Nordwestdeutscher Rundfunk

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NWDR wird erster „unabhängiger“ deutscher Sender (30. Dezember 1947)
Das Sendegebiet: Die britische Besatzungszone

Der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) war eine Anstalt des öffentlichen Rechts (Landesrundfunkanstalt) mit Sitz in Hamburg für die Länder Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sowie bis 1954 auch für West-Berlin. 1955 wurde der NWDR in die zwei selbständigen Rundfunkanstalten NDR und WDR geteilt und hörte mit dem Sendebeginn von NDR und WDR am 1. Januar 1956 auf zu existieren.

Der NWDR war Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD).

Geschichte

Der NWDR geht auf die 1924 in Hamburg gegründete „Nordische Rundfunk AG“ (NORAG) zurück. Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründete die Militärregierung der Britischen Besatzungszone am 4. Mai 1945 zunächst Radio Hamburg, das am 22. September 1945 als Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) unter der Organisation von Hugh Greene gemeinsame Rundfunkanstalt für die gesamte Britische Zone wurde.

1948 wurde der NWDR in deutsche Hände übergeben und in eine Anstalt des öffentlichen Rechts für die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Berlin umgewandelt. Erster deutscher Generaldirektor wurde der SPD-Kulturpolitiker Adolf Grimme. Da Bremen und Bremerhaven Exklaven der Amerikanischen Besatzungszone in der Britischen Zone bildeten, war Radio Bremen nie Bestandteil des NWDR. Aufgrund dieser politischen Besonderheit wurde Bremen mit Bremerhaven 1947 ein eigenes Bundesland, und Radio Bremen ist bis heute eine selbstständige Rundfunkanstalt innerhalb der ARD.

Der NWDR auf einem Röhrenradio von 1952

Der NWDR strahlte zunächst nur ein Programm (später NWDR 1) aus. Ab 1950 folgten auf UKW zwei regionale Hörfunkprogramme, NWDR Nord (UKW Nord, später NDR 2) und NWDR West (UKW West, später WDR 2). Im gleichen Jahr war der NWDR Gründungsmitglied der ARD.

Ab dem 6. April 1950 betrieb der NWDR das Westfalenstudio in Dortmund. Das Studio wurde von Dr. Peter Funk geleitet. Es wurde gegründet, da 24 Prozent aller NWDR-Hörer in Westfalen lebten. Sie sollten einen stärkeren Anteil im Programm finden. Insbesondere die – bis heute beim WDR produzierte – Sendung Zwischen Rhein und Weser diente diesem Zweck.

1952 war der NWDR am Wiederbeginn des Fernsehens in Deutschlands beteiligt, indem er am 25. Dezember 1952 den täglichen Programmbetrieb aufnahm, vier Tage nach dem Sendebeginn des Deutschen Fernsehfunks in der DDR. Vorab wurden in der Versuchszeit vom 27. November 1950 bis 24. Dezember 1952 insgesamt bereits 31.188 Minuten Programm ausgestrahlt. Am 26. Dezember 1952, und damit nur einen Tag nach Aufnahme des täglichen Sendebetriebs, wurde mit der DFB-Pokal-Partie des FC St. Pauli gegen die Sportfreunde Hamborn 07 in Hamburg das erste Fußballspiel in der Geschichte des deutschen Fernsehens direkt übertragen. Der damals vom NWDR genutzte Bunker auf dem Heiligengeistfeld lag unmittelbar neben dem Millerntor-Stadion, so dass die schweren Film-Kameras nicht weit transportiert werden mussten.

Ab 1953 wurden Versuchssendungen auf Langwelle in den Abendstunden durchgeführt.

Zum 1. Juni 1954 schied der neu gegründete Sender Freies Berlin (SFB) aus dem NWDR aus, um für West-Berlin ein eigenständiges Programm auszustrahlen.

Im Februar 1955 regelten die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen den Rundfunk in ihren Ländern neu. Infolgedessen wurde der NWDR in zwei eigenständige Rundfunkanstalten aufgeteilt. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) mit Sitz in Hamburg sollte künftig für die Länder Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und der Westdeutsche Rundfunk mit Sitz in Köln für das Land Nordrhein-Westfalen Rundfunksendungen produzieren. Am 1. Januar 1956 starteten die beiden neuen Sendeanstalten mit ihren eigenen Radiosendungen, wobei das 1. Hörfunkprogramm noch viele Jahre ein gemeinsames Mantelprogramm lieferte, das sich nur zeitweise in Regionalprogramme aufspaltete.

Ab 1956 betrieb der NDR auf Langwelle den Deutschen Langwellensender, dessen Frequenz 1962 der Deutschlandfunk übernahm.

Den Fernsehbereich des NWDR übernahm ab 1. April 1956 zunächst noch der Nord- und Westdeutsche Rundfunkverband (NWRV) bis 1961. Danach waren beide Sendeanstalten auch im Fernsehbereich für ihr jeweiliges Sendegebiet verantwortlich.

Programme

Der NWDR veranstaltete bis 1955 drei Hörfunkprogramme:

  • NWDR 1: gemeinsames Programm über Mittelwelle und UKW für das ganze Sendegebiet
  • NWDR Nord (besser bekannt als UKW-Nord): regionales Programm über UKW für Norddeutschland aus Hamburg
  • NWDR West (besser bekannt als UKW-West): regionales Programm über UKW für Nordrhein-Westfalen aus Köln

Ferner war der NWDR maßgeblich am Deutschen Fernsehen, dem späteren Ersten Deutschen Fernsehen, dem Gemeinschaftsprogramm der ARD beteiligt. Weitere Fernsehprogramme gab es bis 1955 noch nicht.

Orchester

Literatur

  • Peter von Rüden/Hans-Ulrich Wagner (Hrsg.): Die Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2005, ISBN 978-3-455-09530-2
  • Hans-Ulrich Wagner (Hrsg.): Die Geschichte des Nordwestdeutschen Rundfunks. Band 2. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2008, ISBN 978-3-455-50042-4