Philipp von Cognac

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Philipp von Cognac (franz.: Philippe de Cognac, engl.: Philip of Cognac; * wohl um 1180; † nach 1201) war ein illegitimer Sohn des englischen Königs Richard Löwenherz und einer namentlich nicht bekannten Mutter. Seine Existenz ist nur in zwei zeitgenössischen und einem in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zusammengestellten Urkundenverzeichnis belegt.

Der anglo-normannische Chronist Roger von Hoveden berichtet für das Spätjahr 1199, dass Philipp den Vizegrafen Adémar V. von Limoges getötet habe, aus Vergeltung für den Tod seines Vaters wenige Wochen zuvor.[1] Richard Löwenherz war während des Kampfs gegen den Vizegrafen bei der Belagerung dessen Burg Châlus im April 1199 tödlich verwundet worden. Der Wahrheitsgehalt des Rachemordes ist allerdings nicht mehr nachzuprüfen. Hoveden war kein Augenzeuge der Ereignisse des Jahres 1199 und zudem nicht in Frankreich zugegen. Auch wird der Mord von keinem anderen Bericht bestätigt, vielmehr steht dem ein für den Vizegrafen verfasstes Klagelied (Plac e sospir) des Troubadours Giraud de Bornelh entgegen, der lediglich von einem unerwarteten Tod, nicht aber von einem unnatürlichen Tod des Vizegrafen spricht.[2]

Ein weiteres Mal genannt wird Philipp in einer im Jahr 1201 ausgestellten Urkunde seines Onkels, König Johann Ohneland, der ihm darin eine Mark Silber als Geschenk bestätigt. „Et Philippo f. R. Ricardi 1 m. de dono R.“[3][4]

Im Besitz der Burg Cognac wird Philipp bereits von Hoveden genannt, die er von seinem Vater erhalten habe. In einem später entstandenen Register des Grafen Alfons von Poitiers (1220–1270) wird er als ehemaliger Burgherr bestätigt, demnach Philipp durch eine von seinem Vater veranlasste Heirat mit der Erbin der zuvor in Cognac ansässigen Familie in den Besitz der Burg gelangte.[5]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hovedens Bericht von Philipps vermeintlichem Rachemord an den Vizegrafen von Limoges wurde mehrere Jahrhunderte später von William Shakespeare aufgegriffen. In seinem König Johann rächt der königliche Bastard Philipp Faulconbridge den Tod seines Vaters Richard Löwenherz, indem er dessen Mörder Limoges, Duke of Austria, tötet.

In dem britischen Fernsehfilm Gwyn – Prinzessin der Diebe (OT: Princess of Thieves, 2001), mit Keira Knightley in der Titelrolle, wird die Rolle des Philipp von Stephen Moyer dargestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • François Arbellot: La vérité sur la mort de Richard Cœur de Lion, in: BSHAL, t. 26 (1878)
  • Jacqueline Trace: Shakespeare’s Bastard Faulconbridge: An Early Tudor Hero, in: Shakespeare Studies, 13 (1980), S. 59–69
  • John Gillingham: The Unromantic Death of Richard I, in: Richard Cœur de Lion, Kingship, Chivalry and War in the Twelfth Century (London 1994)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Chronica magistri Rogeri de Houedene, herausgegeben von William Stubbs, Band 4, London 1871, S. 97
  2. Giraud de Bornelh „Plac e sospir“ mit englischer Übersetzung (Memento des Originals vom 18. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/colecizj.easyvserver.com
  3. Pipe Roll John 3 (Pipe Roll Society 52, n.s. 14) (1936), S. 283
  4. Das Geldgeschenk wird auch im Kontext eines möglichen Kaufhandels betrachtet, indem er die Burg Cognac 1201 an seinen Onkel Johann Ohneland verkauft habe. Siehe dazu Chris Given-Wilson und Alice Curteis: The Royal Bastards of Medieval England (1984), S. 126–7
  5. Registre des comptes d'Alphonse Comte de Poitiers, 1243–47, in: Archives Historiques du Poitou 4 (1875), S. 22