten: 13° 17′ 20,3″ S, 72° 13′ 48,2″ W