Portal:Deutsches Kaiserreich/Artikel des Monats/Archiv

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  • Juni

Als Gründerzeit wird im weiteren Sinne eine Phase der Wirtschaftsgeschichte im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn des 19. Jahrhunderts bezeichnet, die mit der breiten Industrialisierung einsetzte und etwa bis zum „Gründerkrach“ 1873 andauerte. Im engeren Sinn werden dabei als Gründerjahre die ersten zwei Jahre nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs (1871–1873) bezeichnet, als Deutschland nicht zuletzt nach dem Frieden von Frankfurt eine Hochkonjunktur-Phase erlebte. Die auf den Börsenkrach folgende Gründerkrise leitete eine rund 20 Jahre andauernde Phase wirtschaftlich langsamerer Entwicklung ein, die jedoch noch immer von vielen Neuerungen, Erfindungen und Unternehmensgründungen geprägt war. Zeitgenössisch bezog sich der Ausdruck Gründerzeit nur auf die Phase des Wirtschaftsaufschwungs. Nach 1896 bis zum Ersten Weltkrieg 1914 setzte sich global der Aufschwung kontinuierlich fort. Davon abweichend wird der Begriff Gründerzeit im kulturgeschichtlichen und vor allem im architekturgeschichtlichen Verständnis (wo er üblicherweise als Synonym für Historismus gebraucht wird) meist für die gesamte Phase nach 1870 und oft bis 1914 verwendet, Phasen von Stagnation und Abschwung in dieser Zeit werden damit begrifflich ebenfalls abgebildet. Der Ausdruck „Gründerzeit“ bezieht sich auf den umfassenden wirtschaftlichen Aufschwung der Mitte des 19. Jahrhunderts, in dem Unternehmensgründer in relativ kurzer Zeit reich werden konnten. Ein entscheidender Faktor für die rasante Wirtschaftsentwicklung war der Eisenbahnbau. Typische „Gründer“ sind daher Eisenbahnunternehmer wie Bethel Henry Strousberg. Die Eisenbahn hatte eine bedeutende Impulswirkung auf andere Industriezweige, etwa durch die gestiegene Nachfrage nach Kohle und Stahl, sodass auch in diesen Bereichen Industrieimperien, wie etwa das von Friedrich Krupp, entstanden. Vor allem aber wurden Kommunikation und Migration enorm erleichtert. Massenhaft wanderten ländliche Unterschichten in die Städte, wo sie zum Bestandteil des dort entstehenden Proletariats wurden – damals entstand auch die soziale Frage (zeitgenössisch auch Pauperismus genannt), auf welche neue politische Strömungen wie Sozialismus, Kommunismus und Marxismus reagierten. Mit der Eisenbahn wurden neben dem Transportwesen auch Vertrieb und Distribution revolutioniert: Außerhalb des herkömmlichen industriellen Sektors wurde Massenproduktion möglich. Zu bedeutenden Unternehmensgründern von Lebensmittelkonzernen wurden beispielsweise der Bierbrauer Ignaz Mautner und der Kaffeeröster Julius Meinl I. Eine wichtige Rolle unter den „Gründern“ spielten auch Personen jüdischen Glaubens, die die Emanzipation der Juden und die damit verbundenen Chancen für sozialen Aufstieg zu nutzen wussten – als Beispiel sei das Bankhaus Rothschild genannt, das als Finanzier des Eisenbahnbaus erhebliche Bedeutung hatte. Inwiefern Aktiengesellschaften in Deutschland die Gründerzeit prägten, zeigen folgende Zahlen: In den Jahren 1867 bis 1870 wurden in Preußen 88 Aktiengesellschaften gegründet, 1871 bis 1873 waren es 928 Neugründungen. mehr

  • Mai

Bismarck auf dem Sterbebett ist unter anderem die Bezeichnung einer fotografischen Aufnahme des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck unmittelbar nach seinem Tod, der einen Presseskandal im deutschen Kaiserreich einleitete. Unabhängig davon gibt es einige zeitgenössische Gemälde mit den Titeln Bismarck auf dem Sterbebett bzw. auf dem Totenbett. Am 30. Juli 1898 gegen 23 Uhr starb Bismarck in seinem Bett in Friedrichsruh. Seine Familie, Nachbarn, Hausdiener und der Arzt Ernst Schweninger waren Zeugen des Ereignisses. Es wurde weder eine Totenmaske angefertigt, noch fand eine öffentliche Aufbahrung statt. Die Verwandten hatten lediglich den im nahen Forsthaus logierenden Autor und Fotografen Arthur Mennell beauftragt, vom Fürsten auf dem Sterbebett einige Fotografien anzufertigen, die er aber ausschließlich der Familie Bismarck zugänglich machen sollte. Dennoch gelang auch den Hamburger Fotografen Willy Wilcke und Max Christian Priester eine fotografische Aufnahme. Sie bestachen Bismarcks Förster und Ortsvorsteher Louis Spörcke, der sie über den Zustand des Sterbenden auf dem Laufenden hielt. Wenige Stunden nach Bismarcks Ableben, als Spörcke mit einem Reitknecht die nächtliche Totenwache hielt, verschafften sie sich widerrechtlich Zugang zum Sterbezimmer. Über die Fensterbank gelangten sie an das Totenlager und machten eine Magnesium-Blitzlichtaufnahme des Verstorbenen. Wilcke hatte zuvor das Kissen zurechtgerückt, damit der Kopf Bismarcks besser zu sehen war. Die Uhr auf dem Nachttisch wurde auf 23:20 Uhr gestellt, während es in Wirklichkeit schon 4 Uhr morgens war. mehr

April Bismarck auf dem Sterbebett ist unter anderem die Bezeichnung einer fotografischen Aufnahme des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck unmittelbar nach seinem Tod, der einen Presseskandal im deutschen Kaiserreich einleitete. Unabhängig davon gibt es einige zeitgenössische Gemälde mit den Titeln Bismarck auf dem Sterbebett bzw. auf dem Totenbett. Am 30. Juli 1898 gegen 23 Uhr starb Bismarck in seinem Bett in Friedrichsruh. Seine Familie, Nachbarn, Hausdiener und der Arzt Ernst Schweninger waren Zeugen des Ereignisses. Es wurde weder eine Totenmaske angefertigt, noch fand eine öffentliche Aufbahrung statt. Die Verwandten hatten lediglich den im nahen Forsthaus logierenden Autor und Fotografen Arthur Mennell beauftragt, vom Fürsten auf dem Sterbebett einige Fotografien anzufertigen, die er aber ausschließlich der Familie Bismarck zugänglich machen sollte. Dennoch gelang auch den Hamburger Fotografen Willy Wilcke und Max Christian Priester eine fotografische Aufnahme. Sie bestachen Bismarcks Förster und Ortsvorsteher Louis Spörcke, der sie über den Zustand des Sterbenden auf dem Laufenden hielt. Wenige Stunden nach Bismarcks Ableben, als Spörcke mit einem Reitknecht die nächtliche Totenwache hielt, verschafften sie sich widerrechtlich Zugang zum Sterbezimmer. Über die Fensterbank gelangten sie an das Totenlager und machten eine Magnesium-Blitzlichtaufnahme des Verstorbenen. Wilcke hatte zuvor das Kissen zurechtgerückt, damit der Kopf Bismarcks besser zu sehen war. Die Uhr auf dem Nachttisch wurde auf 23:20 Uhr gestellt, während es in Wirklichkeit schon 4 Uhr morgens war. mehr


  • März

Als Militärverbot wurde im Deutschen Kaiserreich eine Regelung bezeichnet, die es Angehörigen des Militärs verbot, in bestimmte Lokale einzukehren. In der Praxis waren vorwiegend sozialdemokratisch geprägte Arbeiterkneipen betroffen. Offiziell begründet wurde das Verbot mit sittlichen und moralischen Bedenken. Die Soldaten sollten einerseits vor im Sinne der Politik des Kaiserreichs negativen Einflüssen geschützt werden, andererseits sollte man keine Uniformen in nicht genehmen Lokalitäten sehen. Im Alltag wurde das Militärverbot allerdings zu einem Kampfmittel gegen die erstarkende Sozialdemokratie. Die Industriestädte verfügten in der Zeit des Kaiserreichs über ein enges Netz an Kneipen, die den Arbeitern als "verlängertes Wohnzimmer" und Fluchtpunkt aus ihren in der Regel zu kleinen und schlecht ausgestatteten Wohnungen dienten. In diesen Kneipen lagen nicht nur sozialdemokratische Zeitungen aus, es fanden auch politische Gespräche statt, deren Inhalte in scharfer Opposition zum autoritären Kaiserreich standen. Zudem dienten Kneipen und deren Nebenzimmer als Versammlungsorte für Sitzungen der SPD. Durch das Militärverbot versuchte der Staat somit, Soldaten aus dem Umfeld der Sozialdemokraten fernzuhalten. Militärangehörige, die gegen das Verbot verstießen, mussten Militärstrafen erdulden. Das Militärverbot stellte damit eines der Mittel zur Verfolgung und Kriminalisierung der Arbeiterbewegung im Kaiserreich dar. mehr

  • Februar

Der Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 ist das erste von Carl Benz gebaute Automobil mit Verbrennungsmotor. Das Patent für das dreirädrige „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ wurde von Benz am 29. Januar 1886 eingereicht und als DRP Nr. 37435 am 2. November 1886 erteilt. Am 3. Juli 1886 führte Benz die erste öffentliche Probefahrt mit dem Unikat in Mannheim durch. Er gilt im Rahmen der vielseitigen Geschichte des Automobils als der erste praxistaugliche Kraftwagen der Welt und setzt somit die Geburtsstunde des Automobils mit Verbrennungsmotor. Benz machte auf einem Kurbelveloziped (Tretkurbelfahrrad) seine entscheidenden Mobilitätserfahrungen und baute dann statt einer von ihm zunächst erwogenen Straßenlokomotive für den Kollektivverkehr ein leichtes motorisiertes Veloziped für den Individualverkehr. Sein Patent-Motorwagen erinnert an Fahrräder und Kutschen. Die ersten Probefahrten fanden 1885 aus Gründen der Geheimhaltung im Fabrikhof statt. Auch der erste „Ausflug“ auf freier Strecke – bei Nacht – dauerte nur wenige Minuten. Nach hundert Metern blieb der Wagen stehen. In zahlreichen Versuchen konnte aber die Reichweite nach und nach verbessert werden. Am 29. Januar 1886 wurde schließlich das „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ beim Reichspatentamt unter der Nummer 37435 zum Patent angemeldet. Bei der ersten öffentlichen und per Zeitungsartikel dokumentierten Ausfahrt am 3. Juli 1886 auf der Ringstraße in Mannheim lief Benz’ Sohn Eugen mit einer Flasche Benzin nebenher, „um nachzuschütten, wenn das Benzin zu Ende geht“. In München fuhr der erste „Benz“ am 16. September 1888 durch die Stadt. Der Wagen blieb ein Einzelstück, ebenso wie sein direkter Nachfolger, Patent-Motorwagen Nummer 2. Er wurde zunächst zum Vierradwagen umgebaut und später ausgeschlachtet. 1903 wurde er rekonstruiert. Dieser Benz-Patent-Motor-Wagen Nr. 1 steht heute im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München. Nachbauten entstanden schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Etwa 150 Exemplare verschiedener Zulieferer entstanden bislang. mehr

  • Januar
Überblick, links oben der Karpfenteich und die Kolonialausstellung

Die Berliner Kolonialausstellung war die erste Kolonialausstellung im Deutschen Kaiserreich, abgehalten wurde sie vom 1. Mai bis zum 15. Oktober 1896 im Treptower Park in Berlin. Das Kaiserreich war 1884 Kolonialmacht geworden und wollte die Vorteile des Kolonialismus in der breiteren Öffentlichkeit propagieren und Unternehmer zum Engagement in den Deutschen Kolonien (auch Schutzgebiete genannt) überzeugen. Daher wurde ein Propagandainstrument staatlich organisierter und finanzierter Kolonialausstellungen entwickelt, eine besondere Form der Völkerschau. Im Rahmen der Berliner Kolonialausstellung wurden 106 nicht europäische Menschen etwa fünfeinhalb Monate lang benutzt. Sie waren teils mit anderen Versprechungen bzw. Vorstellungen ins damalige Deutsche Reich gekommen, mussten sich allerdings vor Zuschauern präsentieren, was auch zu Protest führte. Obwohl die Kolonialausstellung in der Presse ein positives Echo fand, beschloss das Kaiserreich, dass derartige Veranstaltung künftig nicht mehr stattfinden. mehr

  • Dezember
Cholerabaracke in Hamburg 1892

Die Hamburger Choleraepidemie von 1892 war der letzte große Ausbruch der Cholera in Deutschland. Er hatte aufgrund hamburgischer Besonderheiten verheerende Ausmaße. Die Epidemie brach während eines heißen Sommers aus. Der Pegel der Elbe war niedrig und das Flusswasser ungewöhnlich warm. Da sich Senat und Bürgerschaft jahrzehntelang nicht auf den Bau einer Filteranlage einigen konnten, wurde das Hamburger Trinkwasser damals noch ungereinigt der Elbe entnommen; die Entnahmestelle zwei Kilometer flussaufwärts war bei Flut dem verschmutzten Hafenwasser und den ungeklärten Abwässern aus der Kanalisation ausgesetzt. Im benachbarten Altona, das zu Preußen gehörte und eine Sandfilteranlage für Trinkwasser hatte, erkrankten während der Epidemie weit weniger Menschen als in Hamburg. Hamburg hatte zudem unter allen deutschen Großstädten den höchsten Anteil an ungesunden Kellerwohnungen, und in der Innenstadt ballten sich Menschen unter unhygienischen Bedingungen auf sehr engem Raum. Der zu Hilfe gerufene bekannte Bakteriologe Robert Koch kommentierte die Verhältnisse beim Rundgang durch die Gängeviertel: „Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den sogenannten Gängevierteln, die man mir gezeigt hat, am Hafen, an der Steinstraße, an der Spitalerstraße oder an der Niedernstraße. […] Ich vergesse, daß ich mich in Europa befinde.“ Nähere Details zu der Pandemie finden sich in dem Artikel. mehr

  • November
Frontalansicht der Heilandskapelle in Frankfurt an der Oder

Die Heilandskapelle in Frankfurt an der Oder ist eine Holzkirche, die während des Ersten Weltkrieges von Kriegsgefangenen errichtet wurde. Da die Haager Landkriegsordnung von 1899/1907 Kriegsgefangenen die Ausübung ihrer Religion und Kultur gestattete, durften Kriegsgefangene der Zaristischen Armee Russlands die Kirche 1915/16 erbauen. Anstoß dazu gaben Vertreter des Christlichen Vereins Junger Männer, die von den deutschen Behörden die Bauerlaubnis für dieses, wie für viele andere Mehrzweckgebäude in Kriegsgefangenenlagern ermöglichten. Gebaut wurde mit Holz, das unter anderem das Internationale Rote Kreuz aus dem neutralen Schweden beschaffen ließ. Im Volksmund wurde die Kapelle später nach ihren Erbauern auch „Russenkirche“ genannt. Anfangs fanden in der Kapelle Gottesdienste der evangelischen und katholischen Wachmannschaft statt. Die Kirche diente dann bis 1919 den internierten evangelischen und katholischen Christen, den Evangeliums-Christen, den Russisch-Orthodoxen und Angehörigen jüdischen Glaubens jeweils getrennt als Gebetsraum. Noch heute ahnt man den Platz für einen weiteren Altar rechts vom christlichen. Daneben war das Gebäude im Gefangenenlager Lesehalle und Ort für anderweitige Zusammenkünfte. Die Bühne und Empore ermöglichte die Aufführung von Theater- und anderen Kulturaufführungen. Das Orchester des Kriegsgefangenenlagers umfasst 40 Personen. Sie wurden für ihre täglichen Übungen vom Arbeitsdienst befreit. Mit diesen Funktionen bildete die Heilandskapelle den Mittelpunkt im Lagerleben. Nähere Details zu der Kirche finden sich in dem Artikel. mehr

  • Oktober
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, Porträt von Franz Xaver Winterhalter, 1853

Augusta, mit vollem Namen Maria Luise Augusta Catherina von Sachsen-Weimar-Eisenach (* 30. September 1811 in Weimar; † 7. Januar 1890 in Berlin), war als Ehefrau Wilhelms I. seit 1861 Königin von Preußen und nach der Reichsgründung 1871 erste Deutsche Kaiserin. Augusta stammte aus dem großherzoglichen Haus Sachsen-Weimar-Eisenach und war über ihre Mutter Maria Pawlowna eng mit der Familie der russischen Zaren verwandt. Im Juni 1829 heiratete sie Prinz Wilhelm von Preußen. Politischen Einfluss verschaffte ihr kein offizielles Amt, sondern ihre sozialen Beziehungen und dynastisch bedingte Nähe zu Wilhelm. Eine wichtige Rolle spielte dabei eine umfassende Briefkorrespondenz mit ihrem Gemahl, anderen Fürsten, Staatsmännern, Offizieren, Diplomaten, Geistlichen, Wissenschaftlern und Schriftstellern. Sie selbst verstand sich als politische Beraterin ihres Mannes und sah in dem preußischen Ministerpräsidenten und deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck ihren politischen Hauptfeind. Wie weit Augustas Einfluss als Monarchengattin im 19. Jahrhundert konkret ging, wird in der Forschung noch diskutiert. Nähere Details zu ihrem politischen wie kulturellen Leben und Wirken finden sich in ihrem Artikel. mehr