St. Johannes der Täufer (Ratheim)

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St. Johannes der Täufer in Ratheim
Südseite

St. Johannes der Täufer ist die römisch-katholische Pfarrkirche des Hückelhovener Stadtteils Ratheim im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Die Kirche ist Johannes dem Täufer geweiht und unter Nummer 2 in die Liste der Baudenkmäler in Hückelhoven eingetragen.

Zur Pfarre zählen auch Altmyhl mit der Kapelle St. Josef, Busch, Faulendriesch, Garsbeck, Gendorf, Klaerhof, Krickelberg und Vogelsang.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchengebäude liegt etwas zurückversetzt an der Straße Am Kirchberg. Die Kirche befindet sich im Ortskern und wird von einer kleinen Grünanlage umgeben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Ratheim bestand schon im 12. Jahrhundert eine Kirche, die 1305 erstmals urkundlich erwähnt wurde. In der Urkunde schenkte der Dechant des Heinsberger Stiftes St. Gangolf, Arnold von Ratheim, dem Heinsberger Stift den Ratheimer Hof. Schon damals war Ratheim eine eigenständige Pfarrei. Die Pfarre gehörte damals zum Dekanat Wassenberg im Bistum Lüttich.

Die Reformation konnte in Ratheim zwischenzeitlich Fuß fassen, sodass sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zahlreiche Bewohner den Wassenberger Prädikanten anschlossen. Mit der Verfolgung der Prädikanten um 1534 wurde Ratheim wieder vollständig katholisch.

Am 1. April 1969 wurden Schaufenbergs und Millich zur Pfarre St. Bonifatius/Schaufenberg erhoben. Bis dahin gehörten beide Orte zur Pfarre Ratheim. 1979 wurde Altmyhl nach Ratheim umgepfarrt, zuvor gehörte der Ort zur Pfarre St. Johann Baptist, Myhl.[1]

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 1305 erwähnte Pfarrkirche war eine romanische Saalkirche des 11. oder 12. Jahrhunderts. Hiervon sind noch Mauern im Mittelschiff erhalten. Im 15. Jahrhundert wurde das kleine Gotteshaus im Stil der Gotik umgebaut. Das Kirchenschiff erhielt ein Gewölbe und wurde um das südliche Seitenschiff, einen neuen Chor und den heutigen Glockenturm erweitert. Im 17./18. Jahrhundert erhielt der Turm schließlich seine charakteristische geschweifte barocke Haube.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche zu klein, und man beschloss 1858, das Kirchengebäude zu erweitern. Mit den Planungen wurde der Kölner Baumeister Friedrich von Schmidt beauftragt. Nach seinen Plänen folgte nach Abriss des Chores 1861 der Bau des Querschiffs und der Choranlage mit Sakristei. Die feierliche Kirchweihe war schließlich am 28. Oktober 1868.

Über 100 Jahre später beschloss man, die Pfarrkirche um ein nördliches Seitenschiff zu erweitern. Hierbei entschied sich die Pfarre für einen Nachbau des gotischen südlichen Seitenschiffs. So wurde die romanische Nordwand des heutigen Mittelschiffs aufgebrochen und daran 1971/72 das Seitenschiff im gotischen Stil erbaut.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Johannes der Täufer ist eine dreischiffige Hallenkirche im Stil der Gotik und der Neugotik. Das Langhaus ist dreischiffig und vierjochig, über dem Westjoch des Mittelschiffs erhebt sich der dreigeschossige und eingezogene Glockenturm, welcher von einer barocken Haube bekrönt wird. Im Osten schließt sich an das Langhaus das Querschiff an, daran ein dreischiffiges Joch mit den Seitenchören. Im Osten schließt der Bau in Breite des Mittelschiffs mit einem fünfseitig geschlossenen Chor. Der gesamte Bau wird von Kreuzrippengewölben überspannt, die Fenster besitzen zweibahniges Maßwerk. Über der Vierung erhebt sich ein quadratischer Dachreiter.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Kirche befinden sich zahlreiche historische Heiligenfiguren, eine Herz-Jesu-Figur aus dem 20. Jahrhundert, eine Madonna mit Kind aus dem 18. Jahrhundert, hl. Nepomuk aus dem 17. Jahrhundert, hl. Johannes der Täufer aus dem 18. Jahrhundert und eine Figur des hl. Sebastian aus dem 18. Jahrhundert.

Die Orgel ist ein Werk der Orgelbaufirma Heinz Wilbrand aus Übach-Palenberg aus dem Jahr 1992 und besitzt 20 Register. Der Orgelprospekt stammt noch von der Stahlhuth-Orgel von 1868.[2]

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Glockenturm hängt ein vierstimmiges Geläut aus Bronze-Glocken der Glockengießerei Otto aus dem Jahr 1905. Während des Zweiten Weltkriegs mussten drei der vier Glocken für Rüstungszwecke abgeliefert werden, nur die Katharinenglocke verblieb im Turm. Zu einer Einschmelzung kam es glücklicherweise nicht mehr, sodass die Glocken nach dem Krieg unversehrt nach Ratheim zurückkehrten.[3][4][5]

Ratheim besitzt ein sehr klangentfaltendes und warmes Geläute!

Nr. Name Gussjahr Gießer Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
1 Johannes Baptist 1905 Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen 1470 1955 des1 +1
2 Maria 1905 Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen 1310 1370 es1 −1
3 Michael 1905 Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen 1160 970 f1 −3
4 Katharina 1905 Karl Otto, Fa. F. Otto, Hemelingen 1100 810 ges1 −4

Die Glocken erklingen im Motiv „Veni sancte spiritus“.

Läuteordnung der Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oster-/Weihnachtszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlass Tag/Uhrzeit Glocken Motiv
Angelus Montag–Sonntag um 07:00, 12:00, 18:00 Uhr 3
Sterbestunde Christi Freitag, 15:00 Uhr 1
Werktagsmesse Montag, 18:15 Uhr 2+3 große Sekunde
Andacht/Stille Anbetung Montag, 17:45 Uhr 3
Sonntagvorabendmesse Samstag, 16:45 Uhr 1+2+4 Gloria
Sonntagseinläuten Samstag, 19:00 Uhr 1+2+3+4 Veni sancte Spiritus
Hochamt Sonntag, 10:45 Uhr 1+2+4 Gloria

Adventszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlass Tag/Uhrzeit Glocken Motiv
Angelus Montag–Sonntag um 07:00, 12:00, 18:00 Uhr 3
Sterbestunde Christi Freitag, 15:00 Uhr 1
Werktagsmesse Montag, 18:15 Uhr 3+4 kl. Sekunde
Andacht/Stille Anbetung Montag, 17:45 Uhr 3
Sonntagvorabendesse Samstag, 17:45 Uhr 2+4 Mollterz
Sonntagseinläuten Samstag, 19:00 Uhr 1+2+3+4 Veni sancte spiritus
Hochamt Sonntag, 10:45 Uhr 2+4 Mollterz

Grüne Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlass Tag/Uhrzeit Glocken Motiv
Angelus Montag-Sonntag, 07:00, 12:00, 18:00 Uhr 3
Sterbestunde Christi Freitag, 15:00 Uhr 1
Werktagsmesse Montag, 18:15 Uhr 3 -
Andacht/Stille Anbetung Montag, 17:45 3
Sonntagvorabendesse Samstag, 17:45 Uhr 2+3+4 Résurrexi
Sonntagseinläuten Samstag, 19:00 Uhr 1+2+3+4 Veni sancte spiritus
Hochamt Sonntag, 10:45 Uhr 2+3+4 Résurrexi

Fastenzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlass Tag/Uhrzeit Glocken Motiv
Angelus Montag-Sonntag um 07:00, 12:00, 18:00 Uhr 3
Sterbestunde Christi Freitag, 15:00 Uhr 1
Werktagsmesse Montag, 18:15 Uhr 3+4 kl. Sekunde
Andacht/Stille Anbetung Montag, 17:45 Uhr 3
Sonntagvorabendesse Samstag, 17:45 Uhr 2+4 Mollterz
Sonntagseinläuten Samstag, 19:00 Uhr 1+2+3+4 Veni sancte spiritus
Hochamt Sonntag, 10:45 Uhr 2+4 Mollterz

Kasualien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlass Tag/Uhrzeit Glocken Motiv
Taufe 4
Hochzeit 1+2+3 Pater Noster
Exequien 1
Mai-/Rosenkranz-/Oktoberandacht 2
Herz Jesu-/Kreuzwegandacht 3
Vesper 3
Silvester am 1. Jan., 24:00 Uhr 1+2+3+4 Veni sancte spiritus

[An allen Hochfesten wird zum Gottesdienst mit allen vier Glocken geläutet.]

Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Priester waren bislang Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer:[6][7]

von – bis Name
Um 1345 Johann von Scaephusen
1418–1421 Arnold Reyer
1421–1530 Unbekannt
1530–1534 Werner von Lammerstorp
1534–1582 Jakob von Kintzweiler
1582–1584 Jakob Zaehren
1584–1595 Heinrich Wirtten
1619–1624 Johann Paggen
1624–1647 Wilhelm von Wyck
1647–1649 Johann Nyßen
1649–1693 Johann Tetzius
1693–1693 Franz Stephan Wilms
1693–1721 Johann Vitus Wilms
1721–1769 Adolf Joseph Beeck
1770–1777 Wilhelm Franz Sauer
1777–1777 Johann Wilhelm Daniels
von – bis Name
1777–1789 Johann Leonhard Strauß
1789–1814 Johann Wilhelm Baumeister
1814–1816 Oberrhe
1816–1844 Karl Friedrich Goebbels
1845–1852 Johann Wilhelm von de Fenn
1852–1879 Georg Max Joseph Hubert Drouven
1879–1886 Leonard Birken
1887–1912 Johann Wildt
1900–1912 Franz Michael Thoma
1912–1944 Lorenz Offermann
1944–1968 August Pütz
1968–1982 Heinrich Pesch
1982–2013 Klaus Jansen
2013–2014 Gottfried Maria Graaff (Pfarrverwalter)
2014–2016 Winfried Müller (Pfarrverwalter)
2016–2018 Georg Kaufmann
seit 2018 Anton Steinberger

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Johannes der Täufer (Ratheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 776, 780.
  2. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen. 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 779.
  3. Norbert Jachtmann: Glockenmusik in der Region Heinsberg. S. 323 ff.
  4. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. S. 62, 442, 443, 514, 576.
  5. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. 81, 82, 446, 479, 535, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  6. Bischöfliches Generalvikariat (Hrsg.): Handbuch des Bistums Aachen 3. Ausgabe, Aachen 1994, S. 776.
  7. Peter Knippertz, Helmut Winkens: Die Pastöre in Ratheim. In: Internetseite der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer. Abgerufen am 21. März 2018.

Koordinaten: 51° 4′ 2,5″ N, 6° 10′ 38,1″ O