Sebkha Séjoumi

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Sebkha Sejoumi
Luftbild des Salzsees
Geographische Lage Tunesien Tunesien
Abfluss keiner
Ufernaher Ort Tunis
Daten
Koordinaten 36° 45′ 52″ N, 10° 8′ 49″ OKoordinaten: 36° 45′ 52″ N, 10° 8′ 49″ O
Sebkha Séjoumi (Tunesien)
Sebkha Séjoumi (Tunesien)
Fläche 2600 Hektar (max.)dep1
Maximale Tiefe 1 m

Besonderheiten

Salzsee

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Die Sebkha Séjoumi, deutsch auch Sabcha Sijoumi (arabisch سبخة السيجومي, DMG Sabḫat as-Sīǧūmī, englisch Sebkhet el Sijoumi) ist ein Salzsee bzw. eine „Salzmarsch“ (Sabcha) in der tunesischen Hauptstadt Tunis. Sie gilt trotz ihrer Lage in der Vorstadt als eines der bedeutendsten Gebiete für Vögel Tunesiens.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensgebend ist der nordwestlich von der Sebkha Séjoumi gelegene Stadtteil Séjoumi der tunesischen Hauptstadt Tunis. Der flache Salzsee ist eine sogenannte Sabcha, ein flaches, nur zeitweise mit Wasser gefülltes Becken ohne Oberflächenabfluss. Der Salzsee liegt im Südwesten des Sees von Tunis auf 1–5 m über Meereshöhe, im Süden und Westen befinden sich über 40 Inseln und Inselchen mit Ausmaßen von wenigen Quadratmetern bis mehreren Hektar.[1]

Sebkha Sedjoumi ist der nördlichste aller tunesischen Sebkhas, durch die Lage erhält sie regelmäßiger und mehr Regenwasser als südlicher gelegene Sebkhas und führt daher jeden Winter Wasser. Der Wasserstand der Sebkha schwankt aber saisonal. Ab ihrer maximalen Ausdehnung von 2700 Hektar im Winter, mit Wassertiefen von nur selten mehr als 1 m Tiefe, fiel sie im Laufe des Jahres fast immer vollständig trocken. Durch den ganzjährigen Zufluss von Brauch- und Abwässern der benachbarten Stadt jedoch gibt inzwischen auch im Sommer noch kleine Wasserflächen.[1]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen des starken Salzgehaltes des Bodens findet sich nur sehr wenig Vegetation.[1] Auch im Wasser der hypersalinen Umgebung sind nur wenige spezialisierte Organismen zu überleben.[2]

Durch die anliegende Stadt unterliegt die Sebkha, die außer einem Jagdverbot keinen Schutzstatus hat, starken Beeinträchtigungen durch illegale Jagd und Abwässer, streunende Hunde sowie eingebrachten Müll. Besonders bedrohlich ist jedoch, dass sie zunehmend an den Rändern umbaut wird.[1]

Da der nahegelegene See von Tunis, der ehemals eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete Tunesiens darstellte, inzwischen stark durch Umwelteinflüsse beeinträchtigt wurde, ist die Sebkha Sedjoumi ein Refugium für zahlreiche Vogelarten geworden. So finden sich hier jedes Jahr bis zu 70.000 Vögel ein, darunter mehr als 10.000 Kubaflamingos sowie Stelzenläufer, Kiebitz und Graugans,[1] des Weiteren Spießente, Löffelente, Marmelente, Tafelente, Seidenreiher, Blässhuhn, Silbermöwe, Kormoran und Weißkopfruderente.[3]

Im Wasser und im Boden am Rande der Sebkha wurden halophile Riesenviren aus der Familie Marseilleviridae gefunden. Die Viren mit den Bezeichnungen Seb1sol, Seb2 (alias Seb2sol) und Seb6 (alias Seb6sol) aus dem Boden und Seb1eau aus dem Wasser konnten im Labor mit dem Wirt Acanthamoeba polyphaga kultiviert werden, und sind damit rare Beispiele für eujaryotische Haloviren. Der Fund wurde als Hinweis dafür gewertet, dass Arten der Gattung Acanthamoeba eine sehr weite (ubiquitäre) Verbreitung und eine Anpassung an sehr unterschiedliche Habitate aufweisen.[4][2]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sebkha Séjoumi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Mourad Amari, Hichem Azafzaf: Tunisia. In: Lincoln D. C. Fishpool and Michael I. Evans (Hrsg.): Important Bird Areas in Africa and associated islands: Priority sites for conservation. Pisces Publications and BirdLife International, 2001, ISBN 1-874357-20-X (birdlife.org [PDF]).
  2. a b Mondher Boughalmi, Hanene Saadi, Isabelle Pagnier, Philippe Colson, Ghislain Fournous, Didier Raoult, Bernard La Scola: High-throughput isolation of giant viruses of the Mimiviridae and Marseilleviridae families in the Tunisian environment. In: Environmental Microbiology, Band 15, 2013, S. 2000​-2007, doi:10.1111/1462-2920.12068, PMID 23298151, Epub 12. Dezember 2012. Siehe insbes. Fig. 2.
  3. R. H. Hughes, J. S. Hughes: A directory of African wetlands: with a chapter on Madagascar. IUCN [u. a.], Glan 1992, ISBN 978-2-88032-949-5, S. 79 (iucn.org [PDF; abgerufen am 3. Juli 2023]).
  4. Nina S. Atanasova, Hanna M. Oksanen, Dennis H. Bamford: Haloviruses of archaea, bacteria, and eukaryotes. In: Current Opinion in Microbiology. 25. Juni 2015, S. 40–48; doi:10.1016/j.mib.2015.04.001, PMID 25932531. Siehe insbes. Fig. 1.