Pöntermännel

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Das Pöntermännel

Das Pöntermännel (auch Böndermummel) war ein Wahrzeichen der Stadt Leipzig, dessen Kenntnis wandernden Gesellen als Nachweis diente, in der Stadt gewesen zu sein. Sein Name rührte von der lateinischen Überschrift „Poenitere“ = „Bereue“ her, die auf seine eigentliche Bestimmung hinwies, zum Tode verurteilte Delinquenten zur Reue zu bewegen.

Johannes Praetorius (1630–1680) beschrieb 1667 das Pöntermännel als ein nicht mehr vorhandenes Steinrelief, auf dem sich ein Männchen in einem Trauersack am Kopf kratzte, als bereue es etwas oder als sei ihm etwas missglückt.[1]

Anders das Bild (nebenstehend) 1858 bei Wilhelm Schäfer (1807–1869).[2] Hier wird eine zum Tode durch das Säcken vorbereitete Person dargestellt, der die Hände überkreuz zusammengebunden sind während der untere Teil des Körpers von einem Sack fest umschlossen wird.

Einig ist man sich über den Standort des Bildes. Es war an einem kleinen Gebäude neben dem Schuldturm am Grimmaischen Tor angebracht, das zuletzt zur Aufbewahrung von Feuerleitern diente. Das Gebäude grenzte an das Gelände des Dominikanerklosters St. Pauli Leipzig und war möglicherweise zuvor eine kleine Kapelle. 1637 wurde es abgerissen und das Bild des Pöntermännels, das nach der Ansicht Wilhelm Schäfers aus dem 14./15 Jahrhundert stammen könnte, verschwand.

Leipzig besaß bis in die Frühe Neuzeit mehrere Richtstätten. Zu mindestens dreien von ihnen führte der Weg durch das Grimmaische Tor. Am heutigen Rabensteinplatz wurde die Enthauptung mit dem Schwert vorgenommen, die vorwiegend nur höhergestellten Personen zustand. Am heutigen Gerichtsweg standen die Galgen. Das als Säcken bezeichnete Ertränken in einem Sack wurde in Leipzig unter anderem in der Katz, einem Tümpel an der Außenseite des Grimmaischen Tores vorgenommen, der noch auf einem Stadtplan von 1749 verzeichnet ist.[3] Säcken war die Strafe für besonders schwere Verbrechen. Es wurde in Sachsen 1761 vom Rädern abgelöst.[4]

Das Pöntermännel war für den Delinquenten der letzte öffentliche Hinweis in der Stadt, innerlich zur Reue zu finden. Bis zur Reformation übernahm am Pöntermännel ein Dominikanermönch unter religiösem Zuspruch die Begleitung des Verurteilten auf seinem letzten Weg.

Die Annahme, des Pöntermännel sei ein Spottbild für die dem Schuldturme zugeführten Geldschuldner gewesen, lehnt Schäfer ab.[2]

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hielt sich in Leipzig für einen traurigen Gesichtsausdruck der Spruch „Du machst ein Gesicht wie's Pöntermännel“.[2]

Einzelnachweise

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  1. Johannes Praetorius: Gazophylaci Gavdivm, Das ist, Ein Ausbund von Wündschel-Ruthen Oder sehr lustreiche, und ergetzliche Historien. Ritzsch, Leipzig 1667, S. 154 (Digitalisat)
  2. a b c Wilhelm Schäfer: Das Pöntermännel. In: Deutsche Städtewahrzeichen, Band 1, Verlag Johann Jakob Weber, Leipzig 1858, S. 14–18 (Digitakisat)
  3. Leipziger Stadtplan von 1749
  4. Illustrirte Zeitung