„Platée“ – Versionsunterschied

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==Hintergrund der Oper==
==Hintergrund der Oper==
Komische Oper wurde während der [[Barock]]-Zeit in [[Frankreich]] relativ selten aufgeführt. Den Musikwissenschaftler Cuthbert Girdlestone überrascht es, dass offenbar keiner von Rameaus Zeitgenossen den innovativen Charakter der Oper ''Platée'' bemerkt hat.<ref>Girdlestone S. 336</ref> Rameau könnte von einer früheren Komischen Oper inspiriert worden sein, z. B. ''Les Amours de Ragonde'' von [[Jean-Joseph_Mouret|Jean-Joseph Mouret]], 1742, <ref>Ivan A. Alexandre p.28</ref> oder von [[Joseph_Bodin_de_Boismortier|Joseph Bodin de Boismortiers]] Komischer Ballettoper ''Don Quichotte bei la Duchesse'' von 1743.
Komische Oper wurde während der [[Barock]]-Zeit in [[Frankreich]] relativ selten aufgeführt. Den Musikwissenschaftler [http://en.wikipedia.org/wiki/Cuthbert_Girdlestone Cuthbert Girdlestone] überrascht es, dass offenbar keiner von Rameaus Zeitgenossen den innovativen Charakter der Oper ''Platée'' bemerkt hat.<ref>Girdlestone S. 336</ref> Rameau könnte von einer früheren Komischen Oper inspiriert worden sein, z. B. ''Les Amours de Ragonde'' von [[Jean-Joseph_Mouret|Jean-Joseph Mouret]], 1742, <ref>Ivan A. Alexandre S. 28</ref> oder von [[Joseph_Bodin_de_Boismortier|Joseph Bodin de Boismortiers]] Komischer Ballettoper ''Don Quichotte bei la Duchesse'' von 1743.


==Rezeption und Aufführungshistorie==
==Rezeption und Aufführungshistorie==

Version vom 22. Januar 2011, 14:23 Uhr

Platée (Plataea) ist eine Oper (Ballet bouffon, Ballettkomödie) in einem Prolog und drei Akten von Jean-Philippe Rameau (1683-1764) nach einem Libretto von Adrien-Joseph Le Valois d ' Orville. Rameau kaufte die Rechte an dem Libretto Platée ou Junon Jalouse (Plataea, oder Juno ist eifersüchtig) von Jacques Autreau (1657–1745) und ließ es von d'Orville überarbeiten.[1] Der Ursprung der Geschichte ist ein Mythos des griechischen Schriftstellers Pausanias in seiner Beschreibung Griechenlands Vorlage:Polytonisch (Helládos Periēgēsis).

Rameaus erstes Werk einer komischen Oper dreht sich um die einfältige und hässliche Wassernymphe Platée. Sie glaubt, dass Jupiter, der König der Götter, in sie verliebt ist.[2] Die Oper wurde zunächst als Ballett Bouffon bezeichnet, später als Comédie Lyrique, die in ähnlichem Stil wie Rameaus Les Paladins gestaltet worden ist. Sie wurde für die Hochzeitsfeier von Louis, Dauphin von Frankreich, Sohn von König Ludwig XV., und der Infantin Maria Theresia von Spanien geschrieben, die zeitgenössischen Quellen zufolge wie die Titelfigur keine Schönheit war. Anstatt den Komponisten deshalb in Schwierigkeiten zu bringen, wurde die Aufführung in Versailles aber offenbar gut aufgenommen und Rameau wurde ein paar Monate später an die Position des königlichens Hofkomponisten mit einem beträchtlichen Jahreseinkommen berufen.

Die Oper wurde am 31. März 1745 bei der Grande Ecurie, Versailles uraufgeführt.

Hintergrund der Oper

Komische Oper wurde während der Barock-Zeit in Frankreich relativ selten aufgeführt. Den Musikwissenschaftler Cuthbert Girdlestone überrascht es, dass offenbar keiner von Rameaus Zeitgenossen den innovativen Charakter der Oper Platée bemerkt hat.[3] Rameau könnte von einer früheren Komischen Oper inspiriert worden sein, z. B. Les Amours de Ragonde von Jean-Joseph Mouret, 1742, [4] oder von Joseph Bodin de Boismortiers Komischer Ballettoper Don Quichotte bei la Duchesse von 1743.

Rezeption und Aufführungshistorie

Platée war zu Rameaus Lebzeiten eine der hochangesehendsten Opern. Sie gefiel sogar Kritikern, die seinem Musikstil reserviert gegenüberstanden. Melchior Grimm nannte es ein "sublimes Werk" und sogar Rameaus Gegner Jean-Jacques Rousseau hat es göttlich genannt[5]. Der Grund für dieses Lob war wohl, weil die Kritiker in Platée, einer komischen Oper, den Wegbereiter für die leichtere Form der [[Opera_buffa|Opera Buffa] sahen.[6]

Das Werk wurde bei den Ehefeierlichkeiten in Versailles im Jahre 1745 aufgeführt. Über diese Produktion ist wenig bekannt, außer dass die Titelrolle von dem Countertenor Pierre Jélyotte, einem berühmten Darsteller übernommen wurde. Rameau hatte die Oper in Zusammenarbeit mit dem berühmten Librettisten Ballot de Sovot überarbeitet und am 9. Februar 1749 in der Pariser Oper wieder aufgeführt. [7]

Die Premiere war sehr erfolgreich, das Werk wurde 1750 und erneut im Jahr 1754 wiederholt aufgeführt, immer mit dem zweiten Countertenor der Oper, La Tour in der Hauptrolle. [8] Die Wiederaufführung 1754 war Teil des anhaltenden sog. Buffonistenstreites mit Leonardo Leo's Italienischer Opera Buffa, I Viaggiatori. Platée wurde zu Rameaus Lebzeiten zuletzt 1759 aufgeführt.

Die nächste Aufführung fand erst 1901 in München statt, in einer stark angepassten Deutschen Version von Hans Schilling-Ziemssen. Die erst französischsprachige Wiederaufführung war eine Produktion in Monte Carlo im Jahr 1917. Die erste Wiederaufführung in Frankreich fand 1956 auf dem Festival Aix-en-Provence statt, mit jungen Tenor Michel Sénéchal als Königin der Frösche. Die Partie führte Sénéchal 1977 noch einmal auf. Die Oper debütierte im Vereinigten Königreich im Jahr 1983 und in den Vereinigten Staaten im Jahr 1987.

Platéekam zurück an die Pariser Oper im April 1999 in einer Version, die später als DVD herausgegeben wurde, in einer Produktion von Laurent Pelly unter der Leitung von Marc Minkowski mit Jean-Paul Fouchécourt und Paul Agnew in der Titelrolle. Es gab auch eine Koproduktion der New York City Opera und der Mark Morris Dance Group unter Leitung von Mark Morris während des 1997 Edinburgh Festivals, eine Produktion, die häufig auf Tourneen in London und den USA präsentiert wurde. Die Oper wurde auch von der Santa Fe Opera als Teil der Festival-Saison im Sommer 2007 in einer Adaption der Paris Opern-Produktion unter Leitung von Laurent Pelly, mit vielen Mitgleidern des gleichen Produktionsteams, auch unter der Leitung von Harry Bicket inszeniert. Zu den bemerkenswerten Sängern in den Titelrollen gehörten Michel Sénéchal, Gilles Ragon, Jean-Paul Fouchécourt und Paul Agnew.

Rollen

Rolle Stimmlage Uraufführung [9]
31.03.1745
(Leitung)
Zweitaufführung [10]
09.02.1749
(Leitung)
Prolog: La Naissance de la Comédie/ die Geburt des Planes
Thespis, Erfinder des Schauspieles Countertenor
La Tour (auch: Latour) [11] François Poirier
Momos, Gott des Spottes Bass-Bariton Albert [11] Lamarre (auch: La Marre) [11]
Thalie, Muse des Schauspieles Sopran Marie Fel Marie-Angélique Coupé
Amor/ Gott der Liebe Sopran Marie-Angélique Coupé
(auch: Couppé oder Coupée)
M.lle Rosalie [11]
Ein Satyr/ein Dämon Bass-Bariton Benoit [11] Person [11]
Vendangeuses/ Weinleserinnen Sopran M.lles Carrou und Dalman [11] M.lles Carrou und Chefdeville [11]
Ballet (Lyrische Kömödie)
Cithéron, König der Berge Bass-Bariton François Le Page (auch: Lepage) François Le Page
Merkur/ Merkur, der Götterbote Countertenor Jean Antoine Bérard François Poirier
Platée, hässliche Wassernymphe,
eine Travestierolle
Countertenor Pierre Jélyotte La Tour
Clarine, Dienerin Platées Sopran M.lle Bourbonnais [11] Marie-Angélique Coupé
Eine Naiade/ Naiade, Dienerin Platées Sopran M.lle Metz [11] ?
Jupiter, Götterkönig Bass-Bariton Claude-Louis-Dominique Chassé de Chinais Person
La Folia/ der Wahnsinn Sopran Marie Fel Marie Fel
Juno/ Juno, Jupiters Gattin Sopran Marie-Jeanne Fesch, "m.lle Chevalier Louise Jacquet
Momos Bariton
oder Bass-Bariton
Louis-Antoine Cuvillier
(auch: Cuvilliers oder Cuvelier)
Lamarre
Iris Schauspieler [12] ?
Tiere, Gelehrte, Chor, Tänzer

Handlung

Prolog

Nach einer durchfeierten Nacht weckt der Chor den trunkenen Thespis, Gott des Dramas, der Darauf ein Liebeslied auf Bacchus anstimmt und alle mit seiner Untreue erstaunt. Es erscheinen darauf die "Theatergöttin" Thalie und Momus, Gott des Spottes. Sie suchen die bei Thespis, um Jupiters Frau Juno wegen ihrer Eifersucht mit Hilfe eines inszenierten Spieles eine Lektion zu erteilen. Ungeplant erscheint Amor und besteht darauf den Plan mit ihn durchzuführen: "wie kann ein Spiel ohne die Inspiration der Liebe sein?" fragt er[13]. Alle vier beschließen darauf hin, eine neue Art von Spiel zu erfinden, das die Menschen von ihrer Unvollkommenheit heilt und die Lächerlichkeiten der Götter offenbart.

1. Akt

Während eines tosenden Sturms kommt Merkur vom Himmel und erklärt dem klagenden Berggott Citheron, dass er von Jupiter gesandt worden sei und dass der Sturm von Junos Eifersucht entfacht worden ist. Citheron schlägt einen Schabernack vor: Jupiter wird vorgeben, der hässlichen Platée einen Heiratsantrag zu machen, nur um Jonu noch eifersüchtiger zu machen. Platée ist ein Sumpfnypmphe, die überzeugt ist, dass alle, die in die Nähe ihres Teichs kommen, wie verrückt in Liebe zu ihr sind. Juno wird die beiden zusammen bei einer gespielten Hochzeitszeremenie erwischen. Sie wird erkennen, dass Ihre Eifersucht unbegründet ist und das Paar Jupiter und Juno wird wieder vereinigt.

Nachdem Platée eintrifft, verlässt Merkur das Geschehen, um Jupiter zu informieren. Während Platée glaubt, dass es Cithéron ist, der trotz der seiner Weigerungen in sie verliebt sei, hört sie erfreut von Merkur, dass Jupiter bald aus dem Himmel herabsteigen wird um ihr seine Liebe zu erklären: "der Gott des Donners, zur Erde herabgekommen wegen Deiner Schönheit, möchte sowohl sein Herz als auch das Universum dir zu Füßen werfen"[14]. Clarine, die Dienerin Platée singt einen neuen Sturm herbei und Platée bleibt, während die Wasserkreaturen sich in ihr feuchtes Heim zurückziehen.

2. Akt

Während Juno sich, von Merkur missgeleitet, in Athen aufhält, finden Merkur und Cithéron ein Versteck zur Beobachtung des Geschehens. Begleitet von Momus, trifft Jupiter ein. Er offenbart sich zunächst in Form eines Esels (zu dem die Orchesterbegleitung das Wieherns eines Esels imitiert), dann als eine Eule, und schließlich in Form von Blitz und Donner. Es folgt ein längeres Divertissement, während dessen La Fola ("der Wahnsinn") gesungen wird - die Geschichte von Apollo und Daphne als Warnung an Platée, sich nicht mit Jupiter einzulassen.

Platée wird von den Tänzern und Sängern abwechselnd gelobt und verspottet.

3. Akt

Als die Gäste für die Hochzeit von Jupiter und Platée kommen, kehrt Juno aufgebracht aus Athen zurück. Sie wird aber überredet, sich bis zum entscheidenden Zeitpunkt zu verstecken. Momus erscheint, dürftig als Amor verkleidet, und bietet Platée Geschenke an. Jupiter und Platée beginnen mit der Hochzeitszeremonie, aber verzögern den Eheversprechen bis zur Ankunft der Juno. Als diese schließlich Platée sieht und ihren Schleier entfernt, erkennt Sie, dass alles eine gewitzte Täuschung war. Die Götter steigen darauf hin zurück zum Olymp und Platée versinkt gedemütigt zurück in ihrem Teich.

Aufnahmen

Year Besetzung
(Platee)
Leitung,
Oper und Orchester
Label
1956 Michel Sénéchal,
Jeanine Micheau,
Nicolai Gedda,
Jacques Jansen,
 ?
Hans Rosbaud,
Orchestre de la Société du Conservatoire
Audio CD: EMI
Cat:
1989 Gilles Ragon,
Bernard Deletré,
Jennifer Smith,
Vincent Le Texier,
Guy de Mey
Marc Minkowski,
Les Musiciens du Louvre
Audio CD: WEA International
ASIN: B000009IU9
2003 Paul Agnew,
Mireille Delunsch,
Yann Beuron,
Vincent Le Texier,
Laurent Naouri
Marc Minkowski,
Opéra National de Paris,
Orchestra and Chorus of Les Musiciens du Louvre - Grenoble
DVD: Kultur
Cat: D2919

Einzelnachweise

Nach dem englischen Originaltext dieses Artikels

  1. Girdlestone p.436
  2. Viking S. 838
  3. Girdlestone S. 336
  4. Ivan A. Alexandre S. 28
  5. Girdlestone S. 439
  6. Girdlestone S. 440
  7. die Uraufführung war ursprünglich für den 4. Februar geplant, musste aber wegen des Todes der Herzogin von Orleans verschoben werden (Le magazine de l'opéra baroque, Seite: Platée; Es heißt, die Herzogin soll Königinmutter gewesen zu: Sie war in der Tat die Ehefrau von Philipp II., Herzog von Orléans)
  8. Quellen berichten weder alle Vornamen für La Tour (oft auch 'Latour' geschrieben), noch Termine von Geburt und Tod, noch andere wesentlichen biografischen Notizen über sein Leben außerhalb der Oper. Es ist lediglich bekannt, dass der Sänger 1786 noch leben musst. Aufzeichnungen der von der Académie Royale berichten: "when his name was included in a list or retirees still receiving pensions" (Spire Pitou, The Paris Opéra. An Encyclopedia of Operas, Ballets, Composers, and Performers – Rococo and Romantic, 1715-1815, Greenwood Press, Westport/London, 1985 (ISBN 0-313-24394-8), S. 326; Siehe auch: Le magazine de l'Opéra barocken, "Les Chanteurs À l'Époque barocken", Ad Nomen). Die Seite Amadeusonline meldet einen vermeintlichen vollständigen Namen "Georges Imbart De La Tour", Name, jedoch auch von der gleichen Quelle zu einem anderen Tenor, dessen Geburtsdatum (28. Mai 1865) auch gemeldet wird, sowie einen Teil seines Repertoires zugeschrieben wird. Angesichts der Tatsache, dass letzterer Tenor auf der EMI-Aufnahme "The Record of Singing" aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts enthalten ist und der zahlreichen Ungenauigkeiten und Fehler, die in den ausführungen von Amadeusonline gefunden werden können, muss die Zuverlässigkeit als alleinige Quelle kritisch gewertet werden. Deshalb wurde in diesem Artikel der traditionellen Verweis auf den Countertenor des achtzehnten Jahrhundert als "La Tour" beibehalten. S. engl. Wikipeida-Artikel
  9. gemäß Rameau Le Site (accessed 2 October 2010)
  10. gemäß Le magazine de l'opéra baroque (accessed 3 October 2010)
  11. a b c d e f g h i j Vorname unbekannt
  12. gemäß der Rameau-Seite wurde diese Rolle Cuvillier zugeschrieben, genausoso wie der Gesangs-Charakter Momos zugeschrieben worden ist. Dieses scheint allerdings unmöglich zu sein, da beide Rollen zusammen auf der Bühne auftreten
  13. Mays, S. 56
  14. Mays, S. 57