Neferkare I.

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Namen von Neferkare I.
Kartuschenname des Neferkare I., Königsliste von Sakkara [1]
Eigenname
N5F35D28



[A 1]
Neferkare (Nefer ka Re)
Vorlage:Unicode
(Mit) vollkommenem Ka, ein Re
O29VD28Z1
Aaka (Aa ka) [2] [A 2]
Vorlage:Unicode
/ Neferka (Nefer ka) [3]
Königspapyrus Turin (Nr.II./25)
V10AO29VD28Z1V11AG7
[4][A 3]
Aaka (Aa ka)
Vorlage:Unicode
[A 4]
Königsliste von Sakkara (Nr.8)
N5F35D28
Neferkare (Nefer-ka-Re)
Vorlage:Unicode
Griechisch Manetho-Varianten:
Africanus: Nephercheres [A 5]
Eusebius: fehlt
Eusebius, AV: fehlt

Neferkare I. (nach anderer Quelle Aaka, Aa-ka oder Neferka, Nefer-ka[A 6]) war ein altägyptischer König (Pharao) der 2. Dynastie (Frühdynastische Zeit), welcher vielleicht um 2749 v. Chr. regierte. Neferkare I. zählt für die heutige Forschung zu den besonders obskuren Herrschern. Sein genauer Regierungszeitpunkt sowie die Dauer seiner Herrschaft sind unbekannt.

Belege

Diesen Herrscher chronologisch korrekt einzuordnen, ist für Ägyptologen und Archäologen aufgrund der geringen Fundlage recht schwierig.[5] Als „Neferkarê“ ist dieser Herrscher nur in der Königsliste von Sakkara im Grab des Vorlesepriesters Tjuneroy (19. Dynastie) belegt. Als „Aaka“ tritt er hingegen nur im Turiner Königspapyrus in Erscheinung.[6] Überdies ist sein Horusname völlig unbekannt. Zeitgenössische Monumente oder Artefakte konnten ihm bisher auch nicht zugeordnet werden.[7] In der Sakkara-Liste und im Turiner Papyrus wird Neferkare I. als Nachfolger von König Sened und als Vorgänger von König Neferkasokar beschrieben.[6]

Der Ägyptologe Kim Ryholt ist überzeugt, dass Neferkare identisch ist mit Seneferka, einem Herrscher, der eigentlich von der Mehrheit der Ägyptologen mit König Qaa (Ende der 1. Dynastie) gleichgesetzt oder als dessen unmittelbarer Nachfolger angesehen wird. Ryholts Darlegung fußt auf dem Umstand, dass ramessidische Schreiber häufig den Namen frühdynastischer Herrscher die Sonnenscheibe des Re beifügten, obwohl ihnen hätte bekannt sein müssen, dass die Sonne zu so früher Zeit noch nicht als eigenständige Gottheit verehrt wurde. Als Belege führt er Kartuschennamen wie Neferkare II. aus der Abydos-Liste und Nebkare aus der Sakkara-Liste als Beispiele an.[8]

Neferkare I. ist vermutlich identisch mit einem Herrscher, welchen der antike Historiker Manetho Nêpherchêres nennt und über den er schreibt, Nephercheres habe „25 Jahre geherrscht“ und unter seiner Regentschaft sei „elf Tage lang Honig den Nil hinabgeflossen“.[9] Ägyptologen vermuten, dass diese Redewendung aufzeigen sollte, dass unter Neferkare Wohlstand und Überfluss herrschten.[7]

Regierungszeit

Da bislang keinerlei archäologische Funde Neferkares Zeit sicher zugeordnet werden können, ist nichts Konkretes über politische, kultische oder wirtschaftliche Ereignisse bekannt. Es wird jedoch allgemein angenommen, dass Neferkare I. nur in Unterägypten regierte, da sein Name in der Sakkara-Liste erscheint, in der Königsliste zu Abydos hingegen fehlt[6] und die Sakkara-Liste memphitische, also unterägyptische, Traditionen widerspiegelt.[10]

Neferkare I. war zudem möglicher Gegenregent zu den Herrschern Peribsen und Sechemib. Hintergrund dieser Ansicht ist eine vermutete Reichsteilung zum Zeitpunkt des Todes von König Ninetjer. Nach einer mehrjährigen Dürre soll Ninetjer Ägypten in zwei eigenständige Hälften gespalten und unter seinen Erben aufgeteilt haben, um den dürrebedingten, wirtschaftlichen und innerpolitischen Konflikten entgegenzuwirken.[11] Zu Neferkares Zeit bestand Ägypten somit aus zwei Landeshälften, von denen der südliche Teil von Königen wie Peribsen dominiert wurde, während im Norden neben Neferkare I. Könige wie Sened und Neferkasokar herrschten. Beendet wurde die Reichsteilung unter König Chasechemui.[12]

Literatur

Anmerkungen

  1. Der Eigenname, wie er ab der 4. Dynastie mit „Sa Ra“ eingeleitet wird, existiert zu dieser Zeit noch nicht, weswegen die Weiterleitung auf Eigenname (Pharao) im Grunde problematisch ist. Die Formulierung Eigenname basiert auf Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen.
  2. laut Beckerath jedoch eine moderne oder antike Fehllesung von "Nefer", also eine verkürzte Schreibweise von "Neferkare"
  3. Die hier von den sonst üblichen Syntax für Hieroboxen abweichende Darstellung des Eintrags im Turiner Papyrus ist auf den Umstand gemünzt, dass im Hieratischen offene Kartuschen zur Verwendung kamen. Das abwechselnde Mal-fehlen-mal-vorhandensein bestimmter Namenselemente ist auf Materialschäden im Papyrus zurückzuführen.
  4. mit NamensIdeogramm für einen König, das den Horusfalken darstellt
  5. Regierungsdauer 25 Jahre.
  6. Die Forschung ist hier geteilter Ansicht, A. H. Gardiner liest "Aaka", während beispielsweise J. von Beckerath "Neferka" als Lesung proklamiert

Einzelnachweise

  1. nach: Eduard Meyer: Ägyptische Chronologie. Bildtafel I., Kartusche Nr. 8.
  2. Alan H. Gardiner: The Royal Canon of Turin. Griffith Institute, Oxford 1997, ISBN 0-900416-48-3, S. 15, Anm. 25a.
  3. Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. S.
  4. Alan H. Gardiner: The royal canon of Turin. Bildtafel I..
  5. Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1984, S. 49.
  6. a b c I. E. S. Edwards: The Cambridge Ancient History. S. 35.
  7. a b Winfried Bartha in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde (ZAS) 108. 1981, S. 12–14.
  8. Kim Ryholt, in: Journal of Egyptian History Nr. 1. Brill, Leiden 2008, ISSN 1874-1657, S. 159–173.
  9. Walter Bryan Emery: Ägypten. Geschichte und Kultur der Frühzeit. S. 275.
  10. Walter Bryan Emery: Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit, 3200-2800 v. Chr. S. 19.
  11. Barbara Bell: Oldest Records of the Nile Floods, In: Geographical Journal 136. 1970, S. 569–573; vergl. Hans Goedike in: Journal of Egypt Archaeology, Bd. 42. 1998, S. 50.
  12. Herman Alexander Schlögl: Das Alte Ägypten. S. 77 - 78.


VorgängerAmtNachfolger
Peribsen?
Sened?
König von Ägypten
2. Dynastie
Neferkasokar