Ranula

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Ranula beim Menschen
Ranula beim Menschen
Klassifikation nach ICD-10
K11.6 Mukozele der Speicheldrüsen
Q38.4 Angeborene Fehlbildungen der Speicheldrüsen und Speicheldrüsenausführungsgänge
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Ranula (lateinisch für „Fröschlein“) – auch Froschgeschwulst oder Mundbodenzyste – ist eine unterhalb der Zunge gelegene, mit eingedicktem Speichel gefüllte Retentionszyste. Ursprung der Speichelretentionszyste ist in der Regel der Ausführungsgang der Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis major).

Ätiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

histologisches Bild einer Ranula – HE-Färbung

Der Ausführungsgang der Glandula sublingualis fehlt oder ist verschlossen. Als Ursache kommen angeborene Atresie, dysgenetische Differenzierungsstörung, durch Entzündungen verursachte Verklebungen oder eine Stenosierung durch Tumoren infrage.[1]

Nimmt die Ranula an Größe zu, kann es unter Umständen zu Schluck-, Sprech- und Atembeschwerden kommen.

Diagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typischerweise findet sich eine sicht- und tastbare verschiebliche prall-elastische Schwellung unter der Zunge am Mundboden. Zur Abgrenzung gegenüber anderen Raumforderungen dienen die Eigenschaften, dass eine Ranula eine dünne Wand hat und Speichel enthält. Sie entspricht also einer Mukozele.

Die Ausdehnung kann mittels Sonographie oder MRT dargestellt werden.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Regel ist die Marsupialisation enoral ausreichend. Das Epithel des Wharton-Ganges wird im Anschluss weit genäht, so dass es nicht zu einer Stenose kommt. Im Ausnahmefall kann eine operative Entfernung (Exstirpation) der Glandula submandibularis unter Mitnahme der Unterzungenspeicheldrüse notwendig sein.

Früher wurde die Ranula nach Inzision an ihrer hinteren Wand mit ätzenden und anderen Reizmitteln behandelt, etwa mit Salzsäure oder wie bei Peter Camper mit Höllenstein, oder der verstopfte Speichelgang sondiert.[2]

Ranula bei Tieren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ranula bei einem Hund
Entfernung der Gll. mandibularis und sublingualis major beim Hund

Bei Haushunden kommt auch eine erworbene Ranula durch Verlegung der Ausführungsgänge der Unterkiefer- (Glandula mandibularis) und/oder Unterzungenspeicheldrüse vor. Therapeutisch wird eine Extirpation und/oder Marsupialisation durchgeführt.[3] Bei Tieren kann auch in chirurgisch therapieresistenten Fällen eine Bestrahlung der Speicheldrüse in Betracht gezogen werden.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ranula – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. W. Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch. 265. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, 2014, ISBN 3-11-018534-2
  2. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 487.
  3. Theresa Welch Fossum: Small Animal Surgery. 2. Auflage. Mosby
  4. Simona Stankeova et al.: Strahlentherapie bei Sialozelen des Hundes – 7 Fälle (1997–1998). In: Kleintierpraxis, Band 44, 1999, S. 491–499.