Neuer Friedhof Mühlau

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Der Friedhof mit Kapelle

Der Neue Friedhof Mühlau, meist einfach als Mühlauer Friedhof bezeichnet, ist ein Friedhof im Innsbrucker Stadtteil Mühlau, der insbesondere als Begräbnisstätte Georg Trakls und weiterer Dichter Bekanntheit erlangt hat. Der unter Denkmalschutzf3 stehende Friedhof ist unter städtischer Verwaltung und dient als sogenannter Sonderfriedhof für die Beisetzung von Verstorbenen des Stadtteils.[1]

Geschichte

Der Friedhof vor der Erweiterung von Norden (um 1960)

Der ursprüngliche Friedhof des bis 1938 selbständigen Dorfes Mühlau befindet sich um die Pfarrkirche oberhalb des Ortskerns. 1914/1915 wurde die Anlage eines neuen Friedhofs beschlossen, der 1926 eröffnet wurde.[2] 1986 wurde der wiederum zu klein gewordene Friedhof um 4.000 m² mit Platz für 1842 Gräber erweitert. Um Platz für zukünftige Erweiterungen zu haben, hat die Stadt insgesamt fast 10.000 m² Grund angekauft.[3]

Anlage

Der nach Plänen von Wilhelm Stigler gestaltete Friedhof liegt am Hang des Scheibenbichls, gegenüber der Pfarrkirche und dem alten Friedhof auf der anderen Seite des Mühlauer Baches. Das nach Norden spitz zulaufende Grundstück hat eine Fläche von 10.400 m².[1] Es ist von einer mit Holzschindeln gedeckten Mauer umgeben und verfügt im Westen und Südwesten über Eingänge mit schmiedeeisernen Spitzbogentoren, die um 1926 geschaffen wurden. Die ursprüngliche Anlage ist dicht mit Bäumen bestanden und in 18 Grabfelder unterteilt. Die Erweiterung von 1986 schließt sich nördlich an, die östliche Hälfte ist als Bereich für Urnengräber in Terrassen angelegt.[2] Am nördlichen Ende des zentralen Weges wurde ein Kruzifix von Hans Pontiller aufgestellt.[3]

Friedhofskapelle

In der Nordwestecke des alten Friedhofteils befindet sich die 1926 errichtete Friedhofskapelle mit der Einsegnungshalle und einem Verwaltungsbau. Der den unterschiedlichen Räumen entsprechend differenziert gestaltete Gebäudekomplex ist mit Holzschindeln gedeckt, in der Südostecke befindet sich ein Turm mit Spitzhelm. Die Fassade ist durch Rundbogen gegliedert. Auf der Südseite verläuft ein durchgehender, kreuzgratgewölbter Arkadengang, der im Bereich der Kapelle als Eingang gestaltet und leicht überhöht ist. Im Inneren ist die Kapelle ein zweijochiger Saal mit Tonnengewölbe mit Stichkappen. Die Fresken wurden 1935 von Toni Kirchmayr geschaffen.[4]

Auf dem Friedhof bestattete Persönlichkeiten

Grab von Anna Maria Achenrainer
  • Anna Maria Achenrainer (1909–1972), Dichterin
  • Carl Dallago (1869–1949), Schriftsteller
  • Ernst Degn (1904–1990), Maler
  • Gerhild Diesner (1915–1995), Malerin
  • Theodor Paul Erismann (1882–1961), Psychologe
  • Ludwig von Ficker (1880–1967), Schriftsteller und Verleger*
  • Leo von Hibler (1884–1956), Anglist
  • Hermann Graf Keyserling (1880–1946), Philosoph*
  • Wilfried Kirschl (1930–2010), Maler und Kunstpublizist
  • Josef Leitgeb (1897–1952), Schriftsteller
  • Joseph Georg Oberkofler (1889–1962), Jurist, Erzähler und Lyriker
  • Georg Trakl (1887–1914), Dichter*
  • Ignaz Zangerle (1905–1987), Erwachsenenbildner
* 
Ehrengrab der Stadt Innsbruck[5]

Georg Trakl wurde ursprünglich am 6. November 1914 in Krakau beigesetzt, wo er im Ersten Weltkrieg als Militärapotheker stationiert war. Sein Freund und Förderer Ludwig von Ficker ließ den Leichnam 1925 nach Innsbruck überführen, wo er seinem Wunsch entsprechend am 7. Oktober am Mühlauer Friedhof beerdigt wurde. Auch Ficker selbst und zahlreiche weitere Schriftsteller aus dem Umkreis der von Ficker herausgegebenen Zeitschrift Der Brenner fanden später auf dem Mühlauer Friedhof ihre letzte Ruhestätte.[6]

Weblinks

Commons: Neuer Friedhof Mühlau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stadt Innsbruck: Die Innsbrucker Friedhöfe: Orte des Besinnens, Spiegelbilder des Lebens (PDF; 7,5 MB)
  2. a b Karl Wiesauer: Neuer Städtischer Friedhof Mühlau. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 1. September 2014.
  3. a b Spatenstich für 1842 Grabstätten. Friedhof Mühlau nun auf Jahrzehnte in seiner Funktion gesichert. In: Innsbrucker Stadtnachrichten, Nr. 5/1986, S. 15 (Digitalisat)
  4. Karl Wiesauer: Friedhofskapelle Mühlau. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 1. September 2014.
  5. Stadt Innsbruck: Ehrengräber der Stadt Innsbruck (PDF; 90 kB)
  6. Martin Kolozs: Die Tiroler Dichterzeile, Wiener Zeitung vom 18. Juli 2009

Koordinaten: 47° 17′ 3″ N, 11° 24′ 54,1″ O