Schulleitung
Die dienstlichen Aufgaben der Schulleitung (Schulleiter bzw. Schulleiterin, teilweise auch Direktor/Direktorin bzw. Rektor/Rektorin) sind in Deutschland in den verschiedenen Schularten durch die 16 verschiedenen Landesschulgesetze und Verordnungen geregelt.
Formale Aspekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schulleitung ist verantwortlich für die Einhaltung des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule.[1] Sie trägt Verantwortung für die ordnungsgemäße Organisation und Qualität des Unterrichts, führt Unterrichtsbesuche durch und nutzt Evaluationsverfahren. Sie trägt Verantwortung für den ordnungsgemäßen Dienstbetrieb, den gleichmäßigen Einsatz der Lehrkräfte sowie einen geregelten Stunden- und Aufsichtsplan.
Je nach Schulart und Bundesland hat sie eine Funktion als Vorgesetzte bzw. als Dienstvorgesetzte der Lehrkräfte (z. B. zur Beurteilung der Lehrkräfte, Disziplinarmaßnahmen) und ist ihnen weisungsbefugt. Darüber hinaus trägt sie Sorge für die Erfüllung der Schulpflicht (z. B. Schulversäumnisse oder Beurlaubung von Schülern). Sie erlässt und vollzieht Verwaltungsakte wie z. B. die Aufnahme und Entlassung von Schülern.
Formal vertritt die Schulleitung die Schule nach außen (auch dem Elternbeirat (je nach Bundesland unterschiedlich) und der Presse gegenüber). Sie verfügt über das Hausrecht. Die Schulleitung beruft die Schulkonferenz und die Gesamtlehrerkonferenz ein, die unter ihrer Leitung stattfindet. Ebenfalls wirkt sie in verschiedenen Gremien mit.
In manchen Bundesländern, wie Hessen, ist die Schulleitung in allen Schulformen den Lehrkräften in vielen Aufgaben dienstvorgesetzt hat insbesondere auch eine Beurteilungsfunktion.[2] In anderen Bundesländern, wie Nordrhein-Westfalen, gilt dies nicht für Grundschulen.[3] In Baden-Württemberg ist für alle Schularten der Regierungspräsident Dienstvorgesetzter. Der Schulleiter ist nur für schriftliche Missbilligungen nach der Landesdisziplinarordnung als Dienstvorgesetzter tätig.
Inhaltliche Aspekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Schulleitung sichert die Unterrichtsqualität, steuert die Prozesse der Schulentwicklung und übernimmt administrative Aufgaben. Sie agiert in einem Spannungsfeld aus Ministerium, Schulträger, Schüler- und Elternschaft, Lehrerkollegium und Öffentlichkeit.
Fort- und Weiterbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den wichtigen Aufgabengebieten der Schulleitung zählt eine nachhaltige Personalentwicklung. Diese basiert auf Grundlage einer kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung der Lehrer.
Professionalisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angesichts der zunehmenden Komplexität von Schulleitungsaufgaben werden Überlegungen wichtig, wie Schulleitungen das leisten können.[4]
Eine Professionalisierung der Schulleitung[5] soll eine qualifizierte Ausbildung für dieses Amt sichern sowie eine den Anforderungen gerechten Auswahl, Maßnahmen der Weiterqualifizierung/systematische Personalentwicklung, eine angemessene Dienststellung und Unterstützungssysteme.
Nach dem Konzept der Kooperation und kooperativen Führung[6][7][8] ist Kooperation in Schulen sowohl Mittel als auch Ziel. Die Schulleitung schafft Rahmenbedingungen und unterstützt die Umsetzung an der Schule, zudem ist sie ein Vorbild für kooperatives Handeln.
Ein integratives Führungskonzept in Schulen geht von einer klaren pädagogischen Zielorientierung aus und ist pädagogischen Werten verpflichtet.
Anforderungen an eine Schulleitung am Beispiel des hessischen Referenzrahmens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Qualitätsbereich III – Professionalität der Schulleitung des Hessischen Referenzrahmens Schulqualität[9] werden die inhaltlichen Aufgaben einer Schulleiterin oder eines Schulleiters in vier zentrale Handlungsfelder gegliedert. Auch wenn diese lediglich für Hessen gelten und unverbindlichen Charakter haben, können sie in ihren Grundzügen exemplarisch für Schulleitungen aller Bundesländer gesehen werden, weil sie grundlegende und schulformübergreifende Leitungsfunktionen abbilden.
Steuerung pädagogischer Prozesse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schulleitung trägt die Verantwortung für die Schul- und Unterrichtsentwicklung und sorgt für die Koordination und Steuerung der pädagogischen Aktivitäten. Sie stellt sicher, dass die Unterrichtsentwicklung im Mittelpunkt steht, schafft Strukturen zur Zusammenarbeit im Kollegium und fördert eine offene Kommunikations- und Feedbackkultur. Entwicklungsprozesse werden systematisch nach einem Qualitätszyklus geplant, umgesetzt, überprüft und fortgeschrieben. Die Schulleitung nutzt Daten aus internen und externen Quellen zur Bestandsaufnahme und Qualitätssteuerung. Entscheidungen werden dabei partizipativ getroffen, indem Lehrkräfte, pädagogisches Personal, Eltern und Schülerinnen und Schüler einbezogen werden. Durch klare Vereinbarungen, verbindliche schulinterne Regelungen und regelmäßige Bilanzierungen sorgt die Schulleitung für Verlässlichkeit und Kontinuität in der Schul- und Unterrichtsarbeit.
Organisation und Verwaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schulleitung gewährleistet einen geregelten und transparenten Schulbetrieb. Sie sorgt für funktionierende Strukturen, effiziente Abläufe und die Einhaltung rechtlicher Vorgaben. Ressourcen wie Personal, Finanzen und Räume werden zielgerichtet, wirtschaftlich und nachvollziehbar eingesetzt. Zuständigkeiten, Aufgaben und Entscheidungswege sind klar geregelt und dokumentiert, etwa durch einen Geschäftsverteilungsplan. Arbeitsprozesse werden regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst, um die Qualität und Effizienz der schulischen Arbeit sicherzustellen.
Personalführung und -entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schulleitung trägt die Verantwortung für die Entwicklung, Begleitung und Motivation des pädagogischen Personals. Sie achtet auf eine passgenaue Personalauswahl und führt neue Lehrkräfte strukturiert in ihre Aufgaben ein. Personalentwicklung erfolgt strategisch und orientiert sich an den Zielen des Schulprogramms. Die Schulleitung kennt die Kompetenzen und Entwicklungsbedarfe der Lehrkräfte, initiiert geeignete Fortbildungsmaßnahmen und fördert Potenziale im Kollegium, insbesondere bei Lehrkräften mit Führungsverantwortung. Sie achtet auf eine transparente, wertschätzende Kommunikation und auf ein ausgewogenes Verhältnis von Anforderungen, Förderung und Entlastung.
Eigene Professionalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schulleitung reflektiert ihr eigenes Handeln regelmäßig und nutzt Feedback, Fortbildungen und kollegialen Austausch zur kontinuierlichen Weiterentwicklung. Sie orientiert sich an wissenschaftlich fundierten Führungs- und Qualitätskonzepten und versteht sich als lernende Führungskraft. Durch eine sachliche, lösungsorientierte Kommunikation und eine hohe Verlässlichkeit wirkt sie als Vorbild für das Kollegium. Ihre persönliche und fachliche Weiterentwicklung betrachtet sie als Voraussetzung für die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Schule.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Allgemeine Dienstordnung für Lehrer und Lehrerinnen, Schulleiter und Schulleiterinnen an öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen. (ADO), RdErl. d. Kultusministeriums vom 20. September 1992.
- B. J. Caldwell, J. M. Spinks: Leading the self-managing school. Falmer Press, London 1992.
- D. Esp: Competences for school managers. Kogan Page, London 1993.
- R. Glatter: Tasks and capabilities. In: N. E. Stegö, K. Gielen, R. Glatter, S. M. Hord (Hrsg.: The role of school leaders in school improvement. ACCO, Leuven 1987, S. 113–121).
- S. G. Huber (Hrsg.): Handbuch Führungskräfteentwicklung. Grundlagen und Handreichungen zur Qualifizierung und Personalentwicklung im Schulsystem. Link, Köln 2013, ISBN 978-3-556-06033-9.
- S. G. Huber, F. Ahlgrimm: Kooperation. Aktuelle Forschung zur Kooperation in und zwischen Schulen sowie mit anderen Partnern. Waxmann, Münster 2012.
- S. G. Huber, S. Hader-Popp: Kooperation in der Schule: Schulleitung ist Vorbild, schafft Rahmenbedingungen und unterstützt die Umsetzung. In: A. Bartz, J. Fabian, S. G. Huber, Carmen Kloft, H. Rosenbusch, H. Sassenscheidt (Hrsg.): PraxisWissen Schulleitung. Wolters Kluwer, München 2006, S. 81.12.
- S. G. Huber: Kooperative Führung in der Schule: Entlastung oder Entmachtung von Schulleitung. In: A. Bartz, J. Fabian, S. G. Huber, Carmen Kloft, H. Rosenbusch, H. Sassenscheidt (Hrsg.): PraxisWissen Schulleitung. Wolters Kluwer, München 2006, S. 10.42.
- S. G. Huber: Jahrbuch Schulleitung. Befunde und Impulse zu den Handlungsfeldern des Schulmanagements. Wolters Kluwer Deutschland, Köln/Neuwied 2012.
- D. Jirasinghe, G. Lyons: The competent head: A job analysis of heads’ tasks and personality factors. The Falmer Press, London 1996.
- A. Jones: Leadership for tomorrow’s schools. Basil Blackwell, Oxford 1987.
- K. A. Leithwood, D. J. Montgomery: Improving principal effectiveness: The principal profile. OISE Press, Toronto 1986.
- C. Morgan, V. Hall, H. Mackay: The selection of secondary school head-teachers. Open University Press, Milton Keynes 1983.
- A. Prestele: Schule, Jugend, neues Bewusstsein. Aufbruch im Bildungswesen. Books on Demand, Norderstedt 2004.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug
- Schulleitungssymposium
- Website für Schulleitung
- Schul-Wissen.Info mit guten Informationen für Schulleitungen
- Tresselt.de mit vielen formellen Informationen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bürgerservice Hessenrecht. Abgerufen am 13. Oktober 2025.
- ↑ Bürgerservice Hessenrecht. Abgerufen am 13. Oktober 2025.
- ↑ Dienstvorgesetzteneigenschaft der Schulleiterinnen und Schulleiter. Abgerufen am 13. Oktober 2025.
- ↑ S. G. Huber: Jahrbuch Schulleitung. Befunde und Impulse zu den Handlungsfeldern des Schulmanagements. Wolters Kluwer Deutschland, Köln/Neuwied 2012.
- ↑ S. G. Huber (Hrsg.): Handbuch Führungskräfteentwicklung. Grundlagen und Handreichungen zur Qualifizierung und Personalentwicklung im Schulsystem. Link, Köln 2013.
- ↑ S. G. Huber, F. Ahlgrimm: Kooperation. Aktuelle Forschung zur Kooperation in und zwischen Schulen sowie mit anderen Partnern. Waxmann, 2012.
- ↑ S. G. Huber, S. Hader-Popp: Kooperation in der Schule: Schulleitung ist Vorbild, schafft Rahmenbedingungen und unterstützt die Umsetzung. In: A. Bartz, J. Fabian, S. G. Huber, Carmen Kloft, H. Rosenbusch, H. Sassenscheidt (Hrsg.): PraxisWissen Schulleitung. Wolters Kluwer, München 2006, S. 81.12.
- ↑ S. G. Huber: Kooperative Führung in der Schule: Entlastung oder Entmachtung von Schulleitung. In: A. Bartz, J. Fabian, S. G. Huber, Carmen Kloft, H. Rosenbusch, H. Sassenscheidt (Hrsg.): PraxisWissen Schulleitung. Wolters Kluwer, München 2006, S. 10.42.
- ↑ Heide Steiner: Hessischer Referenzrahmen Schulqualität. Hrsg.: Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen. 1. August 2022 (hessen.de [PDF; abgerufen am 13. Oktober 2025]).