Schalenkollapsar

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Ein Schalenkollapsar ist ein hypothetisches Himmelsobjekt. Es handelt sich dabei um einen kollabierten Stern, der einem Schwarzen Loch ähnelt, aber ohne eine zentrale punktförmige Singularität und ohne Ereignishorizont gebildet wird. Das Modell des Schalenkollapsars wurde erstmals von Trevor W. Marshall vorgeschlagen[1] und erlaubt die Bildung von Neutronensternen jenseits der Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Grenze von 0,7 M.[2]

Ein Schalenkollapsar ist in seinem Inneren leer[3] und verkörpert dort das de-Sitter-Modell. Gemäß dem newtonschen Schalentheorem ist die Schwerebeschleunigung im Zentrum jedes Himmelskörpers null und steigt bis zu seiner Oberfläche an (vgl. Schwerefeld im Erdinneren (PREM)). Ohne Schwerebeschleunigung ist auch die Krümmung der Raumzeit im Zentrum jedes Himmelskörpers null. Bei Neutronensternen jenseits der Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Grenze ist die Zeitdilatation durch Gravitation an seiner Oberfläche extrem, so dass der Neutronenstern an seiner äußeren Schale quasi einfriert.[4][5] Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass mit dem Verlassen des Newtonschen 1/r²-Gesetzes am Ort der stärksten Raumkrümmung das newtonschen Schalentheorem nicht mehr gilt, auswärtsgerichtete Gravitationskräfte entstehen und die innere Materie in die Schale ziehen[6]. Laut R.L. Shuler[7] ist für diese Raumzeitstruktur die Entropie der beobachtbaren Thermodynamik realer physikalischer Gravitationsobjekte ausschlaggebend.

Der Schalenkollapsar ist ein Sonderfall eines Gravasterns. Bei dem Gravastern stabilisiert eine exotische Form von Materie mit der Zustandsgleichung von dunkler Energie im Innern das Objekt. Der Schalenkollapsar kommt allein mit Neutronensternmaterie und den Einsteinschen Feldgleichungen zu einem ähnlichen Ergebnis.

Einzelnachweise

  1. Trevor Marshall: The Shell Collapsar—A Possible Alternative to Black Holes. In: Entropy. Band 18, Nr. 10, 12. Oktober 2016, ISSN 1099-4300, S. 363, doi:10.3390/e18100363 (mdpi.com [abgerufen am 24. September 2019]).
  2. Marshall, Trevor: Neutron stars beyond the TOV limit. Mai 2018 (englisch, researchgate.net).
  3. Abhas Mitra, K. K. Singh: THE MASS OF THE OPPENHEIMER–SNYDER-BLACK HOLE: ONLY FINITE MASS QUASI-BLACK HOLES. In: International Journal of Modern Physics D. Band 22, Nr. 09, Juli 2013, doi:10.1142/S0218271813500545 (researchgate.net [PDF; abgerufen am 24. September 2019]).
  4. Zahid Zakir: General relativity constrains proper times and predicts frozen stars instead of black holes. In: Theoretical Physics, Astrophysics and Cosmology. 2. November 2007, S. 1–8, doi:10.9751/TPAC.2497-006 (arxiv.org [PDF; abgerufen am 24. September 2019]).
  5. Zahid Zakir: On the consistency of the Oppenheimer-Snyder solution for a dust star. Reply to Marshall’s criticism. In: Astrophysics and Space Science. Band 363, Nr. 2, 12. Januar 2018, ISSN 0004-640X, doi:10.1007/s10509-018-3246-9.
  6. Trevor W. Marshall and Max K. Wallis: Supermassive neutron-star mergers as source of the gravitational wave events. März 2019, abgerufen am 21. Dezember 2019 (englisch): „But we should also keep in mind that, once we have left behind the inverse square law of Newtonian gravitation, the Shell Theorem no longer applies, and matter in the region R1 < r < R may attract, that is the shell may exert an outward force inside the shell.“
  7. Robert Luckett Shuler Jr.: Entropy-Like State Counting Leads to Human Readable Four Color Map Theorem Proof. In: Pure and Applied Mathematics Journal. Band 7, Nr. 3, 2018, ISSN 2326-9790, S. 37, doi:10.11648/j.pamj.20180703.12.