Peter Anton

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Peter Anton (* 1902 in Varjas, Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn; † 1946) war rumänischer Genossenschaftsfunktionär, stellvertretender Landesbauernführer und Gauleiter des Banats.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Anton war Bauer im ab 1920 rumänischen Teil des Banats.[1] 1932 trat er von der Organisation der konservativen Jungschwaben in die der nationalsozialistischen Erneuerer über.[2] Nach dem Rücktritt des konservativ-katholischen Franz Blaskovics übernahm Anton die Leitung des Schwäbischen Landwirtschaftsvereins.[3] Er gründete 1937 Banater Agraria Genossenschaft[1] und wurde später stellvertretender Landesbauernführer.[4] Peter Anton und Hans Otto Roth waren als deutsche Funktionäre aus Rumänien neben deutschen Vertretern aus Estland und Lettland Mitglieder eines Schiedsgerichts, das am 1. Mai 1939 in Wien im Fall der angeblichen Veruntreuung von Genossenschaftsguthaben durch den jugoslawiendeutschen Politiker Stefan Kraft tagte.[5][6]

1940 wechselte Anton in das Amt des Gauleiters, nachdem sein Vorgänger Josef Rieß im Oktober des Jahres abgesetzt worden war;[4] sein Stellvertreter wurde Hans Ewald Frauenhoffer.[7] In dieser Eigenschaft sprach Anton am 5. April 1941 auf einer Großkundgebung in Timișoara. Zusammen mit „VolksgruppenführerAndreas Schmidt besuchte er am 8. April 1941 die Kreisleitungen und Ortsgruppenleitungen von Arad und Aradul Nou sowie die Ortsgruppenleitung von Orțișoara.[8]

Im Licht der jugoslawiendeutschen Ambitionen für ein Unabhängiges Banat nach dem Krieg gegen Jugoslawien wurde Anton zusammen mit Nikolaus Hans Hockl (Leiter des Amtes für Kunst und Wissenschaft im Banat) und Hans Wendel (Leiter des Amtes Propaganda im Banat)[9] als vermeintliche Unterstützer der Einrichtung eines solchen Territoriums angezeigt, wobei sie angeblich Gerüchte in die banatdeutsche Bevölkerung lanciert hatten.[10] Andreas Schmidt bezeichnete sie als „Rebellen“ und „Putschisten“[11] und ließ sie am 9. Juli 1941 „wegen schwerster Disziplinlosigkeit“ ihrer „sämtlichen politischen und wirtschaftlichen Ämter“ entheben. Sie wurden festgesetzt und später freigelassen, aber nicht rehabilitiert.[12] Antons Nachfolger als Gauleiter wurde Hans Jung.[13]

Nach dem Königlichen Staatsstreich in Rumänien internierten rumänische Behörden am 13./14. September 1944 einige nicht geflohene Rumäniendeutsche, die führende Positionen in der Deutschen Volksgruppe gehabt hatten, darunter auch Peter Anton.[14] Danach gilt er als in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verschollen.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Franz Kräuter: Nitzkydorf: Chronik und Heimatbuch einer deutschen Gemeinde im Banat, 1785–1992. Heimatortsgemeinschaft Nitzkydorf, 1994, S. 325.
  2. Hausleitner: Die Donauschwaben 1868–1948. S. 113.
  3. Hausleitner: Die Donauschwaben 1868–1948. S. 120.
  4. a b Hausleitner: Die Donauschwaben 1868–1948. S. 194.
  5. Hausleitner: Die Donauschwaben 1868–1948. S. 242.
  6. Johann Böhm: Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien 1918–1941. Innen- und Aussenpolitik als Symptome des Verhältnisses zwischen deutscher Minderheit und jugoslawischer Regierung. Peter Lang, 2009, ISBN 3-631-59557-3, S. 268.
  7. Hausleitner: Die Donauschwaben 1868–1948. S. 199.
  8. Eintrag Anton, Peter. In: Klaus Popa: Völkisches Handbuch Südosteuropa. S. 14, 15.
  9. Meldungen aus dem Reich NR. 197. Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Amt III BERLIN SW 11, den 26. Juni 1941 Prinz-Albrecht-Straße 8.
  10. Hans Wolfram Hockl: Deutscher als die Deutschen. Dokumentarische Studie über NS-Engagement und Widerstand rumäniendeutscher Volkspolitiker. Südostdeutsche Dokumentation, Verlag H.W. Hockl, 1987, S. 71, 72.
  11. Oskar Feldtänzer: Die Donauschwaben in der Zwischenkriegszeit und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus. Felix Ermacora Institut, Forschungsstätte für die Völker der Donaumonarchie, 2003, S. 98.
  12. Klaus Popa: Das verantwortungslose Entmündigung- und Instrumentalisierungsprogramm der „Deutschen Volksgruppe in Rumänien“ 1940–1944, chronologisch aufgefächert. In: zinnenwarte.de vom 18. November 2004, geändert am 6. Juli 2007.
  13. Hausleitner: Die Donauschwaben 1868–1948. S. 196f.
  14. Hausleitner: Die Donauschwaben 1868–1948. S. 309.
  15. Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest. Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1945. Band 2: Ungarn, Jugoslawien, Rumänien, Slowakei, Karpatenukraine, Kroatien, Memelländischer Landtag, Schlesischer Landtag. Komparative Analyse. Dokumentation-Verlag, Kopenhagen 1991, ISBN 8-798-38295-0, S. 570.