Ophel-Pithosinschrift

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Die Ophel-Pithosinschrift ist das älteste bekannte Schriftdenkmal aus Jerusalem.

Bei den Ophel-Grabungen legte das Team von Eilat Mazar eine Abfallgrube frei, die auf den Beginn der Eisenzeit IIA datiert wurde. Darin wurde unter anderem ein vor dem Brand beschriftetes Ostrakon eines Pithos gefunden. Der Fund wurde im Sommer 2013 bekannt gegeben. Shmuel Ahituv las sieben Buchstaben in althebräischer Schrift:

  • m, q, p, ḥ, n, l?, n.

Diese Buchstabenfolge ergibt in keiner westsemitischen Sprache einen Sinn.[1]

Reinhard G. Lehmann und Anna Elise Zernecke unterzogen die Pithos-Inschrift Mitte 2013 einer detaillierten Untersuchung. Sie legten sich hinsichtlich der Schreibrichtung nicht fest und identifizierten folgende acht Buchstaben:

  • m, q, p, ḥ, n, m, ṣ, n., bzw.
  • n, ṣ, m, n, ḥ, p, q, m.

Die Buchstaben seien vor dem Brand stehend und von oben eingeritzt worden – das Werk eines nicht-professionellen Schreibers. Der Text bleibt auch für sie rätselhaft.[2]

Ende 2013 legte Gershon Galil (Universität Haifa) eine Neuinterpretation der Inschrift vor, die von ihm in die Mitte des 10. Jahrhunderts datiert wird. Er identifizierte folgende Buchstabenreihe:

  • m, y, y, n, ḥ, l, q, m.

Dieser Text war für ihn verständlich:

  • hebräisch ם יין חלק מ […]m yayin ḥalaḳ m[…] „(Jahreszahl) Wein, niedrigste Qualität, von (Anbaugebiet)“

Die auf -m endende Jahreszahl ist für Galil das 20. oder 30. Regierungsjahr Salomos; yayin „Wein“ sei in dieser Schreibweise ein hebräisches Wort, und ḥalaḳ sei ein ugaritischer Fachbegriff für die schlechteste von drei Weinqualitäten. Das deutet nach Galils Meinung auf eine funktionierende Verwaltung zur Zeit König Salomos hin.[3][4]

Douglas N. Petrovich (Wilfried Laurier University) schloss sich mit seiner 2015 vorgelegten Interpretation relativ eng an Galil an. Auch er sah in der Schreibweise des Wortes yayin mit doppeltem Yod (y) einen klaren Beleg dafür, dass die Sprache Hebräisch sei.[5] Yayin ḥalaḳ liest er ebenso wie Galil, übersetzt aber etwas anders: Wein-Imitat[6] (statt minderwertiger Wein). Einzig der erste Buchstabe ist nach Petrovichs Analyse kein Mem (m), sondern (wie die meisten Epigraphiker im Gegensatz zu Galil lesen) ein Nun (n). Als letztes Wort einer Jahreszahl wäre dies das „erste“ Regierungsjahr eines Herrschers.[7]

Ein Konsens der Forschung über die Lesung der Buchstaben bestand 2015 nicht.[8]

  • Reinhard G. Lehmann, Anna Elise Zernecke: Bemerkungen und Beobachtungen zu der neuen Ophel-Pithosinschrift. In: Schrift und Sprache. Papers Read at the 10th Mainz International Colloquium on Ancient Hebrew (MICAH), Mainz, 28–30 October 2011 (= Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testaments und seiner Umwelt. Band 15). Mainz 2013. S. 437–450. (online)
  • André Lemaire: Levantine Literacy ca. 1000–750 BCE. In: Brian B. Smith (Hrsg.): Contextualizing Israel’s Sacred Writings. Ancient Literacy, Orality, and Literary Production. SBL Press, Atlanta 2015. ISBN 978-1-62837-118-5. S. 11–46.
  • Douglas N. Petrovich: The Ophel Pithos Inscription: Its Dating, Language, Translation, and Script. In: Palestine Exploration Quarterly 147 (2/2015), S. 130–145. (online) Petrovich erhielt 2017 einen Ruf als Professor für Biblische Geschichte an das Bible Seminary, Katy, Texas.[9]

Einzelnachweise

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  1. Eilat Mazar, David Ben-Shlomo, Shmuel Ahituv: An Inscribed Pithos from the Ophel, Jerusalem (Abstract). In: Israel Exploration Journal. Band 63, 2013, S. 39, JSTOR:43855636.
  2. Reinhard G. Lehmann, Anna Elise Zernecke: Bemerkungen und Beobachtungen zu der neuen Ophel-Pithosinschrift. In: KUSATU. 2013, S. 447–448.
  3. Nir Hasson: Inscription on Jar From Time of King Solomon May Refer to Cheap Wine. In: Haaretz. 1. Januar 2014, abgerufen am 27. September 2018 (englisch).
  4. Marissa Newman: Decoded: Jerusalem’s oldest Hebrew engraving refers to lousy wine. In: The Times of Israel. 31. Dezember 2013, abgerufen am 27. September 2018 (englisch).
  5. Douglas N. Petrovich: The Ophel Pithos Inscription: Its Dating, Language, Translation, and Script. 2015, S. 139.
  6. Douglas N. Petrovich: The Ophel Pithos Inscription: Its Dating, Language, Translation, and Script. 2015, S. 141.
  7. Douglas N. Petrovich: The Ophel Pithos Inscription: Its Dating, Language, Translation, and Script. 2015, S. 137–138.
  8. André Lemaire: Levantine Literacy ca. 1000–750 BCE. Atlanta 2015, S. 19.
  9. Petrovich Joins TBS Faculty. In: The Bible Seminary. Abgerufen am 30. September 2018 (englisch).