Sokolow-Lafette

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ein Vickers-MG auf der Sokolow-Lafette

Die Sokolow-Lafette ist eine Radlafette für schwere Maschinengewehre, die von dem russischen Offizier Alexander Alexejewitsch Sokolow für das Maxim-Maschinengewehr entwickelt wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entwicklung von Lafetten wurde einer Kommission der Infanterie-Offiziersschule anvertraut. Mitte Februar 1908 entschied sich die Kommission für zwei Systeme von Lafetten für Infanterie: ein Muster der Putilowwerke und eine Sokolow-Lafette sowie zwei für die Kavallerie – eine Sokolow-Lafette und eine Maxim-Nordenfeld-Vickers-Lafette zur Erprobung an die Truppe übergeben,[1] die in zwei Infanterieregimentern in jedem der Bezirke: Petersburg, Warschau, Kaukasus, Turkestan und in zwei Kavallerieregimentern der Bezirke Petersburg und Kaukasus durchgeführt wurden, zeigten den Vorteil der Lafette von Hauptmann Sokolow gegenüber der von Putilow sowie die großen Vorteile des neusten Modells der Vickers-Dreibeinlafette. Obwohl die durchgeführten Tests die Notwendigkeit zusätzlicher Änderungen an allen Lafetten ergaben, wurden zur schnellen Ausrüstung der Armee mit Maschinengewehren 500 Sokolow- und 500 Vickers-Lafetten sofort bestellt.[2] In den Infanterie-Maschinengewehrzügen wurden Maxim-Maschinengewehre zum Teil auf den alten Radwagen mit Schilden,[3] teilweise auf den Packstativen, teilweise auf den neuen Sokolow-Lafetten und speziellen einziehbaren Dreibeinen platziert.[4]

Die Sokolow-Lafette wurde auch bei einigen englischen Vickers-Maschinengewehren (hauptsächlich mit einer Dreibeinlafette) und beim Slostin-Maschinengewehr verwendet. Im weiteren Betrieb der Lafette zeigten sich technische Probleme, insbesondere beim Transport der Maschinengewehre.[5]

Die ersten Lafetten wurden im Lessnerwerk hergestellt. Nachfolgend wurden die Sokolow-Lafetten in der Tulaer Waffenfabrik, im Petrograder Obuchow-Werk und in den Werkstätten der Marineakademie hergestellt.

Vereinfachte Sokolow-Lafette

1915 wurde eine vereinfachte Maschinengewehrlafette System Kolesnikow Modell 1915 übernommen,[6] doch Sokolow-Lafetten wurde weiterhin verwendet. Ab der Modernisierung des PM 1910 zum PM 1910/30 wurde auch eine vereinfachte Sokolow-Lafette ohne die beiklappbaren Stützen für Dreibeinaufstellung verwendet, um Gewicht zu sparen.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sokolow-Radlafette besteht aus der Achse mit den beiden Rädern, dem daran angebrachten MG-Unterbau sowie der Deichsel. Am Unterbau ist links und rechts je eine Stütze angebracht, die gemeinsam mit der Deichsel für eine erhöhte Dreipunktaufstellung in festen MG-Stellungen genutzt werden konnten. In dieser Konfiguration kann das MG auch als Fla-MG verwendet werden. Auf dem Unterbau befindet sich der Drehkranz, der nach oben in eine U-förmige Waffenwiege übergeht und an dessen hinterm Ende die Höhenrichteinrichtung angebracht ist.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technische Daten
Gesamtmasse ohne MG 36 kg
Radgewicht 3,07 kg
Raddurchmesser 311 mm
Höhenrichtbereich −42°/+52°
Seitenrichtbereich 120 °
Länge über alles 1350 mm
maximale Breite 505 mm

Nachfolger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die beiden Nachfolger des PM 1910, das erfolglose DS-39 und das SG-43, wurde weiterhin auch Radlafetten verwendet, die jedoch deutlich einfacher konstruiert und leichter waren.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Юрий Владимирович Шокарев: Оружие. Росмэн, 2004, S. 224 (russisch, Juri Wladimirowitsch Schokarew: Waffen).
  • Рафаил Шоломович Ганелин: Военная промышленность России в начале XX в. (1900—1917). Сборник документов. In: Geschichte der Entstehung und Entwicklung des militärisch-industriellen Komplexes Russlands und der UdSSR 1900-1963. 2004, ISBN 5-94881-037-2, S. 346, 347, 398, 453 (russisch, 832 S., Rafail Scholomowitsch Ganelin: Russische Militärindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. (1900-1917). Sammlung von Dokumenten.).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ganelin, S. 346
  2. Ganelin, S. 347
  3. a b Maxim Popenker: Maxim M1910/30. In: Modern Firearms. modernfirearms.net, abgerufen am 15. Februar 2022 (englisch).
  4. Ganelin, S. 398
  5. Ganelin, S. 453
  6. Семён Федосеев. Столетие легендарного «Максима» // журнал «Мастер-ружьё», № 11 (164), ноябрь 2010. стр.40-46
  7. Günter Wollert, Reiner Lidschun: Infanteriewaffen gestern. (1918–1945). In: Illustrierte Enzyklopädie der Infanteriewaffen aus aller Welt. 3. Auflage. Band 1+2. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1998, ISBN 3-89488-036-8, Waffen, S. 452 f.