Scheuerle Fahrzeugfabrik
| SCHEUERLE Fahrzeugfabrik GmbH
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| Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) |
| Gründung | 1869 |
| Sitz | Pfedelbach,  Deutschland
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| Leitung | Dirk Jahn[1] (Geschäftsführer) |
| Branche | Sonder-, Schwerlast- und Spezialtransportfahrzeuge |
| Website | www.scheuerle.com |
Scheuerle Fahrzeugfabrik (kurz Scheuerle, Eigenschreibweise SCHEUERLE) ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Pfedelbach, Baden-Württemberg.[2] Es handelt sich um einen der ältesten und international führenden Hersteller von Schwerlastfahrzeugen. Unter der Leitung von Willy Scheuerle wurde beispielsweise der erste moderne Tieflader entwickelt.[3] Mittlerweile gehört Scheuerle zu Transporter Industry International (kurz TII) von Otto Rettenmaier.[4]
Geschichte
1869 kaufte Christian Scheuerle eine Schmiede in Pfedelbach im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. Er führte diese mit kleineren Aufträgen durch den Ersten Weltkrieg bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. 1937 trat Scheuerles Enkel Willy, der in der Maybach Maschinenfabrik gelernt hatte, in den Familienbetrieb ein. Dieser firmierte fortan als Willy Scheuerle Fahrzeugfabrik. Scheuerle baute eine moderne Fabrik auf, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.[5]
Nach dem Wiederaufbau stellte das Unternehmen im Jahr 1949 den ersten modernen Tieflader mit Allradlenkung und ausfahrbaren Fahrwerken vor.[6] Man führte ein Baukastensystem ein, das die Produktion von Fahrzeugen mit Nutzlasten von 10 bis 100 Tonnen ermöglichte.[7] Diese waren noch mit einem mechanischen Achsenausgleich ausgestattet, ehe Scheuerle Mitte der 1950er Jahre die hydraulisch abgestützte Pendelachse entwickelte.[5] Es folgten zahlreiche weitere Innovationen, etwa im Bereich der hydraulischen und der elektrischen Vierweglenkung.[6]
Große internationale Bekanntheit erreichte Scheuerle 1960 mit dem Transport des Tempels von Abu Simbel in Ägypten.[8] Unter anderem wurde eine rund 100 Tonnen schwere Statue des Herrschers Ramses II. auf Fahrzeugen des Unternehmens vom Kairoer Stadtzentrum zum Tal der Pyramiden bewegt.[9] In den folgenden Jahrzehnten spezialisierte man sich auf den Transport besonders schwerer Lasten wie Jumbo-Jets und Offshore-Plattformen.[10]
Ungeachtet der innovativen Vorreiterrolle geriet Scheuerle in wirtschaftliche Schwierigkeiten.[11] 1988 erwarb Otto Rettenmaier das vor der Auflösung stehende Unternehmen,[12] einen der damals größten Arbeitgeber im Hohenlohekreis.[13] 1995 kaufte er auch Nicolas Industrie, ein konkurrierendes Unternehmen. Scheuerle und Nicolas wurden unter dem Dach einer Holding zusammengeführt, zu der seit 2004 auch das Unternehmen Kamag Transporttechnik gehört. Sie deckt die gesamte Palette des Schwerlasttransports ab.[14]
Unternehmensstruktur
Die Scheuerle Fahrzeugfabrik GmbH ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach deutschem Recht. Sie wurde 1988 mit einem Stammkapital von einer Million Mark in das Handelsregister des Amtsgerichts Schwäbisch Hall eingetragen. Der Gegenstand des Unternehmens erstreckt sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Fahrzeugen jeder Art sowie alle verwandten Geschäfte, einschließlich der Errichtung und dem Erwerb ähnlicher Unternehmen.[15]
Die Geschäftsführung von Scheuerle nimmt Dirk Jahn wahr, zudem sind mehrere Prokuristen bestellt. Es besteht ein Ergebnisabführungsvertrag mit der Transporter Industry International GmbH, die als Gesellschafterin beherrschenden Einfluss ausübt. Die Holding wiederum befindet sich im Besitz einer Beteiligungsgesellschaft von Otto Rettenmaier.[16]
Produkte
Der Tieflader-Hersteller Scheuerle konstruiert und produziert unter anderem selbstangetriebene Modul-Transporter (SPMT), gezogene Modulfahrzeuge und Satteltiefbetten für den Straßentransport sowie Powerbooster, aber auch Aufbauten und Zubehör für Luft-, Raumfahrt- und Windkraft-Transporte.[17] Dazu kommen verschiedenste Dienstleistungen etwa in der Wartung und der Schulung.[18]
Zu den Kunden von Scheuerle zählen Mittelständler wie Multilift und Großkonzerne wie Siemens, die besonders schwere Lasten verfrachten müssen.[19][20] Das Unternehmen ist ein Beispiel für sogenannte „Hidden Champions“, die weltweit überdurchschnittlich erfolgreich sind.[21] Internationale Aktivitäten außerhalb Europas machen einen Großteil des Geschäfts aus.[22]
- Galerie (Auswahl)
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Antennentransporter „Lore“ -
Industriehubtransporter -
Rotorblattadapter -
Schiffsektionstransporter -
Schwerlastmodul „InterCombi“ -
Schwerlastmodul -
Schwertransport Anlagenbauteil -
Self-Propelled Modular Transporter (SPMT) -
Tiefbettanhänger -
Tiefbettauflieger „EuroCompact“ -
Tieflader
Trivia
Der Südwestrundfunk (SWR) strahlte im Dezember 2015 in der Reihe „made in Südwest“ eine TV-Dokumentation über Scheuerle aus.[23] Darin spielen moderne Modultransporter mit hydraulischen Pendelachsen eine entscheidende Rolle.[24]
Literatur
- Stefan Jung, Michael Müller: Die Schwerlastspezialisten: Scheuerle, Nicolas, Kamag. Podszun Verlag, Brilon 2010, ISBN 978-3-86133-557-3.
Weblinks
- Offizielle Website von Scheuerle Fahrzeugtechnik
Einzelnachweise
- ↑ Impressum. Scheuerle Fahrzeugfabrik, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Unternehmen. Scheuerle Fahrzeugfabrik, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Susanne Rettenmaier: Vom Amboss zur High-tech-Schmiede: Transporter bewegen schwerste Lasten. In: Handelsblatt. 18. April 1996, S. 9.
- ↑ Bernd Maienschein: „WiWo“ kürt TII Group zum Weltmarktführer. In: MM Logistik. 28. November 2018, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ a b Svenja Stenner: 150 Jahre Scheuerle Fahrzeugfabrik. In: Mobile Maschinen. 18. Juli 2019, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ a b Meilensteine. Scheuerle Fahrzeugfabrik, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Wirtschaftswunder Fernverkehr. In: Last & Kraft. Februar 2005, S. 39 (Sonderedition).
- ↑ Spezialist für schwere Lasten. In: Heilbronner Stimme. 2. Februar 2013, S. 37.
- ↑ Noch einmal Ramses. In: Schwertransportmagazin (STM). Nr. 13, 2007, S. 8 (https://www.kranmagazin.de/Schwertransport/Archiv/Stm 13/aktuelles.pdf [abgerufen am 10. Februar 2020]).
- ↑ Ruth Vierbuchen, Siegfried Grass: Scheuerle setzt Riesenlasten in Bewegung. Pionier der Schwerlasttransporte entwickelte sich zum weltweiten Marktführer. In: Handelsblatt. 26. Februar 2003, S. 3.
- ↑ Neubeginn zum Monatsanfang. In: Handelsblatt. 2. Februar 1988, S. 11.
- ↑ Heiko Fritze: Retter, Unternehmer, erfolgreicher Investor. In: Heilbronner Stimme. 22. Dezember 2005, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Yvonne Tscherwitschke: Straße für Otto Rettenmaier. In: Heilbronner Stimme. 8. Januar 2014, S. 28.
- ↑ Heavy Metal. In: Schwäbische Zeitung. Ausgabe Leutkirch. 23. September 2016, S. 8.
- ↑ Scheuerle Fahrzeugfabrik GmbH. In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 10. Februar 2020 (Amtsgericht Stuttgart, HRB 580469).
- ↑ Transporter Industry International GmbH. In: Unternehmensregister. Bundesanzeiger Verlag, abgerufen am 10. Februar 2020 (Amtsgericht Stuttgart, HRB 105711).
- ↑ Produkte. Scheuerle Fahrzeugfabrik, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Service. Scheuerle Fahrzeugfabrik, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Stéphane Itasse: Multilift-Gruppe kauft selbstfahrende Schwerlastfahrzeuge bei Scheuerle. In: MM Logistik. 9. September 2008, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Volker Unruh: Schwerster Siemens-Trafo aller Zeiten unterwegs nach Wilhelmshaven. In: MM Logistik. 15. November 2010, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Matthias Röcke: Brummi-Spezialisten fürs ganz dicke Geschäft. In: Handelsblatt. 26. Oktober 2000, S. 5.
- ↑ Zhang Danhong: Der Mittelstand und der Euro. Deutsche Welle, 12. Juni 2013, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ Die Schmiede der Transportgiganten – Scheuerle in Pfedelbach. In: YouTube. Südwestrundfunk (SWR), 9. Dezember 2015, abgerufen am 10. Februar 2020.
- ↑ SWR-Film über Fahrzeugfabrik Scheuerle. In: Heilbronner Stimme. 5. Dezember 2015, S. 33.
Koordinaten: 49° 10′ 55,3″ N, 9° 30′ 26,7″ O