Nostoc

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. August 2020 um 20:14 Uhr durch Wruedt (Diskussion | Beiträge) (Abschnittlink korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nostoc

Nostoc commune

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Cyanobakterien („Cyanobacteria“)
Klasse: Cyanobakterien (Cyanobacteria)
Ordnung: Nostocales
Familie: Nostocaceae
Gattung: Nostoc
Wissenschaftlicher Name
Nostoc
Vaucher ex Bornet & Flahault

Nostoc ist eine Gattung von Cyanobakterien, die kugelige oder hautartige Kolonien aus langen, unverzweigten Zellschnüren in einer gelatinösen Hülle bilden. Sie enthalten im Zytoplasma grüne Farbstoffe und betreiben Photosynthese. Spezialisierte Heterocysten innerhalb der Zellketten sind für die Stickstoffbindung zuständig. Nostoc wurde von der Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie zur „Mikrobe des Jahres 2014“ gekürt.[1]

Vorkommen

Es gibt Nostoc-Arten, die in Gewässern leben, zum Beispiel am Grund von Süßwasserteichen und Quellen (siehe etwa Teichpflaume). Sehr selten kommen sie auch in Salzwasser vor. Nostoc-Kolonien sind aber auch außerhalb von Gewässern anzutreffen, unter anderem auf Wegen und Steinen. In trockenem Zustand sind die Kolonien papierdünn. Durch Wasserzufuhr, etwa nach einem Regenschauer, quellen sie zu einer gallertartigen Masse auf.

Viele Nostoc-Arten leben in Symbiose mit Pflanzen oder Pilzen. So kommen sie zum Beispiel als Phytobiont in Flechten vor. Des Weiteren können sie innerhalb des Wasserfarns Azolla und in Hornmoosen leben. Verschiedene Nostoc-Stämme leben in Symbiose mit Vertretern der tropischen Pflanzengattung Gunnera[2]. Die Symbiosepartner profitieren dabei von der Fähigkeit der Cyanobakterien, atmosphärischen Stickstoff zu Ammonium zu reduzieren.

Systematik

Teichpflaumen (Nostoc pruniforme)

Nostoc gehört zur Familie der Nostocaceae; hier eine Auswahl einiger Arten:

Geschichte

Abbildung von «Sterngeschütz» im Kleinen Destillierbuch

Hieronymus Brunschwig

In der ersten Ausgabe (1500) seines Kleinen Destillierbuchs beschrieb Hieronymus Brunschwig «Sterngeschütz» als

„... ein gewechß glich einer geſtanden galreyen[3] oder ſultzen wachſen / glottern[4] ligend vff eychnem holtz dz ab gehouwen iſt vnd fulen will. Des glichen ander holtz me vff den verlegenden alten ackern oder egerden[5] do vil weckolter ſtond eyner grüenen farben ſchweben etwan vff dem erdtrich glich einer galrey.“

Das aus «Sterngeschütz» destillierte Wasser empfahl Brunschwig als besonders erprobtes Mittel zur äußerlichen Wundbehandlung. Hermann Fischer sah in Brunschwigs Beschreibung eine erste Erwähnung der Lohblüte und von Nostoc commune.[6][7] In späteren Ausgaben des Kleinen Destillierbuchs wurde das Kapitel über Sterngeschütz ausgelassen.

Paracelsus

Im 16. Jh. wurden Nostoc- und Fuligo-Arten als «Sterngeschoz» oder «Sterngeschütz» bezeichnet.[8] Die Beobachtung, dass vor allem die Nostoc-Arten nach einem Gewitterregen aufquellen und plötzlich sichtbar werden, bewog Paracelsus zu der Interpretation, dass sie feurige Körper seien, die von den Sternen abgeworfen werden, und dass sie, so bald sie die Erde berühren,

„... jrdiſch ſind vnd kein fewr mehr / ſondern ein ſultze[9] vnd ein ſchleim / wie rott farben oder gelbfarben froschleich.“[10]

Paracelsus gab diesen «Sterngeschützen» den Namen «Nostoch».[11][12]

Literatur

  • Heiko Bellmann/Klaus Hausmann/Klaus Janke/Bruno P. Kremer/Heinz Schneider: Einzeller und Wirbellose. Ohne Weichtiere und Gliederfüßer. Steinbachs Naturführer, Mosaik-Verlag, München 1991. ISBN 3-576-06495-8
  • Walter K. Dodds, Dolly A. Gudder, Dieter Mollenhauer The Ecology of Nostoc. In: Journal of Phycology. Band 31, Nr. 1, 1995, S. 2–18
Commons: Nostoc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Genetic diversity of Nostoc microsymbionts from Gunnera tinctoria revealed by PCR-STRR fingerprinting R Guevara, JJ Armesto, M Caru - Microbial ecology, 2002 - Springer (eng) (pdf)@1@2Vorlage:Toter Link/www.socbotanica.cl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Deutsches Wörterbuch. Galrei
  4. Deutsches Wörterbuch. Glottern
  5. Deutsches Wörterbuch. Egert
  6. Hieronymus Brunschwig. Liber de arte distillandi de simplicibus. Straßburg 1500, Blatt 100r-v (Digitalisat)
  7. Hermann Fischer. Mittelalterliche Pflanzenkunde. Verlag der Münchner Drucke, München 1929, S. 112, No. 27
  8. Deutsches Wörterbuch. Sterngeschoz
  9. Deutsches Wörterbuch. Sulze 3)
  10. Paracelsus: Das Buch Meteorum. Köln 1566, S. 63: Caput X. De exhalationibus (Digitalisat).
  11. Dazu auch: Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Hirzel, Leipzig 1943–1958, Bd. II, Sp. 504–505: Fuligo septica und Bd. III, Sp. 335–338: Nostoc commune.
  12. Malcom Potts: Etymology of the Genus Name Nostoc (Cyanobacteria). In: International Journal of Systematic Bacteriology, Apr. 1997, S. 584