Phajaan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Phajaan (engl. „Elephant crushing“) bezeichnet man eine äußerst brutale traditionelle Dressur-Methode, mit deren Hilfe der eigene Wille asiatischer Elefanten gebrochen werden soll, um sie dem Menschen untertan zu machen.

In süd- und südost-asiatischen Ländern wie Indien, Thailand, Sri Lanka u.a. werden wilde Elefanten seit Jahrtausenden gefangengenommen und als Arbeits- und Reittiere, Bettelelefanten, Zeremonial- und Tempelelefanten, als Prestige-Objekte und früher auch als Kriegselefanten benutzt. Heutzutage (Stand 2024) arbeiten viele Elefanten in der Tourismusindustrie, beispielsweise für Elefanten-Reiten oder in Zirkussen und Shows, wo sie ein zahlungskräftiges Publikum mit dressierten Tricks unterhalten müssen. Dies Alles wäre nicht möglich ohne eine vorherige „Zähmung“, die normalerweise mittels des Phajaan geschieht.

Da Elefanten, die eine starke Bindung an ihre Mütter und Familienherden haben, nie im eigentlichen Sinne gezähmt und in echte Haustiere verwandelt werden konnten, werden sie meistens in der Wildnis gefangen. Die dabei angewendete Methode namens Phajaan war/ist dem allgemeinen Publikum lange Zeit nicht bekannt und wird erst seit Ende des 20. Jahrhunderts von Tierschützern, wie u. a. Lek Chailert, mithilfe von Undercover-Filmen bekannt gemacht und als barbarische Tierquälerei angeprangert.[1]

Beim Phajaan werden Elefantenbabys, normalerweise in einem Alter, wo sie noch von der Muttermilch abhängig sind, zunächst von ihren Müttern getrennt,[2] dabei werden Feuerwerkskörper oder andere Methoden der „Panikmache“ benutzt, um die Mütter und die Herde der Kälber zu vertreiben.[3] Wenn dies nicht gelingt, und die Mutter oder andere Herdenmitglieder dem Kleinen zu Hilfe kommen, kann es vorkommen, dass nicht nur die Mutter-Elefantin, sondern die ganze Herde umgebracht werden.[3][4][2]

Das allein dadurch bereits traumatisierte Elefantenkalb wird in der Folge tage- oder wochenlang in eine Art enges Holzgatter oder Käfig gefesselt. Da die Kälber sich natürlicherweise wehren, werden sie mit Peitschen („whips“),[5] „Eisenstangen, Stöcken, Ketten und Elefantenhaken erbarmungslos geschlagen“,[3][6] und heutzutage manchmal auch mit Elektroschockern malträtiert.[5] Gleichzeitig werden sie von den beteiligten Männern durch Geschrei und Lärm terrorisiert.[7][8] Die verletzten, meistens blutenden und seelisch traumatisierten Elefantenkälber werden außerdem tagelang ausgehungert, bekommen weder Nahrung noch Wasser, und werden daran gehindert zu schlafen;[3][5] dabei lässt man sie in ihren eigenen Exkrementen und Urin stehen.[5] Nicht selten sterben Elefanten bei dieser Prozedur.[3][9][2]

Erst wenn das Elefantenkalb völlig erschöpft, ausgehungert und „gebrochen“ ist, bekommt es eine erste Mahlzeit und Wasser von einem Mahut, der es auch befreit – daraus entsteht eine enge Bindung des Elefanten an den betreffenden Mahut, der von dem Elefanten als „Retter“ angesehen wird.[10][11]

Elefanten, die den Phajaan überleben, vergessen die Prozedur nie mehr – ihr sprichwörtlich gutes Gedächtnis ist ja seit langem bekannt – und können später mithilfe von Angst kontrolliert werden: bei Bedrohung oder Berührung mit dem Elefantenhaken oder einem Stock machen sie Alles, was der Mahut will.[1] Sie sind oft ihr Leben lang durch Narben an Kopf und Körper und/oder Löcher und Risse in den Ohren gezeichnet,[3] die ihnen allerdings häufig auch später noch in der Gefangenschaft von aggressiven oder brutalen Mahuts zugefügt werden.[5]

Eine einzelne Internet-Quelle behauptet, Phajaan sei eine in der Lan Na-Region in Thailand praktizierte magisch-rituelle Trennungs-Zeremonie für Elefanten, wo man Mutter und Kind jeweils dreimal mit einem Stock auf Stirn oder Kopf schlage. Der Stock dürfe danach nicht mehr benutzt, sondern müsse verbrannt werden. Im dazu als Beleg angegebenen Video sieht man allerdings bereits in Gefangenschaft lebende Elefanten, wobei die Mutter (?)-Elefantin Symptome einer traumatischen Störung in Form von Hin-und-Her-Wippen (sogenanntes „Weben“) zeigt.[12]

Commons: Phajaan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Abschnitte Baby elephants are captured in the wild and „broken.“ und Here’s what goes into making an elephant „rideable“, in: Plight of Captive Elephants, auf der Website von: Wildlife SOS (Abruf am 19. Juli 2023)
  • Video über Phajaan , auf: Daily Mail (Abruf am 19. Juli 2023; Warnung: Nicht geeignet für sensible Gemüter !)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b https://futureforelephants.org/schutzprojekte/thailand/thailand-sef-enp, Artikel auf: Future for Elephants (Abruf am 19. Juli 2023)
  2. a b c The Cruel Captive Elephant Industry, in: Peta Asia, (Abruf am 19. Juli 2023)
  3. a b c d e f Sangita Iyer: Think before you ride an elephant: What you need to know about the notorious Phajaan ceremony, Artikel auf: Voices for Asian Elephants, 5. November 2018 (Abruf am 19. Juli 2023)
  4. Stephanie Frank: The Dark Truth of the Elephant Phajaan, Artikel auf: Working abroad, 9. Juni 2021 (Abruf am 19. Juli 2023)
  5. a b c d e Abschnitte Baby elephants are captured in the wild and „broken.“ und Here’s what goes into making an elephant „rideable“, in: Plight of Captive Elephants, auf der Website von: Wildlife SOS (Abruf am 19. Juli 2023)
  6. Horror für Asiatische Elefanten auf: www.stae.org (Abruf am 19. Juli 2023)
  7. Katrin Klaus: Das Tal der Elefanten, in: Weltseher – Magazin für Reportagen (Abruf am 19. Juli 2023)
  8. Paul Christian: The Barbaric Tradition of ‘Breaking the Spirit’ of Elephants for Their Use in the Tourism Industry, Artikel auf: One Green Planet (Abruf am 19. Juli 2023)
  9. Horror für Asiatische Elefanten auf: www.stae.org (Abruf am 19. Juli 2023)
  10. Stephanie Frank: The Dark Truth of the Elephant Phajaan, Artikel auf: Working abroad, 9. Juni 2021 (Abruf am 19. Juli 2023)
  11. Paul Christian: The Barbaric Tradition of ‘Breaking the Spirit’ of Elephants for Their Use in the Tourism Industry, Artikel auf: One Green Planet (Abruf am 19. Juli 2023)
  12. What exactly is elephant “phajaan”?, Artikel auf: Gaja-Sastra.Medium.com (Abruf am 19. Juli 2023)