Neiße Filmfestival
Das Neiße Filmfestival (Abkürzung NFF) findet seit 2004 jährlich Anfang Mai im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck statt. Im Programm dieses Filmfestivals werden deutsche, polnische, tschechische und weitere osteuropäische zeitgenössische und historische Spielfilme, Dokumentarfilme und Kurzfilme gezeigt.
Geschichte
Das Neiße Filmfestival ist 2004 aus der Filmklub-Bewegung hervorgegangen. Es wurde vom Hauptveranstalter des Festivals, dem Kunstbauerkino Großhennersdorf in Kooperation mit dem Kino Varšava im tschechischen Liberec und dem polnischen DKF Klaps in Jelenia Góra gegründet. Die Gründer des Neiße Filmfestivals sind demnach in einem europäischen Ländereck verwurzelt, das aufgrund seiner Geschichte nur schwer zueinanderfindet. Das Festival, so der Gründungsgedanke, soll dazu beitragen, über das Medium Film die Bewohner der Grenzregion einander näher zu bringen. Bereits im ersten Festivaljahr sahen 800 Zuschauer 41 Filme; im zehnten Jahr des Festivals 2014 waren es 4.500 Zuschauer und rund 100 Filme in 16 Spielstätten an 10 Orten in den drei Ländern.
Programm
Das Neiße Filmfestival ist das einzige Spielfilmfestival (für Erwachsene) in Sachsen und das einzige Filmfestival in Deutschland, welches ein grenzüberschreitendes Programm zeigt. Neben dem Wettbewerb für Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme werden außerdem spezielle Filmreihen, sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Lesungen, Ausstellungen, Konzerten und weiteren Veranstaltungen präsentiert.
Wettbewerbe und Preise
Spielfilmwettbewerb
Um den Hauptpreis konkurrieren neun aktuelle Spielfilme, jeweils drei aus Deutschland, aus Polen und der Tschechischen Republik, in der Regel handelt es sich um Werke junger Regisseure.
Preisträger:
- 2004 – Andrzej Jakimowski, „Zmruż oczy“ (PL)
- 2005 – Jacek Filipiak „Zerwany“ (PL)
- 2006 – Emily Atef „Mollys Way“ (D/PL)
- 2007 – Pepe Planitzer „AlleAlle“ (D)
- 2008 – Andrzej Jakimowski „Sztuczki“ (PL)
- 2009 – Michaela Pavlátová „Děti noci“ (CZ)
- 2010 – Xawery Żuławski „Wojna polsko-ruska“ (PL)
- 2011 – Verena Freytag „Abgebrannt“ (D)
- 2012 – Olmo Omerzu „Příliš malá noc“ (CZ)
- 2013 – Małgorzata Szumowska „W imię“ (PL)
- 2014 – Juraj Lehotský „Zázrak“ (SK/CZ)
Kurzfilmwettbewerb
Erstmals veranstaltete das Neiße Filmfestival 2009 einen deutsch-polnisch-tschechischen Kurzfilmwettbewerb, der die regionale Tradition des Görlitzer Dreiland Filmfestivals fortführt, welches 2002 bis 2008 in Görlitz/Zgorzelec stattfand und bedauerlicherweise seine Veranstaltungstätigkeit aus personellen Gründen einstellte.
Preisträger:
- 2009 – David Nawrath „Was bleibt“ (D)
- 2010 – Matthias Vogel und Thomas Oberlies „Arbeit für Alle“ (D)
- 2011 – Daniel Rübesam „Skotos“ (D)
- 2012 – Anselm Belser „Felix“ (D)
- 2013 – Dietrich Brüggemann „One Shot“ (D)
- 2014 – Clemens Roth „Das blühende Leben“ (D)
Dokumentarfilm-Preis
Von Beginn an widmete das Festival eine Filmreihe dem Dokumentarfilm. Dieses Genre hat im Laufe der Jahre an Bedeutung gewonnen: Seit 2012 wird ein Dokumentarfilm ausgelobt, der seine Geschichte mit Respekt und Engagement erzählt und sich sowohl inhaltlich als auch in seiner Filmsprache besonders auszeichnet.
Preisträger:
- 2012 – John Albert Jansen „End and Beginning“ (NL)
- 013 – Thomas Grimm und Andreas Kossert „Bahnsteig 1 – Rückfahrt nach Flatow“ (D)
- 2014 – Marcel Wehn „Ein Hells Angel unter Brüdern“ (D)
Publikumspreis
Während des Festivals wird von den Zuschauern der Publikumsliebling ausgelobt und erhält einen Preis.
Preisträger:
- 2004 – Peter Calin Netzer „Maria“ (RU, D, F)
- 2005 – David Ondříček „Jedna ruka netleská“ (CZ)
- 2006 – Jan Martin Scharf „Wahrheit oder Pflicht“ (D)
- 2007 – Dan Wlodarczyk „Indián a sestřička“ (CZ)
- 2008 – Jiří Vejdělek „Václav“ (CZ)
- 2009 – Petr Zelenka „Karamazovi“ (CZ/PL)
- 2010 – Katarzyna Rosłaniec „Galerianki“ (PL)
- 2011 – Sibylle Schönemann, „Verriegelte Zeit“ (D)
- 2012 – Annekatrin Hendel „Vaterlandsverräter“ (D)
- 2013 – Ilian Metev „Sofia’s last Ambulance“ (BU/HR/D)
- 2014 – Vinko Brešan „Gott verhüte!“ (HR/RS)
Spezialpreis
Der Filmverband Sachsen vergibt seit 2011 einen Spezial-Preis an einen Spiel-, Dokumentar- oder Kurzfilm, welcher ein besonderes Verständnis für die kulturellen und ethnischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Menschen in der Region zeigt. Der Preis zeichnet Filme aus, die sich mit Respekt und Toleranz der jeweiligen anderen Kultur annähern und den Weg zum Dialog bereiten.
Preisträger:
- 2011 – Sabine Zimmer, Sandra Budesheimer „Little Poland – Berliner seit…“ (D)
- 2012 – Andrzej Klamt „Die geteilte Klasse“ (D)
- 2013 – Elke Weber-Moore „Doppelpass“ (D)
- 2014 – Lenka Šikulová „Das Leuchten hinter den Bergen“ (D/CZ)
Filmreihen
Retrospektiven
In den Retrospektiven wird das filmische Schaffen von Persönlichkeiten oder Institutionen, wie beispielsweise der DEFA geehrt.
- 2004 – Jürgen Böttcher
- 2005 – Wolfgang Kohlhaase
- 2006 – 60 Jahre DEFA
- 2007 – Starke DEFA-Frauen
- 2008 – Da liegt Musike drin – DDR-Filmmusik
- 2010 – Monica Bleibtreu
- 2011 – Miloš Forman
- 2012 – Elfi Mikesch
- 2013 – Brigitte Hobmeier
- 2014 – Andreas Dresen
Im Jahr 2014 erhielt Andreas Dresen den Ehrenpreis des Neiße Filmfestivals, der in diesem Jahr erstmals verliehen wurde.
Fokus
Seit 2013 widmet sich das Neiße Filmfestival einem Thema, das für alle drei Länder von besonderer Bedeutung ist. So wurde 2013 aus aktuellem Anlass die Minderheit der Sinti und Roma und 2014 das jüdische Leben in Osteuropa in den Fokus gestellt.
Tour durch den Osten Europas
Zusätzlich zum jeweiligen Fokus werden Filme aus dem Balkan, dem Baltikum und den ehemaligen Sowjetrepubliken im Rahmen des Festivals gezeigt.
DEFA-Reihe
Ein fester Bestandteil des Programms ist die DEFA-Reihe mit Filmen aus dem DDR-Erbe. Im Jahr 2013 wurde das Neiße Filmfestival mit dem DEFA-Stiftungs-Programmpreis ausgezeichnet.
Regionalia
Dass das Dreiländereck nicht nur Thema und Motiv für Filme ist, sondern auch Produktionsstätte, greift diese Reihe auf und fasst das aktuelle Filmgeschehen aus der Region zusammen.
Preisskulpturen
Preisskulpturen sind die Neiße-Fische. Sie symbolisieren die Freiheit der Fische des Grenzflusses, die sich ohne jegliche Barriere bewegen. Die Neiße-Fische waren in den Anfangsjahren aus Holz und wurden vom Künstler Michael Herbrig aus Großhennersdorf kreiert. Seit 2007 sind sie das Werk aus Keramik, Metall und Glas des Künstlers Andreas Kupfer aus Strahwalde.
Quellen
- DEFA-Stiftung, Stiftungspreise 2012
- Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Konzeptförderung
- MDR Kultur
- PISF