St. Ludwig (Edenkoben)

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St. Ludwig

Daten
Ort Edenkoben
Baumeister Wilhelm Schulte I.
Architekt Ferdinand Bernatz
Bauherrin katholische Pfarrgemeinde
Baustil neugotische Hallenkirche rheinischer Prägung, Sandsteinquaderbau
Baujahr 1888–1890
Koordinaten 49° 16′ 59,7″ N, 8° 7′ 46,2″ OKoordinaten: 49° 16′ 59,7″ N, 8° 7′ 46,2″ O
St. Ludwig (Rheinland-Pfalz)
St. Ludwig (Rheinland-Pfalz)
Besonderheiten
* Bau wurde durch die Abhaltung einer Kirchenlotterie finanziert
* ursprüngliche Ausstattung blieb in der Gegenwart erhalten

St. Ludwig ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Edenkoben. Es handelt sich architektonisch um eine neugotische Hallenkirche rheinischer Prägung. Die Bauzeit betrug rund drei Jahre (1888–1890).

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Anwachsen der Anzahl der in Edenkoben sesshaften Katholiken wurde die alte Nepomukkirche zu klein. Anfangs erwog man die Verlängerung der alten Kirche, beschloss dann aber einen Neubau. Dazu genehmigte das Staatsministerium 1885 die Abhaltung einer Kirchenlotterie, das damals übliche Mittel, die Gelder für einen Kirchenbau zusammenzubringen.

Für die Durchführung waren Pläne notwendig, die zunächst der Architekt Franz Schöberl bereitstellte. Er sah in Anlehnung von Detailformen an die rheinische Spätromantik eine mächtige, zweitürmige Westfassade mit Stufenportal unter einem Baldachin und einer Fensterrose im zweiten Geschoss vor. Daran sollte sich ein achtjochiges basilikales Langhaus mit Vierung und Querhaus anschließen. Da die Lotterie die bedeutende Summe von 200.000 Mark einbrachte, konnte ein aufwendiger Neubau erwogen werden. Die Pfarrgemeinde erwarb in der Nähe der alten Kirche den Bauplatz und beauftragte Ferdinand Bernatz von Speyer mit der endgültigen Planung. Als örtlicher Bauleiter fungierte Wilhelm Schulte sen. aus Hagen in Westfalen. Am 24. August 1890 wurde die Kirche von Bischof Joseph von Ehrler konsekriert.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ferdinand Bernatz plante eine dreischiffige Hallenkirche zu fünf Jochen mit Querhaus, Vierung und Apsis mit Schluss aus fünf Seiten eines Achtecks. Der im Westen platzierte Turm ist bis zum Helmansatz quadratisch hochgeführt. Dann sitzen vier kleine, mit Pyramidendach bekrönte Laternchen an den Turmecken und stützen den Turmhelm. Ein Dachreiter ist über der Vierung angebracht. Das Maßwerk der Fenster mit Kleeblatt über zwei ebenfalls zu Dreipässen eingezogenen Teilbögen entspricht der im Rheinland gepflogenen Rezeption des gotischen Stils. Bauten wie Krefeld St. Stephan standen der Anlage des Turmes und des Hallenschiffes Pate.

Bernatz vertritt mit seinem Plan für Edenkoben eindeutig die rheinische Richtung der Gotikrezeption im 19. Jahrhundert innerhalb des Kirchenbaus. Auch der Bauleiter Wilhelm Schulte sen. brachte von seiner Ausbildung bei August Rincklake an der Technischen Hochschule Braunschweig und bei Hilger Hertel, dem Diözesanbaumeister von Münster, indirekt Ideen der von Vinzenz Statz gewollten engen Anlehnung der Gesamtarchitektur wie der Details an historische Vorbilder, hier der gotischen Hallenkirchen, in die Planung der Edenkobener Kirche mit ein.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ludwigskirche hat in bemerkenswerter Vollständigkeit ihre ursprüngliche Ausstattung behalten. Die meisten Skizzen für den Aufbau und die Gestaltung der Altäre fertigte Wilhelm Schulte sen. an. Der Hochaltar wurde in der Form eines hölzernen Retabels über steinernem Stipes geschaffen, das eine Kreuzigungsgruppe bekrönt. Engel flankieren den Tabernakel. Die Reliefs zeigen die Geburt Christi und das Abendmahl. Am Stipes sind in Stein die Opferung Isaaks, das apokalyptische Lamm und das Opfer des Melchisedech dargestellt.

Der Marienaltar auf der Evangelienseite zeigt Geburt und Tod der Gottesmutter in Relieffeldern zu Seiten einer im Schrein stehenden Marienfigur in der für das 19. Jahrhundert typischen Faltung der Hände. Ein Wandretabel mit Darstellung der 14 Nothelfer im Nordquerraum der Kirche wurde links vom Marienaltar aufgehängt. Hierzu gehörte noch ein Vesperbild, das jetzt im Turmuntergeschoss im Westen der Kirche aufgestellt ist.

Chorraum mit Triumphkreuz des Bildhauers August Schmiemann

Auf der Epistelseite im südlichen Seitenschiff steht der Josephsaltar. Als Steinrelief ist am Stipes der Tod Josephs dargestellt. Die Statuen des Altars, St. Joseph, St. Georg und St. Klara, schuf der Bildhauer August Schmiemann aus Münster, der auch das Vesperbild modelliert hat. Von seiner Hand wurde noch die Großen Statuen der 12 Apostel an den Pfeilern der Kirche geschaffen. Aus seinem Atelier kam das Triumphkreuz im Scheitel des Chorbogens. Die qualitätsvollste Schöpfung aus seiner Hand sind in Edenkoben jedoch die 14 geschnitzten Kreuzwegstationen. Hier sind dramatische Handlungen in unmittelbarer Wirkung sehr direkt umgesetzt. Schmiemann hat antikisierende Haltungen und Gesten mit Gewandformen, wie sie in der Spätgotik üblich waren, verknüpft. Aus dem italienischen Formenschatz, der von Donatello bis Michelangelo reicht, werden Zitate bei einzelnen Figuren zu einem bewegten Szenarium verschmolzen, wie die Kreuzaufnahme oder der Fall Christi unter dem Kreuz deutlich machen können.

Kreuzwegstationen und Heiligenfigur

An der Kanzel, die Bildhauer Wilhelm Bolte aus Münster fertigte, fehlt heute der Schalldeckel. Die Figuren der vier abendländischen Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Papst Gregor hat Schmiemann gehauen. Damit ergeben die Ausstattungsstücke im Innern der Kirche ein für die Frömmigkeitsentfaltung und Heiligenverehrung der Gläubigen im 19. Jahrhundert beispielhaftes und geschlossenes Programm.

Auch das weitere Kircheninventar stammt aus der Erbauungszeit. Der Taufstein kommt aus der Bildhauerwerkstatt Stucktei in Münster, die auch die Kommunionbank lieferte. Chorgestühl und Beichtstühle wurden bei dem Atelier Miele in Münster in Auftrag gegeben. Die zahlreichen Künstler aus Münster hat Wilhelm Schulte vermittelt. Die Orgel wurde 1890 von der Firma Voit in Durlach geliefert und 1975 umgebaut und erweitert. Die Fenster gingen bis auf wenige Reste bei der Explosion eines Munitionszuges am 5. Januar 1945 zugrunde. Nur das Rosenkranzfenster, das Fenster über der Orgel und die Rosette im Königschor gehen auf Entwürfe Wilhelm Schultes zurück. Die Herstellung erfolgte in den M. Schneiderschen Werkstätten in Regensburg.[1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Ludwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Clemens Jöckle: St. Ludwig Edenkoben. In: Kleiner Kunstführer. 1. Auflage. Nr. 1314, 1981, S. 15.