Saxavord Spaceport

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Halbinsel Lamba Ness auf Unst; hier soll eine von drei Startrampen gebaut werden
Saxavord Spaceport (Shetland)
Saxavord Spaceport (Shetland)
Lage des Saxavord Spaceport

Der Saxavord Spaceport (ursprünglich Shetland Space Centre,[1] Eigenschreibweise SaxaVord Spaceport) ist ein im Bau befindlicher Weltraumbahnhof auf der Insel Unst im äußersten Norden der Shetland-Nordseeinseln. Ab 2025 sollen von dort Trägerraketen mit Kleinsatelliten starten.

Lage und Aufbau

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Standort für den Saxavord Spaceport wurde eine Landzunge im Nordosten von Unst gewählt. Auf dem Gelände befinden sich Überreste der Radarstation RAF Skaw der Royal Air Force, die von 1940 bis 1947 in Betrieb war.[2] Etwa einen Kilometer entfernt liegt der Weiler Skaw, die nördlichste Siedlung Großbritanniens. Weitere drei Kilometer westlich befindet sich die Radarstation RAF Saxa Vord.[3][4] Diese arbeitet heute weitgehend automatisch;[5] eine ehemalige Wohnsiedlung für RAF-Mitarbeiter konnte daher in eine Feriensiedlung konvertiert werden. Der Betreiber dieser Tourismuseinrichtung – Frank Strang, ein ehemaliger Sportausbilder der RAF[6] – ist auch der Gründer des Shetland-Space-Centre-Projekts,[7][8] das er mit seiner Frau Debbie besitzt.[9]

Bei vollem Ausbau soll der Weltraumbahnhof drei Startrampen umfassen, die östlichste davon auf der Halbinsel Lamba Ness. Hinzu kommen Abfertigungs- und Verwaltungsgebäude, ein Treibstofflager und eine Bodenstation für die Raketen- und Satellitenverfolgung. Ein ehemaliges Brauereigebäude in Saxa Vord soll als Missionskontrollzentrum hergerichtet werden.[3] Die nördliche Lage bietet Vorteile beim Start von Satelliten in Polarbahnen, da sich in der Flugbahn der Raketen keine bewohnten Gebiete befinden.[10]

Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frank Strang initiierte das Weltraumbahnhofprojekt im Jahr 2017. Im März 2022 erteilte das Shetland Islands Council eine Baugenehmigung.[11] Noch im selben Monat begannen der Bau der ersten beiden Startplätze. Bis November 2022 sollen insgesamt 19 Millionen Pfund an privatem Kapital für das Projekt ausgegeben worden sein, einschließlich des Ausbaus von Zufahrtsstraßen.[12] Im Dezember 2023 erhielt der SaxaVord Spaceport von der Civil Aviation Authority als erster britischer Raketenstartplatz eine Betriebserlaubnis. Damit sind bis zu 30 Starts pro Jahr genehmigt.[13] Im März 2024 wurde bekannt, dass die britische Regierung 10 Millionen Pfund in den Weltraumbahnhof investieren möchte.[14] Der Hauptaktionär ist der dänische Milliardär Anders Povlsen, dem das Modeunternehmen Bestseller mit den Marken Vero Moda, Only und Jack & Jones gehört.[15]

Nutzung und geplante Starts

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Testanlagen des französischen Unternehmens Latitude auf dem Saxavord Spaceport

Der erste orbitale Start von Unst ist für das Jahr 2025 mit dem Erstflug der Rakete RFA One des deutschen Raumfahrtunternehmens Rocket Factory Augsburg geplant.[16] Er wird mit 3,5 Millionen Pfund (etwa 3,7 Millionen Euro) von der UK Space Agency subventioniert.[17] Die erste Zephyr-Trägerrakete des französischen Raumfahrtunternehmens Latitude, vormals Venture Orbital Systems, soll ebenfalls von dort starten.[18] Im Herbst 2022 testete Latitude das Triebwerk Navier, das die Rakete antreiben soll, auf dem Saxavord-Gelände. Eine zweite Testkampagne war für den Frühling 2023 geplant.[19]

Auch das US-amerikanische Unternehmen ABL Space Systems wollte seine Rakete RS1 von Saxavord starten. Ursprünglich als erster Orbitalstart von Großbritannien geplant, lief dieses Projekt unter dem Namen „U.K. Pathfinder Launch“. Es wurde von dem Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin organisiert, welcher an ABL beteiligt ist. Die Rakete sollte einen Raumschlepper des britischen Unternehmens Moog mit sechs 6U-Cubesats ins All bringen. Die UK Space Agency stelle 31 Millionen US-Dollar am Fördermitteln für diesen „Pathfinder Launch“ bereit. Für die Zeit danach erhoffte sich Lockheed Martin regelmäßige RS1-Starts von Shetland.[20] Das RS1-Projekt wurde jedoch im Herbst 2024 eingestellt.[21]

Zudem kündigte der deutschen Raketenbauer HyImpulse an, den neuen Weltraumbahnhof zu nutzen. Bereits 2021 testete HyImpulse auf einem Gelände des Saxavord-Betreibers Hybridtriebwerke der neuen Höhenforschungsrakete SR75.[22] Für den Erstflug der SR75 wählte HyImpulse die Koonibba Test Range in Australien,[22][23] jedoch ist auch ein Start von SaxaVord geplant, den ebenfalls die UK Space Agency finanziert.[24] Ein weiteres HyImpulse-Projekt ist die orbitale Trägerrakete SL1, die ebenfalls von Shetland aus starten können soll.[25]

Weitere angekündigte SaxaVord-Nutzer sind das schottisch-ukrainische Raumfahrtunternehmen Skyrora und der schottisch-dänische Raketenentwickler Orbex. Skyrora möchte eine suborbitale Rakete des Typs Skylark L von Unst starten und danach Orbitalflüge mit der Rakete Skyrora XL. Orbex wählte Saxavord für Starts der Rakete Prime.[26][27][28]

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. ↑ Name change and rebrand for our rocket site. Shetland Space Centre, 30. Juni 2021.
  2. ↑ RAF Skaw, Lamba Ness. Shetland Flyer Aerial Media, abgerufen am 6. Februar 2021.
  3. ↑ a b Comsultation: Location. Shetland Space Centre, abgerufen am 3. Februar 2021.
  4. ↑ Shetland space launch plans submitted. BBC News, 18. Januar 2021.
  5. ↑ Unst radar base work to begin in October. Shetland News, 16. September 2017.
  6. ↑ People in Space: Frank Strang. Orbital Today, 2. September 2021.
  7. ↑ Shetland Space Centre: The story so far. Orbital Today, 12. März 2020.
  8. ↑ Frank Strang bei Crunchbase, abgerufen am 17. Dezember 2023.
  9. ↑ Frank und Debbie greifen nach den Sternen. Zeit Online, 27. Dezember 2023.
  10. ↑ The Great British race to space. The Guardian, 26. Dezember 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
  11. ↑ Blast off for £100m Scottish spaceport project. Construction News, 1. März 2023.
  12. ↑ Seven companies compete for SaxaVord spaceport launch windows. The Press and Journal, 24. November 2023.
  13. ↑ SaxaVord granted spaceport licence by UK Civil Aviation Authority. UK Civil Aviation Authority, 17. Dezember 2023.
  14. ↑ UK Government Pledges £10M in Funding to SaxaVord. European Spaceflight, 7. März 2024.
  15. ↑ https://www.zeit.de/2024/01/saxavord-spaceport-shetlandinseln-frank-debbie-strang/komplettansicht
  16. ↑ RFA pushes maiden flight to 2025 after launchpad explosion . Spacenews, 23. August 2024.
  17. ↑ UK helps fund Rocket Factory Augsburg’s maiden flight. Spacenews, 26. Oktober 2023.
  18. ↑ Andrew Parsonson: Everything you need to know about Latitude. In: European Spaceflight. 4. November 2022, abgerufen am 1. November 2023 (englisch).
  19. ↑ Marie Blanchardon: La start-up rémoise Latitude réussit l’allumage du moteur de sa future fusée. In: leparisien.fr. Le Parisien, 20. Februar 2023, abgerufen am 1. November 2023 (französisch).
  20. ↑ Jeff Foust: Lockheed Martin selects ABL Space Systems for UK launch. Spacenews, 7. Februar 2021.
  21. ↑ ABL Space exits commercial launch market, shifts focus to missile defense. Spacenews, 15. November 2024.
  22. ↑ a b Successful engine tests for German rocket maker. Shetland Space Centre, 19. Mai 2021.
  23. ↑ Suborbital Rocket Launch Site and Launch Window confirmed. Pressemeldung von Southern Launch, 14. November 2023.
  24. ↑ £10.9 million boost for Scottish space sector. Pressemeldung der britischen Regierung vom 22. Juli 2024.
  25. ↑ German rocket maker plans to launch from Unst. Pressemeldung des Shetland Space Center, 2. Februar 2021.
  26. ↑ Twitter-Nachricht von Jeff Foust, 14. November 2023.
  27. ↑ Rocket firm Skyrora starts tests on 3D-printed engine. BBC News, 19. Juni 2023.
  28. ↑ Rival spaceport ‘paused’ as aerospace firm announces switch to SaxaVord. Shetland Times, 4. Dezember 2024.

Koordinaten: 60° 49′ 3″ N, 0° 46′ 25″ W

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Saxavord_Spaceport&oldid=251406127“