St. Kilian (Welda)

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St. Kilian, Vorderseite Haupteingang
Grundriss der Kirche

St. Kilian ist eine um 1120 n. Chr. erbaute Kirche in Welda bei Warburg. Kirche und Gemeinde gehören zum Pastoralverbund Warburg Stadt und Land im Dekanat Höxter des Erzbistums Paderborn. Bereits 845 wurde das Kirchspiel Welda unter dem Bischof von Paderborn, Badurad, zur Pfarrei erhoben.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die St.-Kilian-Kirche wurde um 1120 n. Chr. in Kerkwellede (Kirchwelda, heute Welda) im Twistetal etwa einen Kilometer südlich vom ursprünglichen Wellede (Alt-Welda, welche heute eine Wüstung ist) erbaut. Es wurde in Alt-Welda ein Bruchstück[1] eines Weihwasserbeckens oder Tiegels gefunden. Wahrscheinlich gab es in Alt-Welda die erste Steinkirche und vermutlich eine Holzkirche als Vorläuferbau, mit dem gleichen Patrozinium. Die heutige St.-Kilian-Kirche liegt im Ortskern von Welda kreisförmig umgeben von Wohnhäusern und Bauernhöfen und gegenüber dem Schloss Welda auf der Nord-Süd-Linie. Rund um die Kirche existierte lange Zeit ein Kirchfriedhof. Die Kirche und das daneben stehende Pastoratsgebäude sind von einer Mauer umgeben.

Bauwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige Kilianskirche ist einschiffig, zweijochig und besitzt einen geraden Chorabschluss. Neben der Kirche gibt es einen Anbau aus Fachwerk, der als Zehntscheune (Kornspeicher) gedient hat. Der Kirchturm wurde wahrscheinlich auch als Wehrturm genutzt. Die Kirchengemäuer wie die Kirchenmauer sind aus Bruchstein erbaut. Die Kirche wurde in den 1970er-Jahren verputzt und mit weißer Farbe angestrichen.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „halbierte“ Volksaltar

Charakteristisch für die St.-Kilian-Kirche sind die Lippoldsberger Konsolen, mit jeweils sechs Symbolen in Kästchen pro Konsole, die als griechisches Bilderrätsel von dem ehemaligen Pfarrer Franz Cramer um 1930 interpretiert wurden. Vier von den sechs Symbolen ergeben nach Cramer jeweils christliche Sinnsprüche, die da übersetzt lauten:

-Sei mildtätig schnell, beständig nach Kräften

-Immer handle einträchtig

-Immer handle uneigennützig

-Immer handle gleichgesinnt

-Stimme überein mit der rechtgläubigen Lehre

-Folge immer dem gesetzmäßigen Lehrer

-Folge nie dem unrechten falschen Lehrer

-Immer halte Gemeinschaft mit den ganz Armen

-Immer halte Gemeinschaft mit den ganz Reichen (Mächtigen).

Die Kunstschätze der Kirche sind das Taufbecken aus dem Jahr 1601, mit einer Bronzehaube, sowie die Pietà aus dem Jahr 1680, die Madonna mit dem Kind (um 1680) sowie Anna selbdritt (1580), ein Astkreuz (um 1500) und die Kanzel aus dem Jahr 1600 sowie Mater Dolorosa (1700). Es existiert eine Renaissance-Malerei an dem Fenster der Südwand, welches um 1650 entstand.

Das Retabel des Hochaltars von 1697 wird Heinrich Papen zugeschrieben und wurde von Wilhelm Hutzier illuminiert. Es zeigt die Krönung Mariens und wurde 1865 von der Warburger Altstadtkirche übernommen. Der Volksaltar stammt aus der ehemaligen Kapelle des Schlosses. Er wurde durchgeschnitten, so dass die Mensa recht klein ist.[2]

An der äußeren nördlichen Kirchenwand sind zwei Gedenktafeln für die Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht.

Die Kirche wurde im Jahr 1991 zuletzt renoviert. Bei der Renovierung wurde das Fragment einer Renaissance-Ausmalung (etwa 1650 entstanden) entdeckt.

Kirchenuhr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Turmuhr ist ein Geschenk des in Welda geborenen Uhrmachers Johann Ignaz Fuchs, der die Uhr auf der Weltausstellung 1873 in Wien ausstellte bzw. sie wurde am 18. Oktober 1873 preisgekrönt. Die Turmuhr hat am 22. November 1875 in Welda zum ersten Mal geschlagen.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Kilian, seitliche Ansicht der Orgel auf der Empore und Orgelprospekt an der linken Wand des Kirchenraumes

Bis zum Jahre 1875 stand eine kleine Orgel an der Nordwand im Kirchenschiff. 1897 wurde eine neue Orgel von Franz Eggert aus Paderborn mit neun Registern gebaut und auf der Empore aufgestellt. Bis 1953 haben die Messdiener mittels Blasebalg die Luft für das Orgelspielen besorgt. Im gleichen Jahr wurde die Orgel mit einem elektrischen Gebläse versehen. Die gesamte Orgel wurde im Jahr 1957, bis auf den Spieltisch, auf dem ehemaligen Kornspeicher über der Gruftkapelle untergebracht. Heute verfügt das Instrument über zehn Registern auf einem Manual und Pedal und wird über eine elektropneumatische Register- und Spieltraktur angespielt.

I Manual C–g3
1. Bourdon 8′
2. Prinzipal 8′
3. Quinte 223
4. Salizional 8′
5. Oktav 4′
6. Konzertflöte 4′
7. Oktav 2′
8. Mixtur II–III
Pedal C–f1
9. Subbass 16′
10. Oktavbass 8′

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1917 mussten alle Glocken bis auf eine für die militärische Materialversorgung während des Ersten Weltkrieges abgegeben werden. Unter den abgegebenen Glocken befand sich die Kiliansglocke, die 1854 von der Firma Henschel & Sohn in Kassel gegossen wurde. Vier Jahre später wurden neue, minderwertigere Stahlglocken, vom Bochumer Verein produziert und aufgehängt, die auf die Namen Kilianus, Maria und Martha geweiht wurden. Bei der großen Feldprozession 1921 konnten sie erstmals nach dem Krieg geläutet werden. Die drei Glocken wurden am 19. Mai 1921 bei der Glockengießerei Heinrich Humpert, Brilon, zu einem Preis von 19.300 Mark bestellt. Für das händische Läuten und das Beiern waren neben dem Küster auch Messdiener notwendig. Seit dem Jahre 1960 läuten die Glocken elektrisch angetrieben.

In der Glockenstube sind in einem einstöckigen, dreifeldrigen Stahlglockenstuhl aus dem Jahre 1959 drei Gussstahlglocken des Bochumer Vereins installiert. Die Glocken 1 und 3 hängen an Holzjochen, während Glocke 2 ein Stahljoch besitzt.

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießerei
 
Durchmesser
(mm)
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
 
1 Kilianus 1921 Bochumer Verein 1066 460 a1
2 Maria 1921 Bochumer Verein 890 300 c2
3 Martha 1921 Bochumer Verein 798 230 d2

Läuteordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher wurde der Sonntag eingeläutet. Werktags wird mit der kleinen und mittleren Glocke geläutet, sonntags mit allen drei. Das Totenläuten erfolgt mit der großen Glocke. Früher wurde um 12 Uhr eine halbe, heute wird eine Viertelstunde geläutet. Zu Beerdigungsfeiern wird nur mit der großen Glocke geläutet.

Anlass Läutezeit Anzahl
Glocken
1 2 3 Reihenfolge
Anläuten
Hochfeste 1. Ordnung Vorläuten, 30 Minuten vor Beginn 3 a1 c2 d2 aufsteigend
Zusammenläuten, 15 Minuten vor Beginn 3 a1 c2 d2 absteigend
Hochfeste 2. Ordnung Vorläuten, 30 Minuten vor Beginn aufsteigend
Zusammenläuten, 15 Minuten vor Beginn absteigend
Einläuten von Sonn- und Feiertagen (Vorabend) 2
Salve Regina 1
Totengeläut 1

Liste der Pfarrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als einer der ersten Pfarrer von Welda ist Johann von Wellede 1224 schriftlich belegt. Der Pfarrer Bernardus Hillebrand führte als erster Geistlicher Kirchenbücher 1693 ein. (zur Legende: + in Welda verstorben bzw. begraben). Einige Dominikaner (O.P.) aus dem Warburger Kloster haben zeitweise als Pfarrverweser in der Pfarrgemeinde Welda ausgeholfen.

  • Johann von Wellede (um 1224)

...

  • Bertold Ludeken (?)
  • Gottschalk von Vorseten (?)
  • Cord Manegoldes, Dechant (?)
  • Johann Tymans (1457-?)

...

  • Anton Hertogen (1601–1626)

...

  • Henricus Brandes (1630–1646)
  • Meinolph Radering (1646–1650)
  • Georgius Schorten (1650–1674)
  • Friedericus Bartsmann (1674–1684)
  • Friedericus Casparus Blankebiel (1684–1693)+
  • Bernardus Hillebrand (1693–1717)+
  • Joannes Henricus Bernholtz (1717–1736)+
  • P.F. Fischer, O.P. (1736 - 1745)
  • Laurentius Brandt (?) genannt
  • J.B.Niedermeyer um 1741 (genannt)
  • Joannes Mauritius Bach (1751–1770)
  • Hermann Werner Schmitz (1774–1796)
  • Johann Heinrich Wünnenberg (-1796)+
  • Joannes Mauritius Bach (1751-?)
  • Hermann Werner Schmitz (1770 -1774)
  • Johann Heinrich Wünnenberg (1774 - 1796)
  • Johann Nicolaus Rappe aus Frankreich (1796–1808)[3]
  • Henricus Fehring O.P., (1808–1810)
  • Friedericus Wilhelmus Zieren (1810–1828)
  • Friedericus Josephus Batsche (1828–1834)+
  • Franciscus Bernhard Beuing (1834–1845)
  • Johannes Meinolph Gerhard Hoischen (1845–1864)
  • Casparus Melchior Balthasar Kleinschmidt (1864–1881)+
  • Johann Dietrich Gla (1881–1886)
  • Ludwig Rubarth (1886–1919)+
  • Paul Thelen (1919–1926)
  • Johannes Franz Anton Sauerwald (1926–1928)
  • Franz Cramer (1928–1952)+
  • Bernhard Scherer (1952–1955)
  • Franz Peitz (1955–1957)
  • Werner Fuhlrott (1957–1977)+
  • Clemens Kathke (1977–1979) (Pfarrverweser)[4]
  • Rudolf Englisch (1979) (Subsidiar)
  • Gottfried Pöschl, O.P., (1979–1993)
  • Alfons Weskamp (1993–2012)[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nikolaus Rodenkirchen: Kreis Warburg. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster in Westf. 1939 (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen 44. Band. Welda) S. 482ff. (unveränderter Nachdruck, Hermes-Verlag Warburg, 1994)
  • Kleiner Kirchenführer zur Kirche St. Kilian. Welda, 1992
  • Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland. Denkmäler in Westfalen. Kreis Höxter. Band 1.1: Stadt Warburg. Petersberg 2015, S. 552–556.
  • Bruno Hake: Quellen zur Geschichte des Dorfes Welda Teil 1: bis 1899. 150 Seiten – Warburg-Welda 2000. Digitalisat Welda
  • Bruno Hake: Quellen zur Geschichte des Dorfes Welda Teil 2: 1900 bis 2000. 313 Seiten Warburg-Welda 2001. Digitalisat Welda

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Kilian (Welda) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 27′ 10,1″ N, 9° 6′ 40,7″ O

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. A. Doms: Verzeichnis der archäologischen Bodendenkmäler und Funde im Stadtgebiet Warburg, Kreis Höxter, In F. Mürrmann, Die Stadt Warburg, Hermes-Verlag, Warburg, Bd. 1, 1986
  2. Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland. Denkmäler in Westfalen. Kreis Höxter. Band 1.1: Stadt Warburg. Petersberg 2015, S. 554.
  3. während der Französischen Revolution nach Deutschland geflüchtet, nach 1808 wieder nach Frankreich zurückgekehrt
  4. eigentlich Geistlicher Direktor des Laurentiusheims, Warburg
  5. Welda unser Dorf - Geschichte (letzter Zugriff 10. Januar 2021)