Nikollë II. Dukagjini

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Nikollë II Dukagjini

Nikollë II. (deutsch Nikolaus; * um 1410; † nach 1481) war ein albanischer Edelmann aus dem Dukagjini-Clan. Er war Zeitgenosse Skanderbegs und ein Mitbegründer der Liga von Lezha, einem Verteidigungsbündnis gegen das Osmanische Reich.

Nikollë war der Sohn von Pal II. Dukagjini († 1446) und der Bruder von Lekë III. Dukagjini, Progon III. und Gjergj IV.[1] Die Hauptvertreter des Dukagjini-Stammes im 15. Jahrhundert waren Pal II. mit seinen Söhnen Lekë III. und Nikollë II.

Karte der militärischen Aktivitäten während des albanischen Aufstands von 1432–1436

Zwischen 1432 und 1436 breitete sich in Albanien von Vlora bis nach Shkodra ein albanischer Aufstand gegen die Osmanen aus. Die Rebellen (Gjergj Arianiti, Andrea Thopia, Thopia Zenevisi, Nikollë II. Dukagjini) besiegten zwischen 1433 und 1436 drei große osmanische Offensiven. Nikollë II. Dukagjini, osmanischer Gouverneur von Skopje, nutzte den Aufstand aus, um in Nordalbanien die Gebiete des vorosmanischen Fürstentums Dukagjini zurückzuerobern und belagerte und eroberte Dagnum im Jahr 1435.[2] Danach versuchte sich Nikollë II. mit Venedig zu verbünden, indem er den Venezianern anbot, ihre Oberhoheit zu akzeptieren und ihnen die Kontrolle über Dagnum zu gewähren. Venedig lehnte jedoch jegliche Beteiligung an seinem Plan und der Revolte ab. Was Nikollë II. nicht wusste, ist, dass Hasan Bey, der osmanische Gouverneur von Dagnum, nach seiner Niederlage um venezianische Hilfe gebeten hatte. Da Venedig die Feindseligkeit der Osmanen nicht provozieren wollte, wurde der Kapitän von Shkodra angewiesen, Hasan Bey, bei der Rückeroberung von Dagnum zu unterstützen. Venedig brach jedoch alle Beziehungen zu Nikollë II. ab. Die Streitkräfte des osmanischen Militärbefehlshabers Turahan Bey unterdrückten schließlich den Aufstand und marschierten durch Albanien, wobei sie weit verbreitete Massaker an Zivilisten verübten.[3]

Liga von Lezha, Gemälde im Skanderbeg-Museum in Kruja

Am 2. März 1444 nahmen Pal II. Dukagjini und sein Sohn Nikollë II. als Vasallen von Lekë Zaharia, dem Herrn von Sati und Dagnum, an Skanderbegs Versammlung von Lezha teil.[4]

1445 rächte Nikollë II., Pronoiar von Lekë Zaharia, Sohn von Koja Zaharia († vor 1442), seinen Bruder Lekë III. und tötete Lekë Zaharia.[Anm. 1][5]

Venezianisches Albanien, 1448

Nikollë nahm mit seinem Bruder Lekë III. am Albanisch-Venezianischen Krieg (1447–1448)[Anm. 2] teil.[6][7] Der Krieg endete mit dem Friedensvertrag von Lezha am 4. Oktober 1448 zwischen dem Kapitän von Shkodra, Paolo Loredano, dem Gouverneur in Albanien und Vertreter der Signoria von Venedig, Andrea Veniero, und Skanderbeg und Nikollë II. Dukagjini in seinem eigenen Namen und in dem der anderen Herren von Albanien.[8] Venedig zahlte forthin an Skanderbeg und seine männlichen Erben jährlich 1400 Dukaten. Dafür gingen Dagnum und alle umliegenden Gebiete an Venedig. (Venezianisches Albanien)[9] 1446 erscheinen die Dukagjini in venezianischen Archiven als „ehemalige Feinde“ (tunc hostis noster).[10]

1452 lag Scanderbeg mit Pal III. und Nikollë II. in Fehde.[11] Die Kurie, die sich der Treue der Dukagjini sicher war, befahl Pal Engjëlli, Bischof von Durrës am 20. Juli 1452 eine Versöhnung zwischen den Parteien einzuleiten, die aber erst 1463 zustande kam.[11]

Am 14. Februar 1458 wurde in Shkodra ein Friedensvertrag zwischen den Vertretern Venedigs und den Brüdern Lekë III., Nikollë II., Gjergj IV. und ihrem Cousin Draga († 1462;[12] Sohn von Nikollë I.), unterzeichnet. Venedig vergab den Dukagjini alle vergangenen Straftaten und empfing sie als Freunde. Die Brüder Dukagjini übergaben dem Kapitän von Shkodra, Benedetto Soranzo, die Rogamenia (eine kleine Ebene um das Dorf Rrogam)[13] mit all seinen Gebäuden und das Gebiet Dagnum.

Nach dem Tod Skanderbegs

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Nach dem Tod Skanderbegs am 17. Januar 1468 wurde Lekë Dukagjini zu einer der Hauptfiguren im Krieg gegen die Osmanen.[7] Die Osmanen besetzten fast ganz Albanien, plünderten bis Shkodra, Lezha und Durrës und verschleppten in wenigen Wochen über 8000 Menschen. „In ganz Albanien sehen wir nur Türken“, lautete eine gleichzeitige Depesche. Daneben befehdeten sich noch die alten Stammeshäuptlinge untereinander. Die Brüder Nikollë II. und Lekë III. verjagten ihren Bruder Progan IV., der erst durch Venedigs Eingriff wieder seinen Erbteil erhielt.[14]

1470 besiegte der Verbündete Venedigs Nikollë II. seinen Bruder Lekë III., der auf der Seite der Osmanen stand.[15]

Als die letzten Hochburgen 1478 (Kruja) und 1479 (Shkodra) an die Osmanen fielen, suchten Nikollë II. und sein Bruder Lekë III. Zuflucht in Königreich Neapel.[7]

Rückkehr nach Albanien

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Nach dem Tod von Sultan Mehmed II. am 3. Mai 1481 brachen im Osmanischen Reich sofort Unruhen aus, was die Entsendung neuer Truppen für die in Otranto belagerten Osmanen verhinderte.[16] Gjon II. Kastrioti galt für die Albaner, die sich mit der Osmanenherrschaft nicht abfinden wollten, zum Hoffnungsträger. Als Sohn des großen Skanderbeg sollte er den Aufstand gegen die Besatzer anführen. Zusammen mit Gjon und seinen Truppen segelten sein Cousin Konstantin (Costantino) Muzaka und die Brüder Nikollë II. und Lekë III. Dukagjini auf vier neapolitanischen Galeeren nach Albanien.[17] Gjon ging südlich von Durrës an Land, während Konstantin weiter südlich nach Himara segelte.[18] Die Ragusaner berichteten Anfang Juni 1481 nach Neapel, dass Nikollë II. wieder in Albanien eingetroffen sei; am 15. Juni konnten sie das gleiche von Lekë III. berichten.[19] Die Zahl der Kämpfer vermehrte sich rasch durch Aufständischen. Nikollë und Lekë Dukagjini reisten nach Nordalbanien, wo sie im Hochland von Lezha und Shkodra den Aufstand anführten. Die Streitkräfte von Nikollë und Lekë griffen die Stadt Shkodra an und zwangen somit Hadım Süleyman Pascha, weitere Hilfstruppen in die Region zu schicken.[18] Konstantin führte militärische Aktionen in der Küstenregion von Himara durch, während eine albanische Infanterie von ungefähr 7000 Mann sich um Gjon Kastrioti versammelte,[20] um zu verhindern, dass Vlora erneut die osmanische Garnison in Otranto erreichen konnte.[16] Gjon besiegte eine osmanische Armee von 2000[21] bis 3000[18] Mann, eroberte Himara am 31. August 1481 und später die Burg Sopot bei Borsh[20] und nahm Hadım Süleyman Pascha gefangen, der als Siegestrophäe nach Neapel geschickt wurde und schließlich unter einem Lösegeld von 20000 Dukaten freigelassen wurde.[16] Ihr vorübergehender Erfolg hatte äußerliche Auswirkungen auf die Befreiung von Otranto am 10. September 1481 durch neapolitanische Truppen.[20] Vier Jahre lang konnte Gjon sich im Gebiet zwischen Kruja im Norden und Vlora im Süden halten. 1484 kehrte er aber endgültig nach Italien zurück. Über die Dukagjini schweigen die Quellen.

  • Verschiedene Autoren: I Conti albanesi Ducagini a Capodistria: Castellani di San Servolo (Die albanischen Grafen Ducagini in Capodistria: Kastellane von San Servolo). Heset Ahmeti, Koper 2015 (italienisch, Online-Version).
  • Skënder Anamali, Kristaq Prifti, Instituti i Historisë (Akademia e Shkencave e Shqipërisë): Historia e Popullit Shqiptar (Die Geschichte des albanischen Volkes). Band 1. Botimet Toena, Tirana 2002, S. 264 (albanisch).
  • Giammaria Biemmi: Istoria di Giorgio Castrioto detto Scander-Begh. Giammaria Rizzardi, Brescia 1756 (italienisch).
  • Ivan Božić: Nemirno pomorje XV veka (Die unruhige Seefahrt des 15. Jahrhunderts). Srpska književna zadruga, Belgrad 1979, S. 365 (slowenisch).
  • Johann Samuel Ersch, Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Erste Section A-G. Hermann Brockhaus, Leipzig 1868 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • John Van Antwerp Fine: The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century. University of Michigan Press, 1987, ISBN 978-0-472-10079-8 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Edwin E. Jacques: The Albanians: an ethnic history from Prehistoric Times to the Present. McFarland & Co, Jefferson, North Carolina 1995, ISBN 0-89950-932-0 (englisch).
  • Hasan Kaleshi: Dukagjini. In: Mathias Bernath, Felix von Schroeder (Hrsg.), Gerda Bartl (Red.): Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 1. Oldenbourg, München 1974, ISBN 3-486-47871-0, S. 444–446.
  • Tim Lezi: Scanderbeg, General of the Eagles. Xlibris Corporation, 2011, ISBN 978-1-4628-6276-4 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Paolo Petta: Despoti d'Epiro e principi di Macedonia. Esuli albanesi nell'Italia del Rinascimento. Argo, Lecce 2000, ISBN 88-8234-028-7 (italienisch).
  • Riccardo Predelli: I libri commemoriali della Republica di Venezia: Regestri, Volume V. University Press, Cambridge 2012, ISBN 978-1-108-04323-6 (italienisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Lucia Gualdo Rosa, Isabella Nuovo, Domenico Defilippis: Gli umanisti e la guerra otrantina: testi dei secoli XV e XVI (Die Humanisten und der Otrantokrieg: Texte aus dem 15. und 16. Jahrhundert). Edizioni Dedalo, Bari 1982, ISBN 978-88-220-6005-1 (italienisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Fan Stylian Noli: George Castrioti Scanderbeg (1405–1468). Dissertation. Boston University, 1945 (englisch).
  • Oliver Jens Schmitt: Skanderbeg, Der neue Alexander auf dem Balkan. Friedrich Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2229-0.
  • Christian Zindel, Andreas Lippert, Bashkim Lahi, Machiel Kiel: Albanien: Ein Archäologie- und Kunstführer von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert. Böhlau Verlag GmbH, Wien 2018, S. 509 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  1. Im Januar 1445 wurden alle albanischen Stammeshäutplinge zur Hochzeit der jüngsten Schwester Skanderbegs, Mamica mit Karl Muzaka Thopia, eingeladen. Anwesend war auch die einzige Tochter, Irene, von Lekë Dushmani, Herr von Zadrima. Während des Zechgelages, das auf die Zeremonie folgte, begannen Lekë Dukagjini und Lekë Zaharia, Sohn von Koja Zaharia († vor 1442), die beide ein Auge auf Irene Dushmani geworfen hatten, einen Streit. Vrana Konti und Vladan Gjurica (Vladan Yuritza), Generalquartiermeister Skanderbegs, versuchten die beiden zu trennen, wurden dabei aber verwundet, der erstere am Arm und der letztere am Kopf. (vgl. Fan Stylian Noli, S. 124) Der Streit endete in einer Schlacht, die zugunsten des Dukagjini-Clans zu verlaufen schien als Lekë Zaharia gegen seinen Rivalen stürmte und ihn mit einem mächtigen Schlag kampfunfähig machte.(vgl. Fan Stylian Noli, S. 125) Mit lautem Jubel feierten Zaharias Männer den Sieg ihres Anführers, was die Dukagjini nicht begrüßend annahmen. Wütend über den Anblick ihres niedergeschlagenen Häuptlings, zogen sie ihre Schwerter aus der Scheide und forderten sofort die Männer von Zaharias heraus. Die Schlacht forderte 105 Tote und 200 Verwundete. Sowohl Lekë Dukagjini als auch Lekë Zaharia kamen lebend aus dieser Schlacht. Zaharia gelang es, sein Ziel zu erreichen. Irene war seine und der moralisch gedemütigte Lekë Dukagjini erklärte Zaharia die Blutrache.(vgl. Tim Lezi, S. 36) Lekë Zaharia wurde noch 1445 von seinem Pronoiar Nikollë II. Dukagjini, Bruder von Lekë getötet. (vgl. Van Antwerp Fine, S. 557) Da Lekë Zaharia keine Erben hinterließ, wurde die Festung von Dagnum von Skanderbeg im Namen der Liga von Lezha beansprucht. Zaharias Mutter Boša übergab die Burg jedoch der Republik Venedig. Diese Ereignisse lösten den albanisch-venezianischen Krieg (1447–1448) aus.
  2. Der albanisch-venezianische Krieg von 1447–1448 wurde zwischen den venezianischen und osmanischen Streitkräften gegen die Albaner unter Gjergj Kastrioti Skanderbeg geführt.

Einzelnachweise

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  1. Akademia e Shkencave e Shqipërisë, S. 310
  2. I Conti albanesi Ducagini a Capodistria, S. 21
  3. Van Antwerp Fine, S. 535
  4. Giammaria Biemmi, S. 61
  5. Van Antwerp Fine, S. 557
  6. Albanien: Ein Archäologie- und Kunstführer, S. 509
  7. a b c Edwin E. Jacques, S. 176
  8. Riccardo Predelli, S. 16
  9. Fan Stylian Noli, S. 127
  10. Ivan Božić, S. 365
  11. a b Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, S. 125
  12. Paolo Petta, S. 205
  13. Skanderbeg - Der neue Alexander, S. 141
  14. Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, S. 157.
  15. Paolo Petta, S. 218
  16. a b c Gli umanisti e la guerra otrantina, S. 97
  17. I Conti albanesi Ducagini a Capodistria, S. 24
  18. a b c Akademia e Shkencave e Shqipërisë 2002, S. 473
  19. Hasan Kaleshi
  20. a b c Akademia e Shkencave e Shqipërisë 2002, S. 474
  21. Historia e Skënderbeut, S. 120