Peter Bahn (Volkskundler)

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Peter Bahn (* 1953 in Koblenz; † November 2022 in Bretten[1]) war ein deutscher Kulturwissenschaftler, Volkskundler und Autor sowie Leiter des Städtischen Museums im Schweizer Hof in Bretten.

Berufliches Wirken

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Peter Bahn studierte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Volkskunde, Germanistik, Buchwesen, Publizistik und Vergleichende Literaturwissenschaft und promovierte dort 1986. 1992 wurde er Leiter des Kulturamtes in Bretten und wechselte 2002 als Leiter zum dortigen Stadtmuseum, was er 16 Jahre lang bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand blieb. Vielbeachtet wurde insbesondere 1997 seine Ausstellung zur Kindheit von Philipp Melanchton „Als ich ein Kind war“ in der Stiftskirche Bretten. 2007 eröffnete Bahn das Deutsche Schutzengelmuseum als Abteilung des Stadtmuseums im Schweizer Hof. Während seiner Amtszeit realisierte er über 50 Ausstellungen und verantwortete zahlreiche Publikationen, darunter schrieb er über 300 Texte zur Brettener Stadtgeschichte.[2]

Im Mai 2007 erhielt das Stadtmuseum im Schweizer Hof die Urkunde Vorbildliches Heimatmuseum 2007 des Arbeitskreises Heimatpflege Regierungsbezirk Karlsruhe e.V.

Politisches Engagement

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Im Alter von siebzehn Jahren wurde Peter Bahn wegen „Gründung einer maoistischen Partei“ aus der Jugendorganisation Blaue Adler der Unabhängigen Arbeiter-Partei (Deutsche Sozialisten) ausgeschlossen. 1974 kandidierte er für die Kommunistische Partei Deutschlands zur Landtagswahl in Hessen. Von 1978 bis 1985 war er Mitglied der Grünen und im April 1980 Gründungsmitglied des Nationalrevolutionären Koordinationsausschusses in Düsseldorf. Ab 1984 gehörte Bahn dem völkischen Bund Deutscher Unitarier an und schrieb zahlreiche Artikel für eines der Sprachrohre der Neuen Rechten: Wir selbst.[3][4] Weitere Zeitschriftenbeiträge finden sich in Staatsbriefe sowie im Verlag Zeitenwende[5] oder im ebenfalls neurechten Jungen Forum. In einem Artikel für Junges Forum mit dem Titel Regionalismus und nationale Befreiungsbewegungen in Europa von 1986 sprach er sich für die Neuregelung auch der deutschen Grenzen anhand ethnischer Kriterien aus, wozu er auch die Revision der deutsch-belgischen Grenze zählte.[6]

Peter Bahn war aktiver Gewerkschafter und 13 Jahre lang Personalrat in der Stadtverwaltung Bretten. Seit 2012 war er aktiv im Brettener Ortsverband der Partei Die Linke, der ihn im Oktober 2018, kurz nach seinem Eintritt in den Ruhestand, zum Sprecher wählte.[7] Im November 2018 übernahm Bahn mit einem weiteren Mitglied der Brettener Linken die Leitung der Bürgerbewegung „Aufbruch Bretten“.[8]

Schriften (Auswahl)

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  • Mut zum Leben. Verlag Dt. Unitarier-Religionsgemeinschaft, München 1983, DNB 840134126.
  • Regionalismus und nationale Befreiungsbewegungen in Europa. Verlag Dt.-Europ. Studien, 1986.
  • Familienforschung, Ahnentafel, Wappenkunde. Wege zur eigenen Familienchronik. Falken-Verlag, Niedernhausen/Ts. 1986, ISBN 3-8068-0744-2.
  • Druiden und Rebellen: 3000 Jahre keltische Geschichte und Kultur. Fölbach, Koblenz o. J. [ca. 1987], ISBN 3-923532-03-2.
  • Altes neu entdecken: Burgen, Fachwerk, alte Kirchen in der Verbandsgemeinde Rhein/Nahe. Bingen-Bingerbrück, Verbandsgemeinde Rhein-Nahe 1988.
  • Die Geschichte des Diebachtals. Oberdiebach und Manubach von den Anfängen bis zur Gegenwart. Oberdiebach 1989.
  • Die Puricellis. Geschichte und Wirken einer rheinischen Industriellen-Familie. Pandion-Verlag, Bad Kreuznach 1989, ISBN 3-922929-26-5.
  • Erzählt am Mittelrhein. Geschichten und Impressionen. Helios, Aachen 1990, ISBN 3-925087-33-8.
  • Deutschkatholiken und Freireligiöse. Geschichte und Kultur einer religiös-weltanschaulichen Dissidentengruppe, dargestellt am Beispiel der Pfalz. Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz, Mainz 1991, ISBN 3-926052-09-0 (Zugleich: Dissertation, Universität Mainz, 1991).
  • Stadtführer Bretten. Kultur und Geschichte im südlichen Kraichgau. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1993, ISBN 3-9802218-8-1.
  • Der Vril-Mythos: eine geheimnisvolle Energieform in Esoterik, Technik und Therapie. Omega-Verlag, Düsseldorf 1997, ISBN 3-930243-03-2.
  • (Hrsg.): „Als ich ein Kind war …“ Bretten 1497 – Alltag im Spätmittelalter. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997, ISBN 3-929366-43-6.
  • mit Manfred Hartmann (Hrsg.): Gölshausen: 1200 Jahre Geschichte eines Brettener Stadtteils. Info-Verlag, Karlsruhe 2002, ISBN 3-88190-295-3.
  • Friedrich Hielscher (1902–1990): Einführung in Leben und Werk. Bublies, Schnellbach 2004, ISBN 3-926584-85-8.
  • Hört Ihr Leut’ und lasst Euch sagen … Die Geschichte der Türmer und Nachtwächter. Begleitbuch zur Ausstellung des Museums im Schweizer Hof, Bretten. Bretten 2008, ISBN 978-3-928029-47-6.
  • mit Thomas Rebel: Bretten: die Melanchthonstadt; fotografische Spaziergänge. Info-Verlag, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-88190-458-2.
  • mit Eberhard Schallhorn: Große Kreisstadt – Melanchthonstadt Bretten. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2009, ISBN 978-3-929366-42-6.
  • mit Alexander Kipphan: Brettener Köpfe. 21 Lebensbilder und Persönlichkeiten. Info-Verlag, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-88190-609-8.
  • Das Brettener Hundle: eine Spurensuche. Info-Verlag, Karlsruhe 2011, ISBN 978-3-88190-650-0.
  • Schutzengel, Schutzgeister, Schutzgötter. Das Deutsche Schutzengel-Museum in Bretten. Bretten 2012, ISBN 978-3-928029-57-5.
  • (Hrsg.): Um 1500 – das Ende des Mittelalters. Info-Verlag, Karlsruhe 2017, ISBN 978-3-88190-936-5.
  • Brettener Geschichte(n): Historische Impressionen aus der Melanchthonstadt. Lindemanns, Bretten 2021, ISBN 978-3-96308-118-7.

Einzelnachweise

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  1. Peter Bahn im Alter von 69 Jahren verstorben: Trauer um langjährigen Leiter des Städtischen Museums. In: kraichgau.news. 9. November 2022, abgerufen am 17. Juli 2024.
  2. Brettener Stadtmuseumsleiter Dr. Peter Bahn im Ruhestand: „Ich wurde zunehmend ausgegrenzt“. 30. September 2018, abgerufen am 17. Juli 2024.
  3. Beleg für die Bedeutung der Person im Kontext Dritter Weg http://www.bpb.de/apuz/26315/was-sind-dritte-wege#fr-footnodeid15
  4. apabiz.de – Profil – Bahn, Peter. Abgerufen am 17. Juli 2024.
  5. Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS/Linke Liste Das „Nationaleuropäische Jugendwerk“, die Zeitschrift „Zeitenwende“ (ehemals „Europa“), der „Gesamtdeutsche Verlag und Buchversand Anneliese Thomas“ und der Rechtsextremismus (II)
  6. Alfred Schobert: Ostbelgien im Visier des deutschen Rechtsextremismus (Fortsetzung).In: Krautgarten. Forum für junge Literatur. (St. Vith, Belgien) H. 29 (November 1996), S. 74–76 (online).
  7. Dr. Peter Bahn zum neuen Sprecher der Brettener Linken gewählt. 8. Oktober 2018, abgerufen am 17. Juli 2024.
  8. Aufbruch abgebrochen. Bürgerarbeitskreis Bretten, 12. Januar 2024, abgerufen am 17. Juli 2024.