Pfad der Erinnerung

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Ausschilderung am Pfad der Erinnerung in Berlin-Charlottenburg-Nord

Der Pfad der Erinnerung erschließt in Berlin die Gedenkregion Charlottenburg-Nord zwischen der ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee (heute: Gedenkstätte) und den benachbarten Kirchen, die sich dem Gedenken an den Widerstand gegen die Diktatur des NS-Staats widmen.

Es handelt sich um einen ausgeschilderten, im November 2018 eröffneten (Fuß-)Weg im Berliner Ortsteil Charlottenburg-Nord, ausgehend von der Gedenkstätte Plötzensee. Zehn am Weg aufgestellte Informationsstelen informieren über die einzelnen Stationen und über die Hintergründe; sie wurden im September 2021 eingeweiht.

Hintergrund und Geschichte

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Eingangsbereich der Gedenkstätte Plötzensee

Im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee wurden zwischen 1933 und 1945 fast 3000 durch die NS-Justiz zum Tode Verurteilte hingerichtet, darunter viele Frauen und Männer des Widerstandes gegen die NS-Diktatur. Die ehemalige Hinrichtungsstätte ist seit 1952 Gedenkstätte. Seit 1954 wurden Straßen, Plätze und Schulen in Charlottenburg-Nord nach Menschen des Widerstandes gegen die NS-Diktatur benannt, darunter alle Straßen in der Paul-Hertz-Siedlung und viele in den Wohnsiedlungen Charlottenburg-Nord und Siemensstadt.[1] Die drei Kirchen im Ortsteil nehmen durch ihre Architektur und künstlerische Ausgestaltung ebenfalls Bezug auf die Hinrichtungsstätte Plötzensee.

2018 wurde der Pfad der Erinnerung durch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf mit Hilfe von Fördermitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe für besondere touristische Projekte realisiert.[2]

Straßen- und Schulnamen in der Gedenkregion (Auswahl)

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Straßennamen in Charlottenburg-Nord erinnern an Widerstandskämpfer und Opfer der NS-Justiz
[Eine vollständige Aufstellung mit Kurzbiografien findet sich in der Broschüre Straßen – Namen – Widerstand.][3]
  • Hüttigpfad: Richard Hüttig (* 18. März 1908), Mitglied der KPD und Leiter einer kommunischen Häuserschutzstaffel in Berlin-Charlottenburg. Hingerichtet am 14. Juni 1934 in Plötzensee.
  • Emmy-Zehden-Weg: Emmy Zehden (* 28. März 1900), Angehörige der Zeugen Jehovas. In Plötzensee hingerichtet am 9. Juni 1944.
  • Friedrich-Olbricht-Damm: Friedrich Olbricht (* 4. Oktober 1888), General der Infanterie, am Attentatsversuch auf Hitler beteiligt. Am Abend des 20. Juli 1944 standrechtlich erschossen.
  • Moltke-Grundschule (Heckerdamm 221): Helmut James Graf von Moltke (* 11. März 1907), Jurist, Begründer des „Kreisauer Kreises“. Am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet.
  • Bernhard-Lichtenberg-Straße: Bernhard Lichtenberg (* 3. Dezember 1875), kath. Priester, Dompropst in Berlin. Trat öffentlich gegen die Verfolgung der Juden ein. Starb am 5. November 1944 auf dem Weg ins KZ Dachau.
  • Delp-Zeile: Pater Alfred Delp (* 15. September 1907), kath. Priester, Jesuit, wirkte im Kreisauer Kreis mit. Am 2. Februar 1945 in Plötzensee hingerichtet.
  • Klausingring: Friedrich Karl Klausing (* 24. Mai 1920), deutscher Offizier und Widerstandskämpfer des 20. Juli. Am 8. August 1944 in Plötzensee hingerichtet.
  • Jakob-Kaiser-Platz: Jakob Kaiser (* 8. Februar 1888; † 7. Mai 1961), Politiker (Zentrumspartei) und christlicher Gewerkschafter; aktiv im Widerstand. Nach dem Krieg CDU-Politiker.
  • Heilmannring: Ernst Heilmann (* 13. April 1881), Jurist und Politiker (SPD), am 26. Juni 1933 verhaftet. Am 3. April 1940 im KZ Buchenwald ermordet.

Themen und Standorte der Erinnerungsstelen

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Informationsstele am Pfad der Erinnerung
  • Gedenkstätte Plötzensee (Hüttigpfad 16)
  • Ehemaliges Strafgefängnis Plötzensee (Friedrich-Olbricht-Damm 16, vor der JVA Plötzensee)
  • Widerstand im Nationalsozialismus (Heckerdamm/Ecke Friedrich-Olbricht-Damm)
  • Zwangsarbeiterlager in der NS-Zeit (Heckerdamm/Ecke Thaters Privatweg)
  • Widerstand im Nationalsozialismus (Heckerdamm/Ecke Reichweindamm)
  • Evangelische Gedenkkirche Plötzensee (Heckerdamm 226)
  • Katholische Gedenkkirche Maria Regina Martyrum (Heckerdamm 230)
  • Zwangsarbeiterlager in der NS-Zeit (Heckerdamm/Ecke Bernhard-Lichtenberg-Straße)
  • Widerstand im Nationalsozialismus (Heckerdamm/Ecke Heilmannring)
  • Evangelische Sühne-Christi-Kirche (Toeplerstraße 1/Ecke Halemweg)

Weitere Erinnerungsmale

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  • An der Straßenkreuzung Heilmannring/Heckerdamm (Wohnhaus Habermannzeile 1c) erinnert seit August 2023 ein Wandbild an den 1940 getöteten SPD-Politiker Ernst Heilmann und seine Familie.[4]
  • Am U-Bahnhof Halemweg wurde im Rahmen der Bahnhofssanierung 2023 ein stilisiertes Wandbild für den Widerstandeskämpfer Nikolaus Christoph von Halem angebracht.[5]

Veranstaltungen

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Regelmäßig finden öffentliche Führungen auf dem Pfad der Erinnerung statt. Jährlich im Januar laden die beteiligten Gedenkkirchen gemeinsam zu Ökumenischen Plötzenseer Tagen ein.

Commons: Pfad der Erinnerung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gedenkkultur in Charlottenburg-Wilmersdorf. Abgerufen am 15. Juli 2024.
  2. Pfad der Erinnerung – Gedenkregion Charlottenburg-Nord. In: Homepage des Bezirks Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, abgerufen am 14. Juli 2024.
  3. Straßen – Namen – Widerstand
  4. Neue One Wall: Gemeinsam erinnern, gemeinsam wachsen. Abgerufen am 15. Juli 2024.
  5. Charlottenburg-Nord: Der Park mit dem U-Bahn-Ausgang. Abgerufen am 15. Juli 2024.