Schlacht um Wadi Dum

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Schlacht um Wadi Dum
Teil von: Libysch-Tschadischer Grenzkrieg

Umkämpfte Gebiet im Nord-Tschad
Datum 22. März 1987
Ort Luftwaffenstützpunkt Wadi Dum 18° 30′ 0″ N, 20° 12′ 0″ OKoordinaten: 18° 30′ 0″ N, 20° 12′ 0″ O
Ausgang Einnahme des Stützpunktes durch tschadische Truppen
Territoriale Änderungen Libyen verliert die Kontrolle über tschadische Gebiete nördlich des 16. Breitengrades
Konfliktparteien

Tschad Tschad
Frankreich Frankreich

Politisches System der Libysch-Arabischen Dschamahirija Libyen

Befehlshaber

Hissène Habré
Hassan Djamous

Muammar al-Ghaddafi
Khalifa Abdul Aftar

Verluste

200

1269

Die Schlacht um Wadi Dum (auch Schlacht um Ouadi Doum) war eines der wichtigsten Gefechte gegen Ende des libysch-tschadischen Grenzkriegs.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste französische Intervention und Abzug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der libysch-tschadische Grenzkrieg tobte bereits seit 1978 und hatte somit bereits eine Vielzahl von Bündniswechseln erlebt. So kamen im Jahr 1983 erstmals französische Truppen in den Tschad um ein weiteres Vordringen der libyschen Streitkräfte und dessen Verbündeten, insbesondere der Übergangsregierung der nationalen Einheit (franz. Gouvernement d’Union Nationale de Transition, kurz GUNT), zu verhindern. 1984 schlossen Mitterrand und Ghaddafi ein Abkommen, das den Abzug libyscher und französischer Truppen aus dem Tschad veranlasste. Trotzdem behielt Libyen in den Jahren 1984–86 seine Machtposition im Norden Tschads und baute die dortige militärische Infrastruktur aus. Dabei entstand auch der wichtige Stützpunkt Wadi Dum, der insbesondere der Luftunterstützung für libysche Operationen im Tschad dienen sollte. Entgegen den Vereinbarungen des libysch-französischen Abkommens stockte Ghaddafi das libysche Heer im südlichen Nachbarland auf 7000 Mann, 300 Panzer und 60 Kampfflugzeuge auf.

Zweite französische Intervention[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der relativ friedlichen Zeit zwischen 1984 und 1986 hatte die GUNT immer mehr Überläufer zu verzeichnen, die zu der verfeindeten FANT um den tschadischen Präsidenten Habré wechselten. Dieser Entwicklung versuchte Ghaddafi mit einer Offensive entgegenzuwirken, die am 10. Februar 1986 Stellungen Habres südlich von Faya Largeau angriff und N’Djamena als Ziel hatte. Die insgesamt 10.000 Mann starke Armee Ghadaffis, bestehend aus Libyern und GUNT-Anhängern wurde aber schnell zurückgeschlagen und eine FANT-Gegenoffensive, durchgeführt mit französischen Waffen, zwang die Libyer einstweilen zum Rückzug. Außerdem wurde durch die Offensive eine zweite französische Intervention im Tschad provoziert, die unter anderem zu Luftschlägen gegen Wadi Dum führte. Diese Misserfolge der libyschen Koalition führten zum Bruch in der GUNT und dem Verlust aller libyschen Verbündeten im Tschad.[1]

Durch diese Veränderungen waren die libyschen Truppen mit einer Mannstärke von 8000 der FANT und ihren Verbündeten, die 10.000 Männer ins Feld führten nun unterlegen. Außerdem fehlte den Libyern jegliche lokale Unterstützung, sodass sie sich in ihre Stützpunkte im Nord-Tschad zurückzogen. Im Jahr 1987 begann die Offensive der FANT-Koalition gegen die letzten libyschen Stellungen.[2]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer Reihe von Siegen, unter anderem der Einnahme der libyschen Garnison Fada, marschierten die tschadischen Truppen auf den wichtigsten libyschen Stützpunkt im Tschad, Wadi Dum.[3] In dem von Minenfeldern umgebenen Standort hatten sich 5000 gut ausgerüstete Soldaten verschanzt, die das Gros der noch im Tschad befindlichen libyschen Armeeteile stellten. Ein letzter Versuch zur Eroberung des südöstlich gelegenen Fada durch die Libyer endete mit der Vernichtung der beiden ausgeschickten Kolonnen, am 19. und am 20. März. Im Gegenstoß überrannten die Tschader die libysche Basis von Wadi Dum:[4] Trotz eigener zahlenmäßiger Unterlegenheit stürmten tschadische Truppen am 22. März 1987 die Garnison. Während der Kämpfe innerhalb der Basis fielen 1269 Libyer, weitere 429 gerieten in Gefangenschaft, darunter der Stützpunktkommandant, Oberst Chalifa Haftar.[5]

Ein ebenso großer Erfolg war die riesige Menge an Ausrüstung, die in die Hände von Habrés Truppen fiel. In Wadi Dum erbeuteten sie achtzehn intakte Flugzeuge und Hubschrauber, über 100 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, mehr als 400 Lastwagen und Geländewagen, zehn Radaranlagen, 40 Panzerabwehrrohre, aber auch Geschütze, Flugabwehrraketen, Raketenwerfer und Unmengen an Munition und Treibstoff.[6] Von den erbeuteten sowjetischen Kampfhubschraubern des Typs Mil Mi-25 (Exportversion des Mil Mi-24, genannt Krokodil), wurden zur Erforschung je ein Exemplar in die USA, nach Großbritannien und nach Frankreich überführt.[7]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dieser vernichtenden Niederlage war Ghaddafi gezwungen, den Norden des Tschads zu evakuieren. Eine Offensive der FANT gegen den noch libysch-kontrollierten Aouzou-Streifen scheiterte, da die Franzosen keine Luftunterstützung für diese Vorhaben bereitstellten. Am 11. September 1987 wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, gegen das kaum Verstöße zu melden waren. Der Aouzou-Streifen wurde nach einem Urteil des Internationalen Gerichtshof friedlich dem Tschad zugestanden, die Beziehungen zwischen Libyen und dem Tschad normalisierten sich.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tschad: Wieder Kriegsgetrommel. In: ZEIT ONLINE. September 1986 (zeit.de [abgerufen am 11. Mai 2018]).
  2. John Pike: Libyan Intervention in Chad, 1980-Mid-1987. (globalsecurity.org [abgerufen am 11. Mai 2018]).
  3. The Rise of the Technical: The Fascinating and Legendary Toyota War. In: Bodahub. 28. September 2016 (bodahub.com [abgerufen am 11. Mai 2018]).
  4. Libyan Wars, 1980–1989, Part 6 (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
  5. Geschichte (Tschad). ISBN 978-1-159-01892-4.
  6. Libyens Niederlage im Tschad: Zwei Schläge für Ghaddafi. In: ZEIT ONLINE. 1987 (zeit.de [abgerufen am 11. Mai 2018]).
  7. John Greenewald: Operation Mount Hope III. In: The Black Vault. 23. Februar 2015, abgerufen am 26. November 2023 (amerikanisches Englisch).