Ochsenturm (Imsum)

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Ochsenturm von Südwesten

Der Ochsenturm ist der Überrest der mittelalterlichen Bartholomäuskirche des früheren Kirchspiels Imsum. Er steht auf der Warft, die sich knapp hinter dem Deich der Außenweser erhebt. Der Turm ist vom alten Friedhof umgeben, der heute zum Teil von der Zionkirchengemeinde und zum Teil kommunal verwaltet wird.

Kirchspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchspiel Imsum umfasste die Dörfer Dingen (das heutige Imsum, mehr als 1 km weiter landeinwärts), Weddewarden, Weddewarderbüttel und Lebstedt. Imsum ist heute die westlichste Ortschaft der Stadt Geestland und grenzt nördlich an den Bremerhavener Stadtteil Weddewarden. Beide gehören historisch zum Land Wursten.

Bauwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach schriftlichen Quellen wurde die Kirche im Jahr 1218 errichtet. Sie war ein rechteckiger Feldsteinbau mit eingezogenem quadratischem Chor. Geweiht war sie den Heiligen Bartholomäus und Nikolaus.

Wie aus den unterschiedlichen Materialien zu ersehen ist, war außer dem Kirchenschiff auch der Turm zunächst aus Feldstein errichtet. Um 1500 wurde in mittelalterlichem Klosterbackstein der breite Granitbogen zum westlichen Joch bis auf zwei kleinere Bögen zugemauert und der Turm erhöht. Nach Süden hat er ein Korbbogenfenster, nach Osten etwas höher sitzend zwei ungleiche, mit neuzeitlichem Backstein vermauerte Fensteröffnungen, die kleinere mit einem Segmentbogen, die größere mit einem Segmentbogen mit angedeutet spitzem Scheitel. Unter dem oberen Mauerabschluss ist der Turm mit einem gotischen Zackenfries geschmückt.

Geschichtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarre Dingen im Land Wursten (Imsum)

Das Dorf Lebstedt ging in der Weihnachtsflut 1717 unter.

In der Franzosenzeit (1803–1813) diente die Bartholomäuskirche dem Geheimbund Schwarzer Fisch als nächtlicher Treffpunkt. Unter der Führung von Anton Biehl bereitete der Geheimbund einen Aufstand gegen die Franzosen vor.[1]

Der in Weddewarden liegende Bauernhof der Familie Brinkama, der große Teile des Kirchspiels umfasste, musste ab 1867 dem Bau der Weserforts Brinkamahof zur Verteidigung der Wesermündung weichen. Die Forts fielen im 20. Jahrhundert Bauarbeiten im stadtbremischen Überseehafengebiet in Bremerhaven zum Opfer.

1875 brannte die Kirche nach einem Blitzschlag ab. Daraufhin errichtete die hannoversche Landeskirche von 1875 bis 1877 in Weddewarden ein neues Kirchengebäude, die Zionkirche. Das bei dem Brand gerettete Inventar, ein bronzenes Taufbecken von 1384 und die Reliefs einer Kanzel von Jürgen Heitmann dem Jüngeren von 1672 sowie die Glocke von Hermann, einem Sohn des Glockengießers Ghert Klinghe, aus dem Jahr 1455 befinden sich in der Zionkirche.

Die Bartholomäuskirche wurde 1877 bezüglich des Kirchenschiffs auf Abriss verkauft; den Turm wollte der Käufer, das Tonnen- und Bakenamt, als Seezeichen erhalten. Der Abriss erfolgte 1895. Turm und Turmjoch der alten Kirche wurden gesichert und der runde Bogen zum ehemaligen Kirchenschiff mit Backstein zugemauert. Eine Restaurierung wurde 1930 durchgeführt. Der Turm dient heute als Aussichtsturm, der einen guten Blick auf das Container-Terminal in Bremerhaven, die Außenweser und das Land Wursten ermöglicht.

Ab 1984 konnte der Ochsenturm mit der Linie 9 erreicht werden: Hier die damalige Endstelle in Imsum

Verkehrsanbindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Busanbindung der Verkehrsgesellschaft Bremerhaven AG (VGB) gab es von 1962 bis 1995. Die Haltestelle trug zeitweise den Namen Ochsenturm, war aber etwa 750 m vom Turm entfernt.[2] Der Verkehr nach Imsum Ort (längerer Fußweg) besteht weiterhin.[3] Das reguläre ÖPNV-Angebot (Linie 509): 30-Minuten-Takt in die Bremerhavener Innenstadt.[4]

Der Weser-Radweg führt auf der Strecke von Bremerhaven nach Cuxhaven entlang des Deiches am Ochsenturm vorbei.[5] Die von der Wurster Landstraße (L 129) abzweigende schmale Zufahrtsstraße Beim Ochsenturm endet beim Turm, dort stehen einige PKW-Parkplätze zur Verfügung. Treppen führen über den Deich ans Weserufer.

Sagen und Legenden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aus Lebstedts letzten Tagen[6][7]
  • Der Ochsenturm[8]
  • Die Imsumer Taufe[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oskar Kiecker: Die Kunstdenkmale des Kreises Wesermünde. Teil 1. Der frühere Kreis Lehe. Hrsg.: Provinzialverwaltung Hannover (= Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover. Band 43). H. Th. Wenner GmbH & Co. KG, Osnabrück 1980, DNB 810118688.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen, Niedersachsen. Hrsg.: Dehio Vereinigung. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 778.
  • Christiane Segers-Glocke, Doris Böker (Bearb.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Landkreis Cuxhaven (= Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege/Niedersächsisches Landesverwaltungsamt. Band 19). C. W. Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln 1997, ISBN 3-8271-8259-X.
  • Publikationen im Niederdeutschen Heimatblatt
    • Th. A. Schröter: Das Imsumer und das Nordledaer Taufbecken und ihre Schicksale. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 20/21. Nordsee-Zeitung, Bremerhaven 1951, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 4,2 MB; abgerufen am 8. August 2020]).
    • Matthias Dichter: Die Marienglocke in Weddewarden und ihr Gießer. Ein Ausstattungsstück aus dem alten Imsumer Gotteshaus. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 816. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Dezember 2017, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 10,4 MB; abgerufen am 5. Juli 2019]).
    • Hartwig von Oehsen: Pastor Adolph Friedrich König – genannt der Pferdepastor. Aus der Familiengeschichte des letzten Pastors in der „Ochsenturm“-Kirche. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 824. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven August 2018, S. 2 (Digitalisat [PDF; 4,5 MB; abgerufen am 19. Januar 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ochsenturm – Sammlung von Bildern
  • Ortschaft Imsum auf geestland.eu, abgerufen am 23. September 2023.
  • Der Ochsenturm von Imsum. Radio Bremen, 14. Mai 2013, archiviert vom Original am 3. September 2019; abgerufen am 13. Oktober 2021.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hein Carstens: Mit Forke und Dreschflegel gegen Unterdrücker. Vor 175 Jahren starb Wurstens Freiheitsheld Anton Biehl, in: Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 732, Bremerhaven, Dezember 2010
  2. Paul Homann: Bremerhavens Streckennetze (ÖPNV) vom 26. Juni 1881 bis 27. August 2020. (PDF; 2,7 MB) In: Webseite BremerhavenBus. 27. August 2020, S. 37 (Lesezeichen 24. Dezember 1962), archiviert vom Original am 28. August 2020; abgerufen am 23. September 2020 (Der Link wird fortfolgend durch Fahrplanänderungen aktualisiert bzw. deaktiviert).
  3. Linie 509 auf moovit Abgerufen am 21. September 2022
  4. Bremerhavener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (Hrsg.): Fahrplanbuch Bremerhaven Stadt & Region.
  5. Weser-Radweg
  6. Die Sagen des Landes Wursten – Aus Lebstedts letzten Tagen auf YouTube, abgerufen am 7. August 2020.
  7. Der Untergang von Lebstedt – Die Sage vom Untergang des dritten Dorfes des Kirchspiel Imsum. In: imsum.info. Abgerufen am 8. August 2020.
  8. Die Sagen des Landes Wursten – Der Ochsenturm auf YouTube, abgerufen am 7. August 2020.
  9. Die Sagen des Landes Wursten – Die Imsumer Taufe auf YouTube, abgerufen am 7. August 2020.

Koordinaten: 53° 36′ 54″ N, 8° 31′ 3″ O