Sorgenpuppe
Als Sorgenpuppe oder auch Sorgenpüppchen werden kleine, handgefertigte Puppen bezeichnet, deren Tradition und Gebrauch aus Guatemala und Mexiko stammt. Dort werden die Püppchen auf Spanisch Muñeca quitapena genannt, die Wortbedeutung ist dieselbe.
Beschreibung und Material
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sorgenpüppchen werden als Bastelarbeiten hergestellt. In Guatemala werden sie aus Draht, Wolle und Stoffresten gefertigt und in Maya-Tracht gekleidet. Die Größe der Puppen reicht dabei von 1 bis 5 cm.[1] In westlichen Kulturen kommen meist Makulaturpapier, Klebeband, Papierreste und bunte Wolle zum Einsatz. Hier können die Puppen auch größer ausfallen.[2]
Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tradition zur Verwendung von Sorgenpüppchen stammt aus Mittelamerika. Einer Legende zufolge geht die Muñeca quitapena auf eine Prinzessin namens Ixmucane zurück, welche vom Sonnengott die Gabe erhielt, alle Probleme der Menschen zu lösen.[2]
Sowohl in der Tradition als auch in der Moderne werden Sorgenpüppchen an ernste und/oder besorgte Kinder verschenkt (oder ausgeliehen). Diese erzählen ihrer Puppe alle Sorgen, Ängste und Kümmernisse und verstecken die Puppe unter ihren Kopfkissen, um dann eine Nacht darüber zu schlafen. Am nächsten Morgen sollen alle Sorgen und düsteren Gedanken verschwunden sein.[3]
In der modernen Pädiatrie und Kinderpsychiatrie spielen Sorgenpüppchen eine wichtige Rolle. In psychologischen Gesprächen mit Kindern werden Sorgenpuppen eingesetzt, um dem Kind einen imaginären, aber vertrauenswürdigen „Ansprechpartner“, „Zuhörer“ und „Tröster“ anzubieten. Dabei fungiert die Puppe als eine Art „Vermittler“ zwischen Kind und Therapeuten.[4][5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Petra Stamer-Brandt, Monika Murphy-Witt: Das Erziehungs-ABC: von Angst bis Zorn (= GU Ratgeber Kinder-Serie). Gräfe Und Unzer, München 2011, ISBN 3-8338-2551-0.
- Melanie Gräßer, Eike Hovermann: Kinder brauchen Rituale: So unterstützen Sie Ihr Kind in der Entwicklung. Stressfrei durch den Familien-Alltag. Empfohlen von: Akademie für Kindergarten, Kita und Hort. Humboldt, Hannover 2015, ISBN 3-86910-714-6.
- Fred Christmann: Keine Angst vor Ängsten: Verhaltenstherapeutische Techniken lernen und anleiten. Schattauer Verlag, Stuttgart 2015, ISBN 3-7945-3147-7.
- Nicole Joiner, Dagmar Rücker: Knüllen, falten, schneiden, färben: Kunterbunte Ideenkiste für Kinder von 3–8 Jahren. Ökotopia Verlag, Münster 2010, ISBN 3-86702-116-3.
- Charles E. Schaefer, Donna Cangelos: Essential Play Therapy Techniques: Time-Tested Approaches. Guilford Publications, New York 2016, ISBN 1-4625-2451-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Charles E. Schaefer, Donna Cangelos: Essential Play Therapy Techniques. S. 102.
- ↑ a b Nicole Joiner, Dagmar Rücker: Knüllen, falten, schneiden, färben. S. 41.
- ↑ Fred Christmann: Keine Angst vor Ängsten. S. 112.
- ↑ Petra Stamer-Brandt, Monika Murphy-Witt: Das Erziehungs-ABC. S. 34.
- ↑ Melanie Gräßer, Eike Hovermann: Kinder brauchen Rituale. S. 24–26.